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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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stürzen und das Gebiet der Kanaaniter zu vergrößern, wurden diese zu begeisterten Anhängern der neuen Glaubenslehre.
    Unter wüsten Verwünschungen schleiften sie gemeinsam die Kaserne und den Tempel des Gottes Min. Von nun an würde kein einziger Tempel mehr zum Ruhme einer Gottheit erbaut und keine Gottheit würde je wieder – in welcher Form auch immer – dargestellt werden. Die Worte des Propheten blieben als einziger Glaubensgrundsatz bestehen, die jeder ständig wiederholen sollte, damit er von ihnen durchdrungen wurde.
    Der Sieger und seine Offiziere richteten sich im Haus des Stadtvorstehers ein, der gesteinigt worden war, weil er mit den Ägyptern gemeinsame Sache gemacht hatte.
    »Ich verlange die Hälfte vom Land«, erklärte Schiefmaul.
    »Einverstanden, aber das ist ja gar nichts«, stimmte der Prophet zur großen Verwunderung seines Gesprächspartners zu. »Nachdem du so lange in den Kupferminen leiden musstest, hast du eigentlich mehr verdient, findest du nicht auch?«
    »Also, ja, wenn man das so sieht… Was schlagt Ihr vor?«
    »Wenn wir Ägypten tiefe Wunden zufügen wollen, brauchen wir junge Kämpfer, die bereit sind, für unsere Sache zu sterben. Willst du dich darum kümmern?«
    »Nichts lieber als das«, rief Schiefmaul, »das mach ich gern. Aber das wird kein Spaß. Ich schlage auch beim Üben richtig zu.«
    »So habe ich mir das auch vorgestellt. Wir brauchen eine schlagkräftige Truppe, die unsere Aufträge ausführt. Zusammen mit Shab bereiten wir die Leute vor, die ihm dann anvertraut werden. Und ich werde meinen Getreuen jeden Morgen wieder erklären, warum wir diesen Kampf führen.«
    Shab der Krumme war grenzenlos stolz, dass er aus nächster Nähe an einem derartigen Eroberungskampf teilnehmen durfte. Der Prophet beglückte ihn mit seinen einfachen Worten, die ihn selbst zu einem seiner überzeugtesten Sprachrohre machten.
    Hier in Sichern nahm das große Abenteuer allmählich Gestalt an.

 
27
     
     
     
    Am Hof in Memphis herrschte helle Aufregung. Hartnäckigen Gerüchten zufolge wollte Sesostris, der zurück in der Hauptstadt war, unverzüglich die hohen Würdenträger versammeln, die den Königlichen Rat bildeten, den engsten Beraterstab des Monarchen. Ihre Aufgabe beschränkte sich nicht auf die gewöhnlicher Minister; wie die Strahlen der Sonne sollten sie die Anweisungen des Pharaos umsetzen und mit Leben erfüllen, so wie der irdische Ausdruck schöpferischen Lichts.
    Doch auch in diesem Bereich hatte Sesostris gerade eine tief greifende Reform durchgeführt und die Zahl der Mitglieder vom Königlichen Rat reduziert; sie waren zur Geheimhaltung der Beschlüsse dieser obersten Instanz verpflichtet, die über die Zukunft des Landes entschied.
    Nun fragte sich jeder erwartungsvoll und besorgt, ob er zu den Glücklichen gehörte, die auserwählt wurden. Verschiedene ältere Höflinge hatten den Ehrgeiz mancher Anwärter noch gesteigert, als sie daran erinnerten, welch große Verantwortung auf den Schultern der Ernannten lastete.
    Medes konnte es kaum erwarten, dass die Nominierung bekannt gegeben wurde. Würde er seine Stellung behalten? Würde er versetzt werden oder musste er, was noch viel schlimmer wäre, in eine Provinzstadt ins Exil gehen? Er war überzeugt, dass er keinen Fehler gemacht hatte und man ihm folglich auch nichts vorwerfen konnte. Aber wusste der König auch wirklich seine Fähigkeiten richtig zu schätzen?
    Als dann zwei Wachleute von Sobek dem Beschützer zu ihm wollten, fühlte Medes seine Sinne schwinden. Welcher Hinweis hatte diesen verdammten Wachhund auf seine Spur gebracht? Gergu… wahrscheinlich hatte Gergu zu viel geredet! Dieses Geschmeiß dürfte seinen Vertrauensbruch kaum überleben, weil ihn Medes dann wegen tausender Vergehen öffentlich anklagen würde.
    »Wir bringen Euch in den Palast«, erklärte ihm einer der Schergen.
    »Darf ich fragen warum?«
    »Das wird Euch unser Herr sagen.«
    Widerstand war zwecklos. Medes durfte sich auf keinen Fall anmerken lassen, welche Befürchtungen er hatte. Vielleicht konnte er ja auf unschuldig plädieren und den Monarchen irgendwie überzeugen.
    Als er dann aber Sobek gegenüberstand, verließ ihn sein Mut. Nicht einer der Sätze, die er in Gedanken vorbereitet hatte, kam über seine Lippen.
    »Seine Majestät hat mir befohlen, Euch zu sagen, dass Ihr nicht weiter Schatzmeister seid.«
    Medes hörte förmlich, wie die Zellentür hinter ihm zufiel.
    »Ab sofort übernehmt Ihr das Sekretariat des

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