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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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man dieses Spiel wohl am besten spielte, indem man sich gar nicht erst darauf einließ. So nutzte man das Moment der Überraschung – eine der Lektionen, die sie mit zahlreichen anderen von ihrem Gemahl gelernt hatte. Daher erwiderte sie den Blick des Zaren kühl und gleichmütig. Und tatsächlich: Ihre Nonchalance schien nicht ohne Wirkung auf diesen Mann zu bleiben, dem man ansonsten nur mit höchster Unterwürfigkeit begegnete.
    Sie nahm zwei Kristallgläser mit Champagner von dem Tablett, das ihr Diener gerade herumreichte, trat damit auf den russischen Monarchen zu und bot ihm eines an. Seine beiden Begleiter ignorierte sie ganz bewusst. Alexander I., ein stattlicher Mann mit schütterem braunem Haar, trug die Galauniform eines Generalfeldmarschalls. Die üppige Ordensspange, die prächtigen Goldepauletten an seinem grünen Rock schimmerten im Kerzenlicht so strahlend wie die Juwelen einer Königin.
    Die meisten Damen hätten sich wohl in Zurückhaltung geübt und sich für die Einmischung galant entschuldigt. Nicht so Margaux. Sie legte Wert darauf, dass der Zar gleich merkte, dass sie aus anderem Holz geschnitzt war.
    Es kostete sie keine große Mühe, den russischen Herrscher von seinen Gesprächspartnern fortzulotsen. Er folgte ihrem Vorschlag, im Garten einen kleinen Spaziergang zu machen, mit einem verschwörerischen Lächeln, und bot ihr den Arm. Draußen tauchten der Mond und die Laternen die verschlungenen Gartenpfade in verführerische Schatten, und nachtblühende Pflanzen erfüllten die Luft mit ihrem betörenden Duft. Der Monarch – er stand in dem Ruf, ein ziemlicher Schwerenöter zu sein – beugte sich vertraulich zu Margaux herüber und dankte ihr, dass sie ihn vor einer langweiligen politischen Diskussion gerettet habe.
    “Es war mir ein Vergnügen, Exzellenz. Ich wollte schon den ganzen Abend mit Ihnen reden.” Wie unter den Delegierten des Wiener Kongresses üblich, sprach man Französisch.
    “Aha, Sie verfolgen also eine bestimmte Absicht. Eine unpolitische, wie ich hoffe. Für heute Abend reicht es mir mit der Politik.”
    “Es geht zwar in der Tat um diplomatische Dinge, doch nicht um Fragen, wie Sie sie gerade erörterten.”
    Alexanders Lächeln wurde ein wenig anzüglicher. “Sehr gescheit. Wenn es um die Diplomatie des Boudoirs geht, kann ich gar nicht genug bekommen.”
    “Alle Welt weiß von Ihrer Seelenverwandtschaft, Exzellenz. Gibt es die wirklich?”
    “Solch ein ernstes Thema? Sie überraschen mich! Ach, ich hatte mich schon so auf eine lockere Unterhaltung gefreut!”
    “Darf ich mir die Frage dennoch erlauben, Exzellenz?”
    “Aber gewiss doch! Beschäftigen Sie sich etwa mit Fragen der Mystik?”
    “Mein Gemahl tut es, und ich habe von ihm gelernt. Er hat mit mir über so manches gesprochen, unter anderem auch darüber, dass zwei Menschen miteinander durch das Gebet kommunizieren können, ganz gleich, wie fern sie einander sein mögen.”
    Sie waren im Mittelpunkt des labyrinthartigen Gartens angelangt. Hier, zwischen den Rosenbüschen, stand eine steinerne Bank. Der Zar wischte das Laub beiseite, und sobald die beiden Platz genommen hatten, waren sie schlagartig vor allen Blicken verborgen, hinter gestutzten, dichten Buchsbaumhecken versteckt wie hinter einer Mauer.
    “Ja, so ähnlich verhält es sich auch mit uns.”
    “Und diese Beziehung kreist um drei Personen, Exzellenz?” Margaux wusste die Antwort auf ihre Frage bereits. Sie hatte zwei Hofdamen der Zarin am Tage zuvor ausgehorcht und die beiden für ihre Auskünfte reich belohnt – mit Schmuck, den sie eigentlich gar nicht entbehren konnte.
    “So ist es. Wir stützen uns gegenseitig mit unseren Herzen und unseren Seelen.”
    “Weilt diese Dame denn ebenfalls hier in Wien?”
    “Es handelt sich um eine Hofdame der Zarin, Comtesse d’Edling. Kennen Sie sie?”
    “Ich hatte bisher noch nicht das Vergnügen.” Forschend blickte Margaux dem Zaren in die Augen. Durfte sie sich den Scherz erlauben, der ihr schon auf der Zunge lag? Oder sollte sie die Situation lieber nicht so leicht nehmen? Alexander I. machte ein sehr ernstes Gesicht.
    Ihre Informantinnen hatten also recht gehabt. Alexanders mystische Neigungen waren offenbar nicht erotischer Natur, sondern beruhten auf zutiefst religiöser Überzeugung. Wie jedermann wusste, glaubte der Zar, Russland sei von Gott dazu ausersehen, Napoleon zu stürzen und die Sicherheit aller europäischen Nationen zu gewährleisten. Als sich sein Reich dann in der Tat

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