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Der Befehl aus dem Dunkel

Der Befehl aus dem Dunkel

Titel: Der Befehl aus dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Kräften, Künsten schlummerte, so ersehnte sie sich so manchmal in Gedanken einen Gegner stärksten Wesens, stärksten Widerstandes.
    Ein Herr, der im Hintergrund des Saales gesessen hatte, trat an ihren Tisch. Nach einer leichten Verbeugung gegen Helene streckte er Forestier die Hand entgegen.
    »Ah, Herr Forestier! Sehr erfreut, Sie wiederzusehen. Wie geht es Ihnen?«
    Forestier sprang auf und verneigte sich. »Gestatten Sie, meine gnädigste Frau Forbin, Ihnen Herrn Shugun aus Peking vorzustellen. Würden gnädige Frau erlauben …«
    Eine Handbewegung Helenes. Mit einer dankenden Verbeugung nahm der Chinese Platz.
    Nach ein paar kurzen Worten schmeichelnder Höflichkeit begann Shugun eine Unterhaltung, die Helene schnell fesselte. Ein geistreicher, kluger Kopf. Helene erwies sich als ebenbürtige Gegnerin.
    Während der Kellner beschäftigt war, die Gedecke abzunehmen, benutzte der Chinese die Gelegenheit, mit einem Seitenblick auf Helene Forestier zuzuraunen: »Spricht die Dame spanisch?« Der schüttelte den Kopf und antwortete dann auf mehrere Fragen des Chinesen in spanischer Sprache.
    Mein wertester Forestier, das soll Ihnen nicht vergessen bleiben, dachte Helene, die ziemlich gut spanisch verstand und jedes Wort gehört hatte. Also was sagten Sie zu Herrn Shugun? Die schöne Frau ist die Gattin eines zweifelhaften Subjekts, das sich ausschließlich mit Geschäften zweifelhaften Charakters befaßt … gelegentlich gut zu brauchen … zur Zeit in unseren Diensten?
    Wir werden gelegentlich darauf zurückkommen, mein lieber Forestier, dachte Helene, während sie ihm lächelnd das Glas entgegenhielt.
    »Herr Shugun, würden Sie wohl die Liebenswürdigkeit haben, mir ein paar aufklärende Worte zu sagen? In der letzten Zeit sah ich wiederholt Zeitungen mit der schon jahrelang mißbrauchten Schlagzeile ›Wetterleuchten im Fernen Osten‹.«
    »Ah, die Gnädige befaßt sich auch mit politischen Fragen?«
    »Ich würde es gern, aber leider habe ich bisher kaum Gelegenheit dazu gehabt, mein Herr.«
    In den Augen des Chinesen blitzte es kurz auf. Vielleicht traf es sich günstig, daß Forestier in diesem Augenblick ans Telefon gerufen wurde und lange Zeit wegblieb. Als er wiederkam, hätte er bei etwas besserer Beobachtungsgabe wohl bemerken können, daß in dem Gespräch zwischen dem Chinesen und Helene ein ernsterer Ton mitklang.
    Als sie sich trennten, hörte Helene mit innerlicher Genugtuung, wie der Chinese zu dem Kellner sagte: »Wollen Sie bitte dem Geschäftsführer bestellen, ich bliebe noch einen Tag länger.« —
    Frau Helene schlief in dieser Nacht weniger fest und gut als ihr Gatte auf dem Wilden Rain. Das Gespräch mit Shugun ging ihr nicht aus dem Kopf, und sie empfand es als eine brutale Störung, als Alfred Forbin gegen Morgen in ihr Schlafzimmer trat und wütend seine Sachen wegschleuderte.
    Nur mit halbem Ohr hörte sie den Bericht ihres Mannes über seinen Besuch auf der Alm, horchte aber interessiert auf, als er von dem rätselhaften Festgebanntsein, von der Unmöglichkeit sprach, trotz stärkster Willensanstrengung zu fliehen. Dann aber lachte sie laut auf:
    »Alfred, ich kenne dich ja gar nicht wieder. Was erzählst du da für törichtes Zeug! Setze dich bitte in den Sessel und höre, was sich in deiner Abwesenheit ereignet hat.«
    Als sie geendet, wirbelte Forbin der Kopf … Geschäfte aller Art für eine gewisse Großmacht im Fernen Osten … Pfunde, Dollar, Francs konnten auf der Straße liegen für den, der es verstand, sie aufzuheben.
    Er warf Helene einen bewundernden Blick zu.
    »Du bist doch hoffentlich von deinen Halluzinationen endgültig geheilt, Alfred?« meinte sie. »Ich habe mir die Sache eben nochmal genau durch den Kopf gehen lassen. An etwas übersinnliches, Übernatürliches zu denken, wäre verrückt. Aber es ist Zeit, sich fertigzumachen. Herr Shugun wird pünktlich sein.«
    Es war eine angeregte, inhaltsreiche, interessante Unterhaltung zwischen dem Chinesen und dem Ehepaar Forbin. Während nach Schluß der Mahlzeit Herr Shugun und Frau Helene noch am Tisch sitzenblieben, entfernte sich Alfred Forbin, um nach kurzer Zeit im Reiseanzug und mit einigem Gepäck wieder zu erscheinen. Nach kurzer Verabschiedung fuhr er zum Bahnhof, um einen Zug nach Norddeutschland zu besteigen. Dort gedachte er einige Käufe in Altmetall aus früheren Marinebeständen zu tätigen.
    Herr Shugun setzte seine Unterredung mit Frau Helene noch lange fort.
    Am nächsten Tag fuhren sie gemeinsam

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