Der Befehl aus dem Dunkel
die natürliche Gedankenübertragung, wie sie wohl die meisten Menschen gelegentlich erleben, mit chemischen und physikalischen Mitteln zu verbessern.
Die ganze Menschheit wollte er sich Untertan machen durch seinen Willen. Da traten die Himmlischen schützend vor ihre Geschöpfe und straften den allzu Kühnen mit Wahnsinn, mit Tod.
Noch lange bin ich nicht in die letzten Tiefen seiner Erkenntnis eingedrungen. Aber selbst das Wenige, was ich jetzt schon weiß, ist groß und gewaltig. Allgermissen fand seltene Gifte der Natur, welche die wunderbare Eigenschaft besitzen, die Wellenstrahlung des denkenden Gehirns zu vertausendfachen und ebenso seine Empfänglichkeit für fremde Wellen zu verstärken. Er muß Ähnliches auch auf anderem Wege gekonnt haben. Doch darüber läßt sich aus seinen Aufzeichnungen kaum noch Genaueres ersehen. Die Schrift ist durch eingedrungenes Wasser fast völlig zerstört. Nach langen Mühen habe ich es erreicht, mir einiges von der Kunst des Toten anzueignen. Ich habe diese zauberischen Pflanzengifte nach seinen Anweisungen hergestellt …«
Er stand auf, brachte aus dem Schrank zwei Kristallbüchsen, die weißes Pulver enthielten, und stellte sie auf den Tisch.
»Hier sind sie, Jemitsu. Ein Geringes davon in ein Getränk getan, hat die wunderbare Wirkung.«
»Was du da sprichst, Turi Chan … spräche es ein anderer, ich würde ihn für sinnverwirrt halten. Doch ehe du fortfährst, eine Frage … Wie kommst du zu diesen Aufzeichnungen?«
Der Abt berichtete, wie das Vermächtnis Allgermissens durch dessen Tochter in das Kloster gebracht wurde … Wie er die Aufzeichnungen fand und vor der Vernichtung rettete.
»Lange kämpfte ich mit mir, was ich tun solle und bat die Himmlischen um Erleuchtung. Nun sage du, Jemitsu, war es recht, daß ich sie für mich … für uns behielt?«
»Du sagtest es, Turi Chan. Dein sollen sie bleiben … für uns sollen sie wirken.«
»Doch daß nie dich der geringste Zweifel befällt, Jemitsu, will ich dir die Kraft des Zaubermittels beweisen.«
Der Abt klatschte in die Hände. Ein Mönch erschien.
»Bruder Sifan möge kommen!«
Dieser trat ein. Der Abt lud ihn zum Sitzen ein.
»Höre, Sifan! Ich weiß, du bist der russischen Sprache mächtig. Fühlst du dich stark genug, weithin eine Reise zu machen nach Norden, nach Irkutsk?«
Der Mönch verneigte sich.
»Du wirst im Kloster Dazan beim Chambo Lama Aufnahme finden und Berichte erhalten, die du hierherbringst«, setzte er nach einer Pause hinzu.
Während der Abt sprach, war ein dienender Bruder eingetreten, der eine Kanne mit Tee und drei Becher auf einen Tisch neben der Tür stellte und die Becher füllte. Turi Chan hatte geendet. Jemitsu sprach mit Sifan über den Weg nach Norden. Der Abt ging zum Schrank, holte eine der beiden Kristallbüchsen. Hinter dem Rücken Sifans und Jemitsus tat er etwas aus der Büchse in einen der Becher und stellte die Becher dann so auf den Tisch, daß vor Sifan der zu stehen kam, in den er das Pulver getan hatte.
Während sie noch weiter über Sifans Reise sprachen, tranken sie den Tee. Dann sagte der Abt: »Übermorgen, Sifan, wirst du deine Reise antreten. Mögen die Götter dir zur Seite stehen! Du kannst dich schon heute zur Reise rüsten.«
Sifan war gegangen. Der Abt und Jemitsu überlegten, wie sie die Wirkung des Pulvers erproben könnten.
»Der Mönch, den ich wählte, ist ein Mensch von besonderer Art. Die Kraft seines Willens ist groß. Er vermag es, andere, schwächere, dem Zwange seines Willens zu beugen. Wenn ich ihn jetzt zwinge, zu tun, was du willst, so beachte, daß du ihm nicht Aufgaben ungewöhnlicher Art stellst. Sonst würde er, wenn er sich später an das erinnert, was er durch unseren Willen getan hat, mißtrauisch werden.«
Der Abt tat von dem Pulver der anderen Kristallbüchse in seinen Becher und trank ihn aus. Nach einer kurzen Weile sagte er: »Jetzt sprich, was du von ihm zu sehen wünschest.«
Jemitsu überlegte kurz und sprach dann zum Abt: »Der Bruder Sifan soll auf den Hof kommen.«
Turi Chan schloß kurz die Augen und dachte angestrengt an den Befehl.
Bald darauf trat Sifan aus dem Klostergebäude und ging über den weiten Hof.
Wieder sprach Jemitsu zum Abt: »Er soll jenen Karren in den Schuppen schieben.« Im selben Augenblick griff Sifan den Karren und schob ihn unter ein Dach. Turi Chan schaute Jemitsu lächelnd an. Dieser nickte. Noch einige Male sprach er zu Turi Chan, worauf dann Sifan des Abtes Befehle
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