Der Befehl aus dem Dunkel
ausführte.
Jemitsu schloß den Abt in die Arme.
»Das alles grenzt an das Wunderbare, Turi Chan! Daß du bereit bist, mir deine Zauberkunst zu leihen, mir im Kampf um die Seele der gelben Rasse zur Seite zu stehen, dafür will ich dir ewig danken. Diese Kunst soll uns helfen, den Sieg über die Weißen zu erringen.«
»Wenn ich je Zweifel hatte, ob ich recht täte – jetzt sind sie verschwunden«, erwiderte Turi Chan.
Beide wollten das Kloster verlassen. Als sie sich dem Tor näherten, hatte der Pförtner es weit geöffnet. Eine große Schar von Pilgern drängte hindurch. Müde und hungrig strömten sie über den Hof.
Der Abt runzelte die Stirn und wandte sich zu Jemitsu:
»Du siehst, ich muß hierbleiben. Sie kommen von weit her, suchen Trost in ihren Zweifeln und Leiden. Ich muß dich allein lassen. Morgen früh werden wir uns wiedersehen, zusammen beraten und unsere letzten Entschlüsse fassen.« —
Der nächste Morgen kam, Jemitsu und Turi Chan hatten das Kloster verlassen. – Schlaflos, in grübelndem Nachdenken hatte Sifan die Nacht verbracht. So manches, was er gestern tun wollte, war ungetan geblieben. Sein Karren war wieder unter das Schuppendach geschoben … und er selbst hatte das getan … Warum? Er hatte ihn doch kurz vorher auf den Hof geschafft, um dem Einsiedler da oben in den Bergen neue Lebensmittel zu bringen. Wie war er dazu gekommen, das zu unterlassen? Was hatte er statt dessen getan?
Immer wieder verwirrten sich seine Gedanken. Was war das gestern in dem Gemach des Abtes? Im Spiegel der Scheibe hatte er doch gesehen, wie dieser in einen der drei Becher aus einer Kristallflasche ein Pulver schüttete … ihm dann den Becher vorsetzte. Was war das für ein Pulver gewesen? Ein Betäubungsmittel?
Ein Hirte kam und brachte eine Botschaft des Abtes an den Pförtner. Man solle ihm die bunte Karte, die auf seinem Tisch läge, hinausbringen zu dem Felsen der Einsamkeit. Der Pförtner wandte sich an Sifan, der neben dem Tor saß.
Sifan ging sofort in das Abtzimmer, griff die Karte und reichte sie dem Hirten durchs Fenster. Dann wandte er sich zurück. Sein Blick hing an dem Schrank, aus dem der Abt die Kristallflasche genommen hatte, und wanderte von da zu dem Buddhabild über dem Altar. Dorthin hatte Turi Chan den Schlüssel gelegt. Er trat näher an das Bild heran und sah den Schlüssel liegen.
Durfte er es wagen, den Schlüssel, der Buddhas Schutz anvertraut war, zu nehmen? Wider Recht und Gehorsam den Schrank zu öffnen?
Langsam streckte sich seine Hand aus und faßte den Schlüssel. Dann ging er schnell zu dem Schrank und schloß ihn auf.
Das erste, was ihm ins Auge fiel, waren zwei Krislallbüchsen von verschiedener Form. Die breite, kantige war’s, die der Abt herausgenommen hatte. Sifan öffnete sie, nahm etwas von dem Pulver und steckte es zu sich. Ebenso tat er mit der anderen Büchse. Er wollte den Schrank schließen, da fiel sein Blick auf ein Blechkästchen.
Wie kam dieses einfache, dürftige Stück in das Gemach des Abtes, wo alle Gegenstände in schwerem, kostbarem Metall ausgeführt waren? Da schrie es in ihm: Allgermissens Vermächtnis! Seine Hand griff danach und schlug den Deckel zurück.
Ein Zittern ging durch die Gestalt des Mönches. Seine Augen starrten auf das Papier, das da lag: »An Rochus Arngrim.«
In rasender Geschwindigkeit überflog er die Zeilen des Briefes. Seine Finger tasteten weiter, ergriffen das Bändchen, blätterten darin. Wo er hinblickte, die vertrauten Schriftzüge Allgermissens. Sein Hirn arbeitete mit äußerster Anstrengung, um in kürzester Zeit zu erfassen, was da stand.
Da dröhnte der Schlag des großen Gongs über den Hof. Sifan schreckte zusammen, warf alles schnell in das Kästchen zurück und verschloß den Schrank. Wie trunken eilte er hinaus.
Das Kästchen! Turi Chan hat es! Mein Eigentum! Betäubt erreichte er seine Zelle und warf sich auf sein Lager. Doch kaum, daß er sich hingelegt, sprang er wieder auf. Seine Hand glitt in die Tasche.
Dieses Pulver war es, was der Abt ihm in den Tee geschüttet hatte. Er roch daran, kostete es mit der Zunge. In der kurzen Zeit, in der er in Allgermissens Aufzeichnungen geblättert hatte, war ihm einiges im Gedächtnis haften geblieben … Empfangsverstärkung durch das Pulver … bei Nahentfernung Verstärkung des Senders nicht nötig … Sender- und Empfängerverstärkung zur Fernübertragung …
Er hatte beide Pulver. Wozu lange überlegen? Eine Probe war leicht zu machen. Er
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