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Der Befehl aus dem Dunkel

Der Befehl aus dem Dunkel

Titel: Der Befehl aus dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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III kam, sprang er plötzlich über die Brückenbrüstung in die durch starke Regengüsse hoch gehende Seine und verschwand vor den Augen der entsetzten Zuschauer in den Fluten.
    *
    Die allgemeine Meinung ging fast übereinstimmend dahin, daß Roux in einem Anfall von starker Nervenüberreizung den Tod gesucht habe. Es war ja auch ganz ausgeschlossen, daß sich irgendein Mensch darüber Gedanken machen konnte, daß Mr. Turi dem Abgeordneten vom Parlamentsgebäude bis zur Seinebrücke ganz unauffällig gefolgt war.
    *
    Noch am Abend desselben Tages bestieg Mr. Turi ein Überseeflugzeug, das ihn nach Washington brachte. —
    Auch hier geschah bald darauf etwas, was überaus verwunderlich war. Der Vorsitzende des Außenpolitischen Ausschusses, Millington, fand am Morgen nach einer Unterredung mit dem chinesischen Botschaftsrat Ohama und dessen Begleiter, Mr. Turi, in seiner Brieftasche zweihunderttausend Dollar.
    Er erinnerte sich, nachdem er sich von seiner Überraschung erholt hatte, nach und nach daran, daß ihm das Geld von dem Botschaftsrat Ohama übergeben worden war und daß er im Anschluß an diese Unterredung an einer Sitzung des Auswärtigen Ausschusses teilgenommen hatte, in der wichtige außenpolitische Fragen besprochen worden waren. Millington fuhr sofort in das Gebäude des Ausschusses und ließ sich das Protokoll über die Sitzung vorlegen. Kopfschüttelnd, mißmutig überlas er das Schriftstück und überlegte, wie er einiges daran ändern könne. Doch eine Rücksprache im Sekretariat ergab, daß der Inhalt schon weitergeleitet worden war.
    Das war sehr bedauerlich, denn die Beziehungen zu England mußten durch die Beschlüsse eine weitere Verschlechterung erfahren. Aber all das traf ihn ja persönlich viel weniger als das Bestechungsgeld, das wie Feuer in seiner Tasche brannte. In tage- und nächtelangem Grübeln suchte er einen Ausweg zu finden.
    Nach langen, schweren Seelenqualen beschloß er, so bald wie möglich seine Demission einzureichen. Als eines Tages die Zeitungen eine Notiz brachten, daß der Armenverwaltung New Yorks von ungenannter Seite die Summe von zweihunderttausend Dollar zugeflossen sei, dachte kein Mensch in den Vereinigten Staaten, daß dieser große Betrag von Herbert Millington stammte, von dem man wußte, daß er mit Glücksgütern keineswegs reichlich gesegnet war.
    *
    Der Dampfer »James Cook« hatte Italien hinter sich gelassen und näherte sich Malta, als er eine Funkmeldung erhielt, auf der Höhe von Malta zu stoppen und einige Passagiere aufzunehmen. Gegen Abend sichtete man ein Torpedoboot, das in rascher Fahrt auf den Dampfer zukam.
    Als am nächsten Morgen Georg Astenryk auf Deck kam, fühlte er sich am Arm ergriffen, und eine bekannte Stimme rief ihm zu: »Sind Sie’s wirklich, Herr Astenryk?«
    »Ah, Major Dale! Welche Überraschung! Sie kamen wohl gestern an Bord und wollen …«
    »… nach Australien«, vollendete Dale und fuhr dann fort, »wohin Sie augenscheinlich auch wollen, Herr Astenryk.«
    »Sie haben recht, Herr Major. Ich bin auf der Fahrt zu meinem Bruder Jan.«
    »Oh, Herr Astenryk, da mögen aber einige Tränen geflossen sein! Sie wissen wohl, daß ich das Vergnügen hatte, Ihr Fräulein Braut kennenzulernen.«
    »Natürlich, Herr Dale! Meine Verlobte schrieb mir darüber.« —
    Es wurde für Georg eine sehr interessante Fahrt. Eines Abends erzählte ihm Marian von einigen klingenden Anerbietungen jenes Herrn, der sich am Kai in Genua von Mr. Forestier verabschiedet hatte. Georg hatte ihn gelegentlich durch seinen Steward als einen Herrn Crouzard, Handelsagenten, feststellen können. Marian berichtete eine amüsante Geschichte, wie er den neugierigen Franzosen, der allerlei wissen wollte, mit allerhand verwirrenden Märchenerzählungen genasführt hätte.
    »Die Kerle haben bei uns wenig Glück«, sagte Georg schließlich lachend. »Immerhin stimmt es mich nachdenklich, daß man uns andauernd auf den Fersen bleibt.« —
    Mit Major Dale war Georg sehr oft zusammen. Durch ihn hatte er auch die vier englischen Offiziere kennengelernt, die mit Dale nach Sydney fuhren.
    Als er eines Tages wieder mit den Offizieren zusammensaß, fiel ihm auf, daß sie sehr mißgestimmt waren. Später, als er mit Dale allein war, fragte er ihn offen nach dem Grund dieser veränderten Stimmung.
    Dale meinte: »Das ist eine Angelegenheit, über die ich Ihnen nicht viel sagen kann. Oberst Gamp vermißt seit gestern einige wichtige militärische Schriftstücke, die er in

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