Der Befehl aus dem Dunkel
seinem Kabinenkoffer mit sich führte. Es wäre sehr folgenschwer, wenn diese Papiere in falsche Hände gekommen wären.«
»Haben Sie irgendeinen Verdacht, daß Sie von falschen Händen sprechen?«
»Nur den allgemeinen Verdacht, daß wahrscheinlich gelbe Hände im Spiel sind. Wir haben unser Auge besonders auf einen Reisenden der ersten Klasse namens Soyjen aus Jokohama gerichtet. Beim Passieren des Suezkanals wurde dem Kapitän gefunkt, daß man auf Soyjen ein Auge haben möchte, er sei kein Japaner, sondern Chinese und dem englischen Nachrichtendienst als gefährlicher politischer Agent gemeldet worden. Unter diesen Umständen ist natürlich eine Untersuchung seiner Kabine vorgenommen worden, aber ergebnislos.« —
Am Abend dieses Tages kam Marian zu Georg, und Georg erzählte seinem Freund von dem Diebstahl bei Oberst Gamp.
Sie wollten sich eben trennen, da ging ein japanischer Passagier an ihnen vorbei. Georg erkannte im Strahl einer Laterne das Gesicht Soyjens, den ihm Dale gelegentlich gezeigt hatte. Als sie ein paar Schritte weiter waren, machte Georg Marian auf Soyjen aufmerksam. Marian drehte sich schnell um, eilte zu dem Platz, an dem sie eben gestanden hatten, tat, als wenn er etwas aufnähme, was er da verloren hätte, und fand dabei Gelegenheit, dem Japaner ins Gesicht zu sehen.
Georg stand schon an der Treppe zu seiner Kabine, da kam Marian hinter ihm her und ging mit in Georgs Kabine. Was Marian ihm hier berichtete, erregte Georgs Interesse aufs allerhöchste. Nach längerer Beratung trennten sie sich. Beim Fortgehen sagte Marian: »Auf alle Fälle bleibe ich noch bis zur Ablösung der Wache auf Deck. Vielleicht kriege ich ihn noch heute nacht.« —
Am nächsten Morgen in aller Frühe kam Marian in Georgs Kabine. »Ich hab’s heraus!« sagte er flüsternd zu Georg.
Der machte große Augen. »Hast du das wirklich fertiggebracht, Junge? Unglaublich, daß dir das tatsächlich so gelungen ist!«
Georg hatte sich inzwischen angezogen, trat aus der Tür und ging zu Dales Kabine. Der wunderte sich nicht wenig, als Georg ihn dringend zu sprechen wünschte. Was er ihm da erzählte, erregte bei Dale zunächst nur ungläubiges Kopfschütteln. Doch allmählich wurde er von Georgs bestimmten Worten so gepackt, daß er sich eiligst in die Kleider warf. Er bat Georg, auf ihn zu warten, ging zur Kabine des Obersten Gamp und ließ auch den Ersten Offizier der »James Cook« dorthin bitten. Nach längerer erregter Besprechung verließen der Erste Offizier und Major Dale die Kabine.
Sie begaben sich mit einem Maschinisten in das Logis, in dem die chinesischen Heizer des Dampfers hausten. Der Maschinist ging auf die Koje eines Heizers zu, riß das Bettzeug herunter und tastete alles ab.
»Hier knistert es! Hier stecken Papiere!« Er zog sein Taschenmesser, schnitt den Bettsack auf und griff hinein.
»Wahrhaftig! Da sind sie!« rief Dale. Er nahm die Papiere an sich. »Was wir wollten, haben wir Gott sei Dank wieder. Den Heizer und all das andere darf ich wohl Ihnen überlassen«, wandte er sich an den Ersten Offizier. »Ich eile zu Oberst Gamp. Er wird es kaum erwarten können, das Resultat zu erfahren.«
Als Dale wieder in seine Kabine kam, fand er den Oberst und Georg in höchster Spannung.
Der Oberst sprang auf, konnte beim Anblick der Schriftstücke kaum seine Selbstbeherrschung bewahren.
Sorgfältig überprüfte er die Dokumente. »Alles ist beisammen. Nichts fehlt!
Nun müssen Sie mir aber unbedingt diesen Marian Heidens vorstellen, Herr Astenryk. Ich möchte doch den Menschen kennenlernen, der so übernatürliche Kräfte besitzt.«
Georg ging und kam bald darauf mit Marian wieder. Oberst Gamp drückte Marian die Hand.
»Wie soll ich Ihnen danken? Sie haben wirklich ein Meisterstück vollbracht. Nun müssen Sie aber erzählen, wie Sie das fertigbekommen haben.«
Marian schüttelte verlegen den Kopf und sah zu Georg hinüber. Dieser warf ihm einen aufmunternden Blick zu. »Nur los, Marian! Erzähle alles von Anfang an!«
Und Marian begann, wie er eines Abends sah, daß ein Passagier der ersten Klasse, ein Gelber, zum Zwischendeck kam und dort an der Reling eine Zeitlang wie wartend stand. Nach einiger Zeit kam einer der chinesischen Heizer auf Deck und begab sich auch zur Reling, wobei er dicht an dem Passagier vorbeistrich. Obwohl das sehr schnell geschah, habe er doch gesehen, wie der Passagier dem Heizer etwas zusteckte.
»Als ich ein paar Tage später«, fuhr er fort, »durch Mr. Astenryk
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