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Der Befehl aus dem Dunkel

Der Befehl aus dem Dunkel

Titel: Der Befehl aus dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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meine Herren«, begann Helene, »von großen Schwierigkeiten oder interessanten Zwischenfällen kann ich nichts berichten. Die Sache vollzog sich sehr einfach. Das sechssitzige Flugzeug London – Kairo startete planmäßig in Croydon. Die von Ihnen bezahlten drei Plätze, Mr. Shugun, blieben leer, da die Herren Jones, Brown und Smith programmäßig nicht da waren. Ich war also mit Sir Reginald Wegg und seinem Adjutanten Clifton allein im Flugzeug.
    Als wir uns gegen Abend der Côte d’Azur näherten, ging ich zu der gegenüberliegenden Kabine, um das wundervolle Bild der tausend Lichter, die wie eine Perlenkette die Küste säumten, zu genießen.
    Hatte Clifton denselben Gedanken oder hatte er einen kleinen Ermunterungsblick von mir empfangen? – Er trat auch in diese Kabine und sprach mit bewundernden Worten über den unvergleichlich schönen Fernblick. Einmal ins Gespräch gekommen, dauerte es nicht lange, und Clifton verschwendete keinen Blick mehr an das schöne Landschaftsbild.
    Nach dem Abendessen, das wir zu dritt in der Kabine des Gouverneurs einnahmen, legte sich Wegg bald schlafen. Nach einiger Zeit trafen wir uns wieder in der leeren Kabine. Da es empfindlich kühl geworden war, beeilte sich Clifton, meinen Wunsch nach einem Glas Wein zu befriedigen. Es war zweifellos ein vergnügter Abend. Es fiel mir nicht schwer, meine Rolle als lebenslustige junge Witwe zu spielen, denn Clifton war ein sehr angenehmer Partner.
    Trotzdem war ich froh, als gegen Mitternacht Clifton vergeblich gegen die immer stärker werdende Schlafsucht ankämpfte. Dies war eigentlich der gefährlichste Moment. Denn Clifton hätte sich doch wundern müssen, daß sein Liebesfeuer nicht imstande war, die unerklärliche Müdigkeit zu überwinden, die mein Schlafpulver ihm verursachte.
    Bald nachdem er sich zur Ruhe begeben hatte, ging ich in seine Kabine und holte mir die Schlüssel zu dem kleinen Handkoffer, den Sie mir ja genau beschrieben hatten. Ich öffnete den Koffer und fand darin eine Schatulle. Sie enthielt die gewünschte Typenscheibe für die Chiffriermaschine des Gouverneurs.
    Der übrige Inhalt der Schatulle, die Zeichnungen, schienen mir, nach dem Aufbewahrungsort zu schließen, jedenfalls nicht unwichtig. Ich fotografierte die Scheibe und sämtliche Zeichnungen. Daß es sich dabei um die Pläne der Festungswerke von Singapur handelte, ließ ich mir nicht träumen.«
    »Um so größer ist natürlich unsere Dankbarkeit, gnädigste Frau. Und ich glaube«, hier sah Shugun zu Forbin hinüber, »Sie werden zufrieden sein. Bei dieser Gelegenheit möchte ich den Herrschaften einen Vorschlag unterbreiten, der mir von anderer Stelle nahegelegt ist. Wären die Herrschaften vielleicht geneigt, fest in unsere Dienste zu treten?«
    Forbin zog überlegend die Brauen zusammen, doch schon kam Helenes Antwort. »Auf keinen Fall, Herr Shugun! Jedes Muß ist mir verhaßt. Frei will ich sein. Vielleicht kommen Sie früher oder später mit einem Wunsch, den zu erfüllen ich geneigt bin, dann werde ich dabeisein.« —
    Als nachher Forbin und Helene allein waren, fragte Helene mit offener Neugierde: »Nun, wie war es in Creusot? Hast du wieder nichts erreicht?«
    Über Forbins Gesicht ging ein selbstgefälliges Schmunzeln. »Diesmal habe ich mehr Glück gehabt. Doch komm! Gehen wir zum Strand, wo wir möglichst allein sind. Denn das kann ich dir sagen, jetzt begreife ich die Heimlichtuerei Castillacs und Shuguns sehr wohl.« —
    Am Strande angekommen, setzten sie sich auf die Bänke eines hochgezogenen Bootes. Dann begann Forbin zu erzählen.
    »Die Waffen sind für China bestimmt, wie wir schon angenommen hatten. Und zwar für eine sogenannte ›Freiwilligen Armee‹, die da hinten im Fernen Osten aufgestellt wird, um die Chinesen zu unterstützen.«
    »Das läßt sich hören. Damit hätte jedenfalls China seine Position gestärkt. Aber erzähle weiter. Wie stellt man sich in Frankreich dazu?«
    »Ich weiß nicht, wie weit man dort von dem Plan Wind bekommen hat. Jedenfalls sind bisher keine Schwierigkeiten entstanden. Gegebenenfalls wird man sich dahinter verschanzen, das Kriegsmaterial sei für Japan bestimmt.«
    Helene dachte einige Zeit nach.
    »Es wäre doch von großem Interesse, zu wissen, wer der Empfänger ist. Ich sagte schon einmal, es würde natürlich vorteilhafter für uns sein, wenn wir ohne Castillac Geschäfte machen könnten. Von Shugun ist eine Auskunft kaum zu erwarten. Du mußt es irgendwie selber herausbekommen. Noch

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