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Der Befehl aus dem Dunkel

Der Befehl aus dem Dunkel

Titel: Der Befehl aus dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Arbeitszimmer des Ministers geführt. In Erinnerung an die vorgestrige Unterhaltung begann Sir Alfred das Gespräch mit einigen Fragen über hochasiatische Verhältnisse, die ihn sehr interessierten. Die starke Schwüle, die in dem Zimmer herrschte, ließ Mr. Turis Wunsch nach einer leichten Erfrischung begreiflich erscheinen.
    Sofort brachte ein Diener ein paar Flaschen Mineralwasser. Bald darauf wußte Mr. Turi das Gespräch auf den eigentlichen Zweck der Unterredung zu bringen. Der Minister stand auf.
    »Da kann ich Ihnen einen günstigen Bescheid geben. Mein Sekretär hat schon das Nötige veranlaßt. Immerhin will ich selbst schnell nachsehen.«
    Kaum, daß die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, fielen aus Mr. Turis Hand zwei Pülverchen in das Glas des Ministers. —
    Nach wenigen Minuten kam Sir Alfred Lytton zurück. »Die Sache ist schon eingeleitet, Mr. Turi. Bei der unzweifelhaft klaren Rechtslage dürfen Sie überzeugt sein, daß das Kloster Gartok seine Urkunde bald wiederbekommen wird.«
    Mr. Turi dankte dem Minister und brachte dann das Gespräch wieder auf ein paar interessante Streitfragen. Dabei führte er sein Glas zum Munde und trank es aus. Und, wie angeregt durch diese Bewegung, ergriff auch Sir Alfred sein Glas und leerte es.
    Mr. Turi verstand es, die Unterhaltung so fesselnd zu gestalten, daß Sir Alfred Lytton mit dem Ausdruck starken Bedauerns aufstand, als sein Sekretär ihn an die angesetzte Konferenz mit dem Außenminister Northcott und dem Ministerpräsidenten Steele erinnerte. Einen Augenblick stand er unschlüssig, dann begann er mit langsamer Stimme: »Es wäre mir sehr angenehm, Mr. Turi, wenn wir unser Gespräch recht bald fortsetzen könnten. Wann würde es Ihnen …?« Lytton unterbrach sich: »Am liebsten wäre es mir, wenn Sie die Liebenswürdigkeit hätten, noch eine Weile hierzubleiben. Ich nehme an, daß die Konferenz nicht sehr lange dauern wird. Wir könnten dann unser interessantes Gespräch sofort wieder aufnehmen.«
    Mr. Turi verbeugte sich und erklärte sich gern bereit, zu warten. Innerlich freute er sich dabei, denn der Minister reagierte auf die Pülverchen hin ganz nach seinen Wünschen.
    *
    Sir Alfred war zur Konferenz gegangen. Mr. Turi saß in einem bequemen Klubsessel des Zimmers. Er hatte die Lider geschlossen. Seine Gedanken schienen ganz woanders zu sein. —
    *
    Die drei Kabinettsmitglieder saßen bereits seit einiger Zeit zusammen in eifrigem Gespräch. Nach längeren Ausführungen Sir Alfreds, die von Steele und Northcott mit zustimmendem Nicken begleitet wurden, erhob sich Steele und sagte mit einer Stimme, die im Vergleich zu seiner sonstigen Sprachweise als sehr stark bezeichnet werden mußte:
    »Ich denke, die übrigen Mitglieder des Kabinetts werden bald hier sein. Wir können ihnen dann gleich den Entwurf unserer Stellungnahme zu den Äußerungen auf der ›General Steuben‹ vorlegen.« —
    *
    Als die übrigen Kabinettsmitglieder kamen, wurde ihnen die Stellungnahme vorgelegt. Sofort erhob sich bei allen zunächst heftiger Widerspruch. Doch nach einigen kurzen Ausführungen Sir Alfred Lyttons schlug die Meinung merkwürdig schnell um. Man stimmte sogar der Forderung Lyttons zu, die Note sofort den zuständigen Stellen zu übermitteln. —
    Diese Note wurde zwar weder von England noch von den Vereinigten Staaten der Presse übergeben. Dennoch dauerte es nicht lange, so wußte die ganze Welt davon, und mehrere Tage waren die schon sehr nervösen Börsen der Welt in stärkster Verwirrung. —
    *
    Als Mr. Turi zwei Tage später in das Flugzeug London – Paris stieg, ließ der chinesische Botschafter sich durch den Botschaftsrat Ukuru in besonders herzlicher Weise verabschieden. —
    *
    Die Stimmung war – wie überall in der Welt – auch in Paris äußerst gespannt. Frankreich sah seine ostasiatischen Interessengebiete, insbesondere Saigon, gefährdet.
    Vor der französischen Nationalversammlung hielt der Abgeordnete Robert Roux eine lange Rede im Sinne einer englandfreundlichen Politik. In flammenden Worten verlangte er eine unbedingte Stellungnahme der Regierung zu der Lage im Osten.
    Seine Ausführungen riefen erst zögernden, dann immer stärkeren Beifall hervor. Es war nicht zu verkennen, daß seine Rede einen tiefen, nachhaltigen Eindruck auf die Parlamentsmitglieder gemacht hatte.
    Da geschah etwas Ungeheuerliches. Robert Roux hatte sich vom Parlamentsgebäude zu Fuß nach seiner Wohnung begeben wollen. Als er über den Pont Alexandre

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