Der Befehl aus dem Dunkel
besser wäre es natürlich, wenn wir den Führer dieses Unternehmens ermitteln könnten. Vielleicht würde ich da noch mehr erreichen.«
»Das wäre allerdings sehr erwünscht, Helene. Ich halte es unter diesen Umständen für richtiger, wir brechen unsere Zelte hier unten ab und fahren nach Paris zurück. Anne wird wieder ein Gesicht machen, daß wir sie so lange allein gelassen haben.«
»Es geht unmöglich, Alfred, daß wir Anne fernerhin bei uns behalten. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden wir in nächster Zeit viel auf Reisen sein. Sie mitzunehmen, ist ausgeschlossen. Was sollen wir mit ihr machen?«
»Das beste wäre, wir täten sie irgendwo in eine Pension.«
»Die Idee ist nicht schlecht, Alfred. Ich will mir das mal überlegen, wo wir Anne unterbringen.«
*
Dasselbe dachte Georg, der allein auf dem Deck der »James Cook« stand und auf Clennan, einen englischen Rundfunkingenieur, wartete, der ihn gebeten hatte, einem interessanten Versuch beizuwohnen. Je weiter er sich von Europa und Anne entfernte, desto größer wurde seine Sehnsucht nach ihr. Desto stärker drängte sich ihm der Gedanke auf: Durfte er sie so schutzlos in den Händen der Forbins lassen?
Clennan riß ihn aus seinen Grübeleien. Sie gingen zusammen zur Funkkabine, und Clennan begann mit einer neuen Peilvorrichtung zu experimentieren. Nach längeren Versuchen arbeitete die Apparatur exakt.
Schon seit einiger Zeit hatten sie backbords achteraus ein Schiff bemerkt, das, wie die aufkommenden Positionslichter zeigten, mit großer Geschwindigkeit fahren mußte. Georg und Clennan waren aufgestanden und wollten sich unter Deck begeben. Das fremde Schiff war inzwischen mit der »James Cook« auf die gleiche Höhe gekommen und lief etwa sechs Kilometer nach Backbord ab neben ihr. Da klangen in der Funkkabine Morsezeichen. Gewohnheitsmäßig blieb Clennan stehen und horchte. Auch Georg hörte auf die Zeichen.
Was wurde da gemorst? Ob Mr. Soyjen an Bord wäre? … Einen Augenblick des Überlegens, dann sprang Clennan zur Kabine und riß die Tür auf.
Zu spät! Der Funker hatte gerade geantwortet: »Nein, Mr. Soyjen ist in Colombo an Land gegangen.«
»Schade!« murmelte Clennan, der einer der wenigen war, die von den Gründen für Mr. Soyjens vorzeitiger Landung wußten. »Schade! Wahrscheinlich hätte ich ein bißchen aus dem Burschen rausholen können. Ob der Anruf vielleicht von dem Dampfer da drüben kommt? Nach der schnellen Fahrt zu schließen, muß das ein Kriegsschiff sein.« —
Clennan wunderte sich, daß Georg diesen Zwischenfall so unbeachtlich zu finden schien. Der hatte ihm die Hand zum Abschied gereicht und drängte offensichtlich, fortzukommen.
Kaum war er in seiner Kabine, so stieß er die Antenne durch das Bullauge, schaltete ein und setzte sich unter die Ausgangsantenne seines Verstärkers. —
Wohl eine Stunde hatte Georg dort gesessen, hatte auf sich wirken lassen, was sein Apparat aus dem Raum fing und millionenfach verstärkt auf ihn niederstrahlte.
Daß der Anruf von dem Schiff da drüben stammte, und daß das der chinesische Kreuzer »Ito« war, hatte er unschwer feststellen können. Außer den Wachoffizieren auf der Brücke hatte sich noch ein einzelner Mann auf dem Achterdeck befunden, der, wie es Georg schien, nicht zur Besatzung gehörte. Nach kurzer Zeit war es ihm gelungen, sich auf dessen Gedankenstrahlung und Gedankengänge einzustellen. Doch was der dachte, war Georg so fremd, daß er in das Vernommene keinen rechten Sinn bringen konnte. Er nahm den Block vor und überlas immer wieder die Notizen, die er sich gemacht hatte.
Was war das für ein Mann, der diese Gedanken dachte, strahlte? Er hatte Indien bereist. Hatte dabei mit vielen maßgebenden Persönlichkeiten der indischen Freiheitsbewegung Fühlung genommen … ihnen Freiheit … Unterstützung versprochen. Dann hatte er an Nachrichten gedacht, die er aus China bekommen hatte. Dazwischen wieder waren Gedanken an einen Aufenthalt in England gekommen …
Vieles andere, was er gehört und notiert hatte, war Georg unverständlich. Er wollte eben den Apparat abschalten, da, auf einmal, hörte er von neuem die Gedanken dieses Mannes, der mit drei anderen wieder auf Deck gekommen war.
Die Unterhaltung der vier Männer war anscheinend sehr erregt. Man sprach über ein geheimnisvolles Unternehmen. Zwei Stimmen machten sich dabei besonders bemerkbar. Die eine, die des Mannes, der vorher allein auf Deck gewesen war und jetzt von den anderen mit Exzellenz
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