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Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Ansicht nicht viel. Und die Pfeile noch viel weniger. Es handelte sich um einen vergleichsweise kleinen Kompositbogen, der aus verschiedenen Hölzern zusammengeleimt war. Die Pfeile waren so kurz, dass sie nicht einmal aus dem Köcher rausschauten, den Borro am Gürtel trug.
    » Du solltest dir ein Vorbild an den Trollen nehmen « , riet Zalea ihm.
    » An den Trollen? Wieso das denn? Soll ich jetzt etwa auch anfangen, Baumstämme zu schlagen, und mir selbst Pfeile machen? Bitte, dann hätten wir wahrscheinlich noch ein halbes Jahr in Utor bleiben können, würde ich mal vorsichtig schätzen. «
    » Borro! «
    » Wie du weißt, bin ich nicht unbedingt der handwerklich Geschickteste und außerdem… «
    » Borro! «
    Er sah sie an. Zu dumm, dachte er. Da gehört ihr Herz schon einem Trottel, aber dieser Trottel bin leider nicht ich, sondern Arvan. » Vielleicht sollte ich weniger reden « , sagte er dann. Aber das fiel ihm in Zaleas Gegenwart immer besonders schwer. Und manchmal verselbstständigte sich das einfach. So ist das eben, dachte er. Der eine Trottel wird zum großen Helden, weil er einen Riesen erschlägt und ein Stück Holz mit ein paar Runen darauf durch die Gegend trägt, der andere bleibt, was er ist, und beeindruckt niemanden.
    » Bei dem, was du zuletzt gesagt hast, kann ich dir wirklich nur zustimmen « , sagte das Halblingmädchen.
    » Und wie kommst du darauf, ich sollte von Trollen lernen? Nur, weil Trolle und Halblinge beide große Füße haben, fühle ich mich ihnen noch nicht unbedingt sehr verwandt. Und dass man mich Elbenfresser nennt, strebe ich auch nicht unbedingt an. «
    » Du hast doch gehört, was Lirandil gesagt hat. Trolle benutzen das, was sie vorfinden. Ich glaube nicht, dass einer von denen sich zurzeit darüber beklagt, dass die Bäume nördlich des Waldsees ziemlich klein sind, wenn man sie mit denen anderswo vergleicht. Aber du beklagst dich andauernd darüber, dass dein Bogen nichts taugt. «
    » Na ja… «
    » Einen Halblingbogen gibt es hier nun mal nicht. Und der, den du gekauft hast, ist auch nicht in erster Linie zur Jagd gedacht, sondern dient Reitern oder Schützen an den Scharten der Mauern von Utor– und deshalb ist er eben etwas kleiner! «
    » Vielleicht sollten wir uns ruhiger verhalten « , mahnte die stämmige Jeraa. » Sonst machen wir diese Trollungeheuer auf uns aufmerksam. «
    » Nach allem, was ich über Trolle weiß, ist ihr Gehör nicht besonders gut « , mischte sich der alte Grebu ein und schnaubte dabei, denn es strengte ihn ziemlich an, durch den immer höher werdenden Schnee zu stapfen.
    » Kommt immer darauf an, womit man sie vergleicht « , meinte Borro. » Verglichen mit der Empfindlichkeit von Elbenohren sind wir natürlich alle mehr oder weniger schwerhörig… «
    Lirandil, der voranging, blieb plötzlich stehen, ließ den Blick vom Seeufer bis zu den ersten Bäumen wandern, wo sich hohe Schneeverwehungen aufgetürmt hatten. Irgendwo in der Ferne ging krachend ein Baumstamm nieder und bahnte sich während seines Falls den Weg durch Gestrüpp, Unterholz und das Geäst der Nachbarbäume, das zum Teil abgebrochen und mit in die Tiefe gerissen wurde.
    Borro hatte schon eine Frage auf den Lippen, doch als er Lirandils angestrengten Blick sah, wusste er, dass die im Moment wohl in jedem Fall unpassend war.
    Lirandils Hand lag bereits an dem langen, geraden Schwert aus Elbenstahl, das er an der Seite trug. Aus den Schneeverwehungen sprangen plötzlich stämmige Gestalten hervor. Gut ein Dutzend war es. Sie griffen sofort an. Einer schleuderte eine Steinaxt, die dicht an Lirandils Kopf vorbeischnellte. Nur sein schnelles Ausweichen und der sichere Blick seiner Elbenaugen hatten den Fährtensucher davor bewahrt, dass ihm der Schädel eingeschlagen wurde. Whuon zog seine beiden Schwerter und begegnete gleich dem ersten der aus dem Schnee aufspringenden Trollen. Seine Statur war ebenso groß wie die des Söldners– nur war er auch noch ungefähr genauso breit wie lang. Er trug ebenfalls zwei Schwerter. Beide waren breit, sichelförmig und von so monströser Größe, dass man meinen konnte, sie wären für eine viel mächtigere Kreatur geschaffen worden. Blitzschnell wirbelten diese Klingen durch die Luft. Whuon parierte die ersten Schläge, wich dann einem scherenartig geführten Angriff beider Klingen aus, indem er sich blitzschnell duckte. Mit einem Hieb seines Langschwertes trennte er dem Troll nacheinander beide Pranken ab; mitsamt ihren Waffen fielen

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