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Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Eldran gerufen werden konnte.
    Über dem Sarkophag entstand nach und nach eine Lichtsäule. Quälend langsam nahm diese Lichtsäule die vage Gestalt eines Körpers an. Schließlich schwebte die durchscheinende helle Gestalt des Königs über dem Steinquader.
    Seine Worte und Gedanken drangen geradewegs in den Geist der Anwesenden. Das galt auch für Arvan– nur verstand er zunächst vieles davon nicht. Es waren nur Bruchstücke, die Arvan mitbekam, dann wurde es nach und nach besser. So als würde sich sein Verstand allmählich auf die Fremdartigkeit dieses uralten Elbengeistes einstellen können. Dessen durchscheinende Erscheinung gewann immer mehr Konturen und trat schließlich sehr viel deutlicher hervor.
    Der Chor der Schamanen unterstützte Brass Elimbor durch einen unablässigen Singsang von Formeln. Die Musik setzte wieder ein, blieb aber verhalten im Hintergrund.
    Der zum Eldran verklärte Elbenkönig streckte den Arm aus und deutete auf Arvan. Diesem war sofort klar, dass der König jetzt etwas von ihm wollte. Arvan zog den Elbenstab hervor und trat näher an den Sarkophag heran. Er spürte eine Kraft, die an dem Stab zu ziehen begann. Die Runen leuchteten zum ersten Mal seit seiner Begegnung mit Ghool in der Neufeste wieder auf. Arvan ließ das Artefakt los, und es schwebte empor– geradewegs in eine Hand des Eldran.
    Der geisterhafte Elbenkönig betrachtete den Stab.
    » Ein Zeichen der Hoffnung « , sagte er dann. » Getragen von einem Geschöpf, dessen Vorfahren nicht aus Athranor stammen. « Aus den Augen des Königs drangen Lichtstrahlen. Sie trafen Arvan und hüllten ihn für einige Augenblicke vollkommen ein. Er konnte nichts anderes sehen als dieses Licht. Nachdem es verblasste, blieb zunächst eine schimmernde Aura, die Arvan umgab und ihn unter allen anderen in Elbanadors Halle deutlich hervorhob. Dies musste eine besondere Bedeutung haben. Ein Zeichen der Wertschätzung durch den Totengeist des Königs vielleicht. Arvan wartete vergeblich auf einen erklärenden Gedanken von Brass Elimbor. Aber das Raunen, das in diesem Moment durch die Menge der anwesenden Elben ging, sagte eigentlich bereits genug. » Ich habe in Arvans Seele geschaut « , sagte Elbanador, und seine Stimme wurde dabei von so durchdringenden, mächtigen Gedanken begleitet, dass Arvan sich für einen Moment schwindelig fühlte. » Er hat das Erbe angetreten, das ich durch die Halblinge bewahren ließ. Er hat bereits gegen Ghool gekämpft, ihn besiegt und ist doch von ihm überlistet worden. Nur deshalb konnte der Schicksalsverderber überleben. « Der geisterhafte Eldran wandte den Kopf und schwebte nun vom Sarkophag herab. Seine Füße berührten nicht den Boden, während er sich Arvan näherte. » Wir haben etwas sehr Ähnliches erlebt. Kein Elb ist mir deshalb in seinen Gedanken näher als du, flüchtiges Geschöpf eines fernen Zeitalters. «
    » Was soll ich tun, wenn ich Ghool ein weiteres Mal begegne? « , fragte Arvan.
    Ein Lächeln glitt über Elbanadors durchscheinendes Gesicht.
    » Dir bleibt so wenig Leben, so wenig Kraft und kaum Verstand oder Geschick. Und doch hast du die Überzeugung in dir, eines Tages die Möglichkeit zu bekommen, deinen Fehler ungeschehen zu machen. « Der Erste Elbenkönig schwieg einen Moment und fuhr dann fort. » Ich sollte sagen: Deine und meine Fehler ungeschehen zu machen, denn wenn ich Ghool in der Schlacht am Berg Tablanor vernichtet hätte, dann hättest du dich niemals auf den Weg zu machen brauchen. «
    Elbanador schwebte zurück auf den Sarkophag.
    » Steig zu mir herauf! « , forderte er Arvan auf.
    » Ich? «
    Nun mach schon!, erreichte ihn ein mahnender Gedanke von Brass Elimbor. Eine solche Aufforderung vom Eldran unseres Ersten Königs bekommt man nicht alle Tage.
    Arvan stieg also auf den Sarkophag. Er wirkte etwas linkisch dabei, und wenn er seine Entscheidung, Stiefel wie ein Mensch zu tragen und nicht mehr barfuß wie ein Halbling herumzulaufen, jemals bereut hatte, dann in diesem besonderen Moment.
    Schließlich stand er aber aufrecht neben Elbanador auf dem Steinquader. Die Lichtaura umflorte ihn noch immer. Die Runen des Elbenstabes leuchteten, und auch von den mit Elbengold ausgegossenen Zeichen auf dem Sarkophag ging ein zauberhafter Glanz aus. » Ich habe lange gelebt, viele Zeitalter hindurch. Und die Länge dieser Epoche, in der ich das Elbenreich regierte, hat mich vielleicht dazu verleitet zu glauben, ich sei nicht nur langlebig, sondern unsterblich. Ich war es

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