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Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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nicht. Jetzt standen sie ihm so intensiv vor Augen wie in den Momenten, als er Ghools Neufeste betreten hatte. Er schilderte, wie Elbanador die Kraft des Elbenstabes anwandte und doch dabei scheiterte, Ghool vollständig zu vernichten, und wie ihm selbst etwas ganz Ähnliches widerfahren war. Arvan zog den Elbenstab hervor. » Dies « , sagte er, » ist das Zeichen der Hoffnung. Ein Zeichen dafür, dass es zweimal möglich war, Ghool zu besiegen, auch wenn es leider nicht gelang, ihn völlig zu vernichten. «
    Die Worte sprudelten zunächst nur so aus Arvan heraus. Er dachte in diesem Moment nicht darüber nach, ob man ihn richtig verstand, oder ob das, was er sagte, vielleicht irgendeiner elbischen Tradition widersprach. Eine Zeit lang hatte er das Gefühl, ganz allein zu sein, und nur zu sich selbst zu reden. Er sprach einfach das aus, was offenbar schon die ganze Zeit über in seinen Gedanken gewesen war, ohne dass er das geahnt hatte.
    Es war gut, empfing er schließlich einen Gedanken von Brass Elimbor, als sein Wortfluss schließlich versiegte. Eine ganze Weile herrschte nun Schweigen. Und da Arvan vom vielen Reden einen trockenen Hals hatte, nahm er einen tiefen Schluck aus dem Becher, der vor ihm auf dem Tisch stand.
    Seine Augen leuchteten daraufhin so klar und hell, dass für einen Moment sogar er selbst davon geblendet wurde.
    In der folgenden Nacht schlief Arvan schlecht. Er träumte vom Berg Tablanor. Nie zuvor hatte er sich diesen besonderen Ort so genau vorzustellen vermocht, und er fragte sich, weshalb er ausgerechnet jetzt in seinen Träumen erschien. War das eine Nachwirkung des Banketts? Der Berg glich einem einzigen, gewaltigen Massiv, das schroff aus der Erde herausragte und von weiteren, ähnlich schroffen Gesteinsformationen eingerahmt wurde. Einst, so sagte man, seien die kleineren Berge Riesen gewesen, die sich vor dem Sitz der Ersten Götter auf dem Berg Tablanor niedergekniet hatten und dabei versteinert waren. Die Gipfelregion wurde von grauen Nebeln umwabert. Vor unvorstellbar langer Zeit waren Stufen und Pfade in die Felswände geschlagen worden. Wer das getan hatte, wusste nicht einmal König Elbanador, als er während der Schlacht am Berg Tablanor gegen Ghool kämpfte. Vielleicht waren es die Ersten Götter selbst gewesen– oder ein Volk, das noch vor den Elben auf Athranor gelebt hatte und von dem nicht einmal eine Erinnerung geblieben war.
    Auf den unteren dieser Stufen legten Menschen und Oger aus Bagorien Kränze und Blumengebinde nieder. Manchmal auch das Fleisch geopferter Tiere. Denn obwohl die Ersten Götter zu einer Zeit herrschten, als noch kein Mensch Athranor betreten hatte, hofften gerade sie auf die Rückkehr dieser mächtigen Wesen, die aus einem unbekannten Grund die Welt verlassen hatten. Von der Zeit ihrer Herrschaft war dieser Ort geblieben– und Felsreliefs mit Darstellungen der Großtaten dieser Wesen, deren ordnende Macht sich viele in Zeiten des Chaos zurückwünschten.
    Die in den Fels geschlagenen Treppen und Pfade wurden nur bis zu jener Grenze betreten, an der Eis und Schnee begann– und der graue Nebel, der alles einhüllte, was noch höher lag. Damals, als die Elben mit den Ersten Göttern zusammen gegen Ghool gekämpft hatten, waren die Herren dieses Berges bereits schwach gewesen. Sonst hätten sie keine Verbündeten gebraucht. Die Herrschaft über die Welt war ihnen offenbar schon lange zuvor schleichend entglitten.
    Arvans Traumblick durchdrang nun den Nebel. Der Gipfel des Bergs Tablanor war keine naturbelassene Bergspitze, sondern eine in Stein gehauene Stufenpyramide, auf deren oberster Plattform eine imposante Säulenhalle stand, über der sich eine gewaltige Kuppel wölbte. Das musste die legendäre Halle der Ersten Götter sein. Ein Ort, den kein Sterblicher je zu betreten gewagt hätte.
    Nicht einmal Elbanador war jemals hier, wusste Arvan auf einmal. Wie ist es dann möglich, dass ich weiß, wie es dort aussieht?
    Arvan erwachte schweißgebadet und fuhr hoch.
    Das Mondlicht fiel herein. Das Rauschen des Meeres erinnerte Arvan wieder eindrücklich daran, wo er sich im Moment befand.
    Eine Gestalt saß im Halbdunkel des Raumes. Das gedämpfte Licht der im Mauerwerk eingelassenen Leuchtsteine erhellte den Bereich unter der Kapuze nicht. Aber Arvan erkannte auch so, wer das war.
    » Brass Elimbor! «
    » Dein Atem war sehr unruhig « , sagte der Elbenschamane. » Und der Fluss deines Blutes glich einem rauschenden Bach, der zu viel Schmelzwasser

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