Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)
hatte den Magier sofort wiedererkannt. Zuletzt hatte er ihn in Asanilon gesehen, wo Seldos versucht hatte, vor Lirandil in den Asanil-Turm zu gelangen, um das uralte Wissen über König Elbanadors Elbenstab und den Runenbaum an sich zu bringen. Damit hatte sich Seldos allerdings übernommen.
Arvan fragte sich, ob es wirklich klug gewesen war, gleich zu erkennen zu geben, dass er diesen Magier kannte. Das Raunen und Gemurmel, das jetzt durch Elbanadors Halle ging, bestärkte ihn in dieser Befürchtung. Aber nun war es zu spät. Er konnte seine Worte nicht zurücknehmen. Und Brass Elimbors Gedanken schwiegen leider.
Mal wieder.
» Schön, dass du dich an mich erinnerst, junger Held « , sagte der Magier. » Ich hoffe, dein Freund Lirandil tut es auch… «
» Ich dachte, Ihr würdet noch in einem Kerker auf Euren Prozess warten, weil Ihr Euch verbotenerweise dem Asanil-Turm genähert habt « , stellte Arvan fest.
» Ein Trugbild! « , rief Fendawil aus. Der Vorsitzende der Magiergilde war empört. » Nie zuvor hat ein Thuvasier es gewagt, das Fest unseres Ersten Königs auf diese Weise zu stören! « Er hob die Hände. Blitze umflorten bereits die Fingerkuppen. » Gebt mir den Befehl, und ich zerstöre diese frevelhafte Illusion, mein König! « , wandte er sich an Péandir.
» Wartet damit! « , schritt nun Brass Elimbor ein, ehe der König sich entscheiden oder der Magier Fendawil seine Kräfte einsetzen konnte. » Es ist eine Botschaft, wie mir scheint. Wir sollten uns bis zu Ende anhören, was Seldos von Thuborg zu sagen hat. «
» Hört mich an! Mir bleibt nicht viel Zeit«, sagte Seldos. Wie zur Bestätigung seiner Worte schien das Trugbild schwächer zu werden und wurde teilweise sogar durchscheinend. Dafür trat ein anderes Detail deutlicher hervor, das zumindest Arvan bisher nicht aufgefallen war.
Die Füße des Magiers steckten ebenfalls in Eisen, an denen Ketten festgeschweißt waren, die sich irgendwo im Nichts verloren.
» Sprich, Magier! « , rief Péandir jetzt– ebenso empört wie der Vorsitzende der Magiergilde. » Sprich, und ich hoffe, die Herren von Thuvasien haben einen guten Grund, um unser heiligstes Fest zu stören– denn sollte das nicht der Fall sein, so werden sie es bitter bereuen, so wahr ich hier stehe! «
Nicht einmal die Form der höflichen Anrede hatte der König der Elben in diesem Fall gewahrt. Einen deutlicheren Hinweis darauf, wie groß sein Zorn war, konnte es kaum geben.
» Ich bin aus dem Kerker in Asanilon entlassen worden. Die Einzelheiten erspare ich Euch. Die Gerichte dort sind so korrupt und für jeden, der talentiert dazu ist, leicht zu beeinflussen. Kaum kehrte ich nach Thuvasien zurück, geriet ich schon wieder in Ketten– und diesmal sind sie durch Magie verstärkt. Ich sitze in einem Kerker in Pendoas, weil ich in Ungnade fiel. Yalos von Cavesia ist zum Meister des Krieges bestimmt worden– und er ist ein alter Rivale, der nun die Gelegenheit nutzt, um mir mit falschen Anschuldigungen zu schaden. «
» Eine lange Rede, die vieles enthält, was uns nichts angeht und in mir den Verdacht weckt, dass Ihr Euch unter Euresgleichen mit diesem dreisten Frevel einfach nur hervortun wolltet! « , rief Péandir– ungeduldiger und zorniger, als man den König der Elben je erlebt hatte.
» Wir sollten ihm kein Gehör schenken « , meinte Fürst Bolandor. » Dieser Magier ist so falsch wie sein Trugbild. «
» Ich muss die Elbenheit warnen! « , rief unterdessen Seldos von Thuborg. » Für Thuvasien ist es vielleicht schon zu spät, diese Warnung zu hören, aber Ihr könnt das Schlimmste verhindern! «
» Warnen? « , fragte Péandir ungehalten. » Wovor? «
Der Magier deutete auf Arvan. » Ihr wollt diesem jungen Helden der Menschenreiche in die Schlacht folgen und gegen Ghool ziehen… «
» Und die Söldner Thuvasiens stehen offensichtlich auf der anderen Seite « , unterbrach ihn Brass Elimbor. » Was ist daran ungewöhnlich? Elben und Thuvasier waren selten einig. Und Lirandils Hoffnungen, Euch in sein Bündnis einzubeziehen, waren wohl von Anfang an der Naivität seiner Jugend zuzurechnen! «
» Mag sein « , sagte Seldos. » Ghool ruft sie alle. Er ruft diejenigen, die ihm dienen, er ruft diejenigen, die ihm gedient haben und über die er den Einfluss verloren hat. Und er ruft neuerdings auch diejenigen, die seine erklärten und unbelehrbaren Feinde sind. Er will sie alle an einem Ort versammeln. Einem mit großer Kraft, die aus einer großen
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