Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)
war. Und im Hafen von Gaa waren seine Schiffe dann jämmerlich verbrannt, die meisten seiner Ritter von Orks und Dämonenkriegern erschlagen worden. Und nun blieb ihm nichts anderes übrig, als sich wie ein flüchtiger Dieb zurück in die Heimat zu schleichen– ohne Heer und nur mit kleinem Gefolge. Eine unfassbare Demütigung für den König eines der mächtigsten von Menschen beherrschten Reiche von Athranor, das es an Größe und militärischer Stärke durchaus mit Beiderland, Harabans Reich oder der mächtigen Stadt Carabor aufnehmen konnte.
Der kalte Wind blies vom Meer herüber und trieb ihm den Schneeregen ins Gesicht. » So wahr ich hier stehe, ich werde zurückkehren « , murmelte Harrgyr einen düsteren Schwur vor sich hin. Er dachte an Haraban, seinen Verbündeten. Dieses feige Monstrum aus morschem Holz, dachte er. Der Immerwährende Herrscher war von Waldhaven aus mit den Resten seines Heeres nordwärts gezogen und residierte zurzeit in einer Festung, die Elefantenburg genannt wurde. Weiter traute sich der Immerwährende Herrscher wohl nicht. Den Norden seines Reiches wagte er derzeit nicht zu betreten. Und er schien nicht einmal gewillt zu sein, seinen prächtigen Hof am Nordufer des Langen Sees zu verteidigen.
Es fand sich noch am selben Tag ein Schiff von den Inseln des Siebenlandes, das bereit war, sie mitzunehmen. Der Kapitän war ein verwegen aussehender Mann mit rotstichigem Haar, dichtem, bis fast unter die Augen wachsenden Bart und zwei blitzenden meergrünen Augen. Der Preis, den er verlangte, war reiner Wucher, aber als er merkte, dass seine potenziellen Passagiere offenbar recht zahlungskräftig waren, trieb er den Preis kurz vor dem Ablegen noch etwas in die Höhe.
Harrgyr blieb nichts anderes übrig, als sich einverstanden zu erklären. So komme ich also nicht nur als Geschlagener zurück nach Dalanor, sondern auch noch als Bettelmann, dachte er grimmig. Jedes Goldstück, das Harrgyr und seine Begleiter bei sich getragen hatten, wanderte in den Besitz des Kapitäns. Und selbst den Rubin am Griff seines Königsschwertes musste Harrgyr aus der Fassung brechen, um die Passage zu bezahlen.
» Ihr werdet sonst kein Schiff mehr finden, das Euch Eurem Ziel so nahe bringt « , sagte der Rothaarige mit breitem Grinsen. » Und den Landweg würde ich niemandem empfehlen.«
» Für all das Gold und den Rubin nehmt Ihr aber einen kleinen Umweg in Kauf und bringt uns wenigstens bis Nebelhaven « , verlangte der König.
Doch der Kapitän schüttelte den Kopf. » Die hohen Zölle des Dalanorischen Reiches machen solche Fahrten für uns Siebenländer inzwischen unprofitabel. « Dass der Kapitän genau jenen König vor sich hatte, der diese hohen Zölle eingeführt hatte, um einheimischen Händlern Vorteile zu verschaffen, konnte der Rothaarige natürlich nicht ahnen, und so sprach er frei aus, was er dachte. Er sah auf den Rubin in seiner Hand und fügte dann hinzu: » Aber ich will großzügig sein! Ich setze Euch in Andalom an der Küste der Mark Nordala an Land. Dann braucht Ihr zumindest keine zweite Passage mehr, die Euch von einer der Inseln des Siebenlandes ans Festland bringt. «
» Meinen Dank! « , knirschte Harrgyr zwischen den Zähnen hervor. Angesichts Eurer unersättlichen Gier könnte ich mir solch eine Überfahrt ohnehin wohl nicht mehr leisten, dachte er grimmig. Selbst wenn ich ein Fischerboot nehmen würde!
Das Schiff legte ab. Die Segel blähten sich. Harrgyr konnte es kaum erwarten, die Küste seines Landes zu erreichen. Ich komme zurück, schwor er sich nicht zum ersten Mal. Niemand jagt Harrgyr von Dalanor wie einen räudigen Hund davon! Niemand!
Die Schmach, die er erlitten hatte, würde er keinesfalls auf sich sitzen lassen.
Koste es, was es wolle!
Der Siebte Mächtige
Wochen waren vergangen, seitdem Brogandas von Batagoa den Mächtigen von Khemrand Bericht erstattet und erfahren hatte, dass sich das Reich der Dunkelalben von Albanoy Ghool angeschlossen hatte. Er hatte in der Zwischenzeit in einem der Gästehäuser gewohnt, die in dem Bezirk rings um die Säulenhalle lagen. Eine ganze Stadt umgab dieses Zentrum der Macht. Allerdings eine Stadt, die oft über Jahre hinweg nahezu unbewohnt war. In Zeiten, da die Mächtigen keinen Anlass für eine Zusammenkunft hatten, war sie sogar völlig unbewohnt. Nicht einmal die Kasernen für die menschlichen Söldner, die den Bezirk um die Säulenhalle bewachten, waren dann dort, denn in solchen Zeiten genügte ein Zauber, um das
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