Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)
Grenzflusses zur Waldsee-Provinz liegt, ist gefährdet. «
» Das bedeutet, der Umweg, den wir machen müssen, wird etwas größer, habe ich recht? « , vermutete Whuon.
» So ist es « , bestätigte Lirandil.
Lirandil führte sie nordwärts durch die Wälder. Manchmal sahen sie noch den Ballon des thuvasischen Heerführers am Himmel. Die Nacht verbrachten sie an einer geschützten Stelle. Doch es wurde nicht richtig dunkel. Selbst durch den dichten Wald schimmerte es feuerrot, so als würde eine zweite Sonne untergehen, die noch viel gewaltiger war als jene, die dies im Osten tatsächlich tat.
Der Geruch von verkohltem Holz war mittlerweile allgegenwärtig.
Für mehrere Tage und Nächte verfolgte sie dieses Leuchten.
» Wenn diese Armee weiter nach Süden zieht, wird ihr niemand etwas Gleichwertiges entgegensetzen können « , glaubte Whuon. » Weder Haraban noch die anderen Könige, soweit sie nicht schon längst von Dämonenkriegern oder Orks erschlagen wurden. «
» Nun, wie ich Haraban kenne, wird er für seine persönliche Sicherheit schon gesorgt haben « , antwortete Lirandil.
» Es scheint eine Art Naturgesetz zu sein, Elb. «
» Wovon sprichst du, Whuon? «
» Davon, dass anscheinend die Furcht vor dem Tod mit der Anzahl der Jahre steigt, die man bereits gelebt hat. Kein Wunder, dass ihr Elben ein so ängstliches Volk seid. «
» Phantasielose Barbaren, die sich die Gefahr gar nicht vorzustellen vermögen, sind gewiss mutiger « , gab Lirandil zurück.
» Oder junge Trottel, die durch einen Elbenzauber das Glück einer sehr widerstandsfähigen Gesundheit haben « , lachte Whuon und fügte dann etwas nachdenklicher hinzu: » Ich frage mich, ob er inzwischen wohl Erfolg gehabt hat. «
» Ganz gleich, ob das der Fall ist, wir werden so viel wie möglich über das herausfinden müssen, was da im Norden vor sich geht. «
» Ich dachte, ihr Elben haltet eine geistige Verbindung « , wunderte sich Whuon. » Oder stehst du weder Arvan noch Brass Elimbor dafür nahe genug? «
» Es wäre unvorsichtig, solch eine Verbindung im Augenblick ohne einen dringenden Anlass herzustellen « , erklärte der Fährtensucher gelassen. » Man kann nie wissen, ob so eine Botschaft nicht auch von anderen gehört wird. Solchen, für die sie nicht bestimmt ist. «
Zwei Tage später bestiegen sie noch einmal einen Riesenbaum, um sich in der Umgebung besser umsehen zu können. Allerdings war die Bezeichnung Riesenbaum kaum noch passend. » Zu klein für eine Herde Baumschafe « , meinte Neldo dazu und zitierte damit eine häufig benutzte Redensart unter Halblingen.
In der Ferne war noch immer der brennende achteckige Palastturm des Waldkönigs zu sehen. » So wird ganz Athranor bald aussehen, wenn niemand Ghool Einhalt gebietet « , sagte Lirandil. » In ein paar Wochen können sie die Hälfte von Harabans Reich erobert haben, wenn sie in derselben Art weiter über das Land herfallen und mit ihren Feuerrohren alles versengen, was sich ihnen in den Weg stellt. Und noch bevor dieser Winter zu Ende geht, werden sie vielleicht schon in Ambalor oder Beiderland stehen. «
» Dazu müssten sie weiter südlich ziehen « , meldete sich nun Neldo zu Wort.
» Erwartest du etwas anderes, junger Halbling? « , fragte Whuon überrascht.
» Ja « , erkläre Neldo knapp. Aber er schien es nicht für nötig zu halten, dies zu erklären. Auch auf Whuons bohrende Nachfrage hin gab er keine Antwort.
In einer der folgenden Nächte erwachte Neldo schreiend.
Lirandil beruhigte ihn mit einer Formel, denn der junge Halbling war zwar erwacht, schien seinen Albtraum allerdings immer noch für real zu halten. Er schrie, schlug um sich und wollte sogar zu seinem Breitschwert greifen.
Whuon packte jedoch sein Handgelenk und entwand es ihm mit einer geschickten Drehung.
Lirandil wiederholte eine Formel, die wohl eine desillusionierende Wirkung haben sollte. Ein Ruck ging durch den jungen Halbling. Neldo wirkte verstört.
» Was… wieso ist hier kein Berg? « , fragte er.
» Was für ein Berg? « , fragte Lirandil. » Du hast schlecht geträumt. «
» Ich war am Berg Tablanor « , war Neldo überzeugt. » Und es tobte eine gewaltige Schlacht. Ich befand mich inmitten von Schwertern und Kriegern. Pfeile sirrten durch die Luft, und Menschen verbrannten bei lebendigem Leib. «
» Woher wusstest du, dass es der Berg Tablanor war, von dem du geträumt hast? « , fragte Lirandil.
Neldo zuckte mit den Schultern. » Ich wusste es einfach. «
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