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Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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müssen noch etwas höher steigen « , meinte Neldo. » Dann bekommen wir einen freien Blick auf den Hof des Waldkönigs! «
    » Wenn es unbedingt sein muss « , knurrte Whuon.
    Es war zwar so gut wie kein Laub mehr auf den Bäumen, trotzdem behinderte der dichte Wald die Sicht– zumindest in dieser Höhe.
    Selbst für den Blick von Lirandils Elbenaugen gab es da kein Durchkommen. Durch das Holz der gewaltigen Stämme konnten auch die Angehörigen seines Volks nicht schauen. So folgten sie Neldo weiter hinauf. Zunächst einen Hauptast entlang, der breit genug gewesen wäre, um ein Pferd hinaufzutreiben. Dann wurden die Äste schmaler. Kampflärm dröhnte derweil zu ihnen herüber. Todesschreie, das Trompeten von Kriegselefanten und die fremdartigen Rufe von Kreaturen, bei denen sich selbst der weitgereiste Lirandil nicht sicher war, um was für Geschöpfe es sich da handelte.
    Schließlich erreichten sie das höhere Geäst. » Ein Baum, wie geschaffen als Wohnbaum für Halblinge– oder irre ich mich? «
    » Ihr irrt Euch, Whuon « , sagte Neldo knapp.
    » Und was ist damit nicht in Ordnung? «
    » Zum Beispiel, dass er zu nahe an Harabans Hof liegt. Der Waldkönig hat zwar in der Vergangenheit immer behauptet, die Halblinge zu schützen, aber ich denke, das entsprach niemals der Wahrheit. «
    » Sondern?«
    » Er wollte nur unsere Steuern und die Dinge, die wir in unseren Werkstätten herstellen. Bestickte Fahnen, Satteldecken für Kriegselefanten, die das Wappen des Immerwährenden Herrschers tragen zum Beispiel. Aber dass die Orks uns Halblinge niedergemetzelt haben, hat er nicht verhindert. Und in Wahrheit verachtet er uns vermutlich sogar. « Neldo musterte Whuon von oben bis unten und fügte dann hinzu: » So wie die meisten Großlinge. «
    » Ich verachte niemanden, Neldo. Schon gar nicht wegen der Größe seiner Gestalt– oder nur der seiner Füße. Aber ich verachte dummes Gequatsche. «
    Neldo schickte Whuon einen finsteren Blick, aber zu einer Antwort kam es nicht mehr. Sie gelangten an eine Stelle, von der aus sie tatsächlich eine einigermaßen freie Sicht auf den Hof des Waldkönigs und die umgebende Stadt hatten.
    Sie stand in Flammen. Dass dort heftige Kämpfe tobten, hatten die drei bereits vor Tagen von Flüchtlingen erfahren, die sich in die Wälder gerettet hatten. Das Söldnerheer der Thuvasier schickte sich offenbar an, Harabans Regierungssitz zu erobern. Seit anderthalb Jahrtausenden war dies das Zentrum von Harabans gewaltigem Reich. Jetzt stand ein Teil davon bereits in Flammen. Kein einziges Schiff lag noch im Hafen. Vermutlich hatte der Immerwährende Herrscher dafür gesorgt, dass sie rechtzeitig in Sicherheit gebracht worden waren, und sie ankerten nun in den weiter südlich gelegenen Häfen Nemsa oder Waldhaven. Die Transportschiffe auf dem Langen See waren für Haraban von entscheidender strategischer Bedeutung. Sie ermöglichten ihm, seine Truppen innerhalb seines Reiches relativ schnell zu verlegen. Und das hatte für den Waldkönig absoluten Vorrang.
    Unterstützung schien der Waldkönig den Verteidigern seines Hofes allerdings bis jetzt nicht in nennenswertem Umfang geschickt zu haben. Die Söldner, die in der Stadt und dem aus dem Holz von Riesenbäumen erbauten Königspalast zurückgeblieben waren, standen auf verlorenem Posten.
    Das Söldnerheer aus Thuvasien hatte die Stadt eingeschlossen. Von der großen Straße, die vom Hof des Waldkönigs über die Mittelfeste bis zum Valdanischen Hafen an der Bucht von Ambalor führte, war man längst abgeschnitten. Geplünderte und ausgebrannte Fuhrwerke lagen dutzendweise auf dieser Straße. Die Pferde wurden als Futter für die großen Zugechsen benutzt, die die gewaltigen Kriegsmaschinen bewegten.
    » Bei allen Waldgöttern, so etwas habe ich noch nie gesehen « , entfuhr es Neldo.
    » Jetzt versteht ihr Ahnungslosen vielleicht, wovon ich immer gesprochen habe, wenn ich von meiner Zeit im Heer der Thuvasier sprach « , meinte Whuon mit grimmigem Unterton.
    Mehrere der Kriegsmaschinen wurden jetzt in Stellung gebracht. Sie bestanden aus einem von großen Echsen gezogenen Wagen, auf dem jeweils ein gewaltiges, in der Sonne glänzendes Metallrohr befestigt war. Diese Rohre hatten die Farbe von Kupfer. Aber es war kein Kupfer und auch kein gewöhnlicher Stahl. Es war eine metallische Substanz, die magisch angereichert sein musste. Große, kolbenförmige Behälter ebenfalls aus einem metallisch wirkenden Material gehörten zu diesen

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