Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)
her. Damals, als er der blutjunge Herr über alle drei Ork-Länder geworden war. Ursprünglich hatte er dieses Schwert gar nicht haben wollen. Aber es war ein Geschenk des damaligen Herrn der Ork-Stadt gewesen. Ein Geschenk, das dazu dienen sollte, Rhomroor seiner Gefolgschaft zu versichern. Sie waren damals gegenseitig auf die Unterstützung des jeweils anderen angewiesen gewesen. Rhomroor, weil er noch jung und frisch im Amt gewesen war und es genug Konkurrenten gegeben hatte, die nur darauf warteten, dass die Gefolgschaft für ihn schmolz, um sich hervorzuwagen. Darum war die Unterstützung durch den Herrn der Ork-Stadt für Rhomroor wichtig gewesen. Und umgekehrt war dieser unter seinem eigenen Gefolge immer umstritten gewesen, weil er Händler aus anderen Ländern– vor allem Menschen und Halblinge– in der Ork-Stadt ansiedelte. Das verbesserte seinerzeit die Versorgung mit Handelsgütern aller Art und brachte auch den Orks in der Stadt ungeahnten Wohlstand. Allerdings waren nicht alle Orks in der Stadt bereit, die strengen Gesetze zu akzeptieren, die der Ork-Herr den Fremden zuliebe erlassen hatte. Strenge Gesetze, die es unter Strafe stellten, einen fremden Händler zu töten.
Der Herr der Ork-Stadt hatte dieses Schwert vermutlich nur deshalb als Geschenk ausgesucht, weil er es selbst geschenkt bekommen hatte und es loswerden wollte. Andernfalls hätte er ja irgendwann damit kämpfen müssen, wenn er den Schenker nicht beleidigen wollte.
Ein Schwert, das beim Kämpfen Krach macht, dachte Rhomroor. Wie gerne wäre ich es damals auf ebenso elegante Weise losgeworden. Und – bei der Schlammgrube meiner Ahnen! – wer hätte ahnen können, wie sehr es zum Symbol meiner Herrschaft wurde.
Rhomroor stieg von seiner Hornechse herunter. Mit breiten, orkisch plump wirkenden Schritten ging er auf die beiden Könige und den Herzog zu.
Der Graf von Amdor hielt sich ein ganzes Stück im Hintergrund.
» Ich bin Rhomroor, der Anführer dieser Orks « , begann der Träger des Singenden Schwertes dann in perfektem Relinga. » Und bei allem, was uns trennt: Mir scheint, wir haben ein paar gemeinsame Feinde! «
Das vereinigte Heer brachte sich nicht auf einer Anhöhe in Verteidigungsformation, sondern ganz im Gegenteil in einer Senke.
Dies entsprach Rhomroors Forderung. Kalamtar lehnte dies zunächst vehement ab. Wieso sollte man sich sehenden Auges in eine nachteilige Position begeben?
Dass Kalamtar in strategischen und taktischen Fragen keine große Erfahrung besaß, rächte sich nun. Ihm war dieses Defizit durchaus bewusst. Dass Herzog Damvan ihm in diesem Bereich haushoch überlegen war, konnte man nicht übersehen. Aber wenn selbst Zwerge und Orks ihn darin in den Schatten stellten, war das nur schwer erträglich.
» Ich kenne die Trolle « , wandte sich Rhomroor dazu an seine Verbündeten. » Wenn sie in den Krieg ziehen, nehmen sie nichts mit außer den Waffen, die sie am Körper tragen, und ihrer eigenen Stärke. Sie sind ohne Vorbereitung und Ordnung. Darum dürfen sie uns erst so spät wie möglich sehen, und im Grasland von Rasal geht das nur in einer Senke. «
» Aber sie werden dann den Vorteil haben, von oben anzugreifen « , gab Kalamtar zu bedenken.
» Mag sein, aber wenn sie uns von Weitem sehen, wird ein Teil von ihnen eine verlassene Siedlung plündern, Gesteinsbrocken aus den Ruinen herausbrechen und dann auf uns schleudern. Wenn sie uns aber erst im letzten Moment sehen, geschieht so etwas nicht. Sie werden dann kaum umkehren, um sich irgendwo etwas zu suchen, was sie gegen uns einsetzen können! « Rhomroor verzog das Maul und bleckte seine Hauer. » Nur ihre versteinerten Toten können sie uns dann noch auf die Köpfe werfen. Sonst nichts, es sei denn, sie reißen das Gras aus der Erde und bewerfen uns mit dem Boden unter unseren Füßen. «
» Das dürfte sich verschmerzen lassen « , meinte Grabaldin. » Auch wenn es mich grundsätzlich nicht gerade froh macht, einem Ork recht geben zu müssen– aber ich stimme dem zu, was er gesagt hat. «
Da auch Herzog Damvan Rhomroors Argumenten folgte, blieb König Kalamtar nichts anderes übrig, als ebenfalls einzuwilligen. Was man nicht verhindern kann, muss man begrüßen, dachte der König von Ambalor. Er hob den abgebrochenen Schaft mit der Spitze der Magischen Lanze. » Also los, erwarten wir die Trolle in einer Senke! Und mögen uns die Götter dabei gnädig sein! «
Es dauerte bis zum frühen Abend, bis die ersten Trolle über die Hügel am
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