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Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Breite und wurde dabei so groß, dass sie selbst einen hochgewachsenen Elben überragt hätte. Fressmoose bewegten sich springend und umschlossen dann ihre Beute entweder ganz oder teilweise mit solcher Kraft, dass ihr der Atem genommen wurde und die Rippen brachen. Die meisten Arten in den Wäldern am Langen See waren nicht größer als ein Halblingfuß und hatten sich auf Kleintiere spezialisiert. Pferdefressmoose allerdings griffen Lebewesen bis zur Größe von Pferden an, und in Einzelfällen hatte man auch davon gehört, dass sie Kriegselefanten aus dem Söldnerheer des Waldkönigs attackiert hatten. In den alten Zeiten hatte man sie auch Halblingfresser genannt. Die Halblinge hatten sich allerdings für die Opfer, die durch diese Pflanze unter ihnen entstanden waren, bitter gerächt und diese riesenhafte Moosart in dem von ihnen bewohnten Teil der Wälder am Langen See stark dezimiert.
    Asrado fiel nun rücklings in das weiche, den furchtbaren Sturz abbremsende Moos hinein. Seine Rechte umschloss dabei den Griff seines Rapiers, das er an einer einfachen Schlaufe am Gürtel trug– und nicht etwa in einer verstärkten Lederscheide, wie es viele andere Halblinge taten. Eine Unsitte, die zuerst durch die Elben und später durch die Menschen Verbreitung gefunden hatte und nur dazu führte, dass die Schönheit einer Schmiedearbeit verborgen wurde!
    Die Waldgötter mögen meiner Seele gnädig sein, durchfuhr es den Rapiermeister, als er in das Moos einsank. Ob er nun einer gefräßigen Pflanze zum Opfer fiel oder sich mit gebrochenem Rückgrat auf dem von harten Wurzelsträngen durchzogenen Waldboden wiederfand– es lief auf das Gleiche hinaus. Sein Tod schien besiegelt zu sein. Das Moos zog sich zusammen und umschloss ihn. Die Pflanze gab einen schmatzenden Laut von sich, der in ein dröhnendes Geräusch überging, das im ersten Moment das Triumphgeheul eines erfolgreichen Jägers hätte sein können.
    Es dauerte einen Moment, bis Asrado begriff, was es wirklich war.
    Ein Todesschrei!
    Nur einen kurzen Moment zog sich das Moos zusammen und bedeckte den Halbling. Dann entspannte sich die Pflanze wieder und gab ihn frei. Der dröhnende Laut erstarb. Asrado versuchte, sich auf der weichen, nachgiebigen Oberfläche des Mooses zu bewegen, was gar nicht so leicht war. Und dann bemerkte er, dass die Spitze des Rapiers tief in einer dunklen, knollenartigen und ebenso wie das Moos sehr weichen Verdickung steckte. Ein schwammähnliches Gebilde, aus dem die Heiler der Halblinge allerlei Tinkturen gewannen– sofern sie dazu kamen, es in ihren Besitz zu bringen.
    Ich habe den Sitz des Moosgeistes getroffen, erkannte Asrado. D as Pflanzenhirn!
    Auf der Oberfläche dieses Gebildes waren kleine Öffnungen zu sehen, die wohl der Erzeugung von Tönen gedient hatten, solange dieses Wesen am Leben gewesen war. Die ungenauen Sprünge, die oft mit ihren Angriffen einhergingen, führten nur dann zu einem erfolgreichen Abschluss der Jagd, wenn die Beute sehr nahe war. Und so vermochten diese Pflanzen die Laute von zahllosen Tieren nachzuahmen, um sie anzulocken.
    Dass einem Fressmoos die Mahlzeit gleich so passend entgegenflog, kam natürlich nur äußerst selten vor– und noch seltener trug diese Mahlzeit ein Rapier, das sich ausgerechnet in das Seelenzentrum dieses Wesens bohrte.
    Asrado blickte zur Seite. » Ein guter Stich « , ächzte er, bevor er sich schließlich mühsam erhob. Wenig später stand er wieder auf festem Waldboden. Das tote Fressmoos hatte ihm zweifellos das Leben gerettet.
    Doch anscheinend war er nur vom Regen in die Traufe gekommen. Er sah kurz zu der Lichtung hinüber, die sich ganz in der Nähe mitten im Wald zu öffnen schien, als bereits der erste Wolfskrieger heranschnellte. Seine Beine waren bei Weitem nicht so kräftig, wie es bei Orks der Fall war. Dafür schienen sie für ausdauerndes Laufen geschaffen zu sein. Der Körper wirkte beinahe menschlich, nur größer und kräftiger. Der Harnisch bestand aus einem bronzefarbenen Metall. Eine Armbrust hielt er in den Händen, an der Seite hing ein Breitschwert herab, und über dem Rücken trug er eine Axt, die zwar eine ebenso monströse Größe wie die orkischen Waffen hatte, aber im Gegensatz zu diesen nur eine einfache halbmondförmige Klinge besaß.
    Der Schuss mit der Armbrust war überhastet gezielt. Er verfehlte Asrado um Haaresbreite. Der Rapiermeister hatte sich instinktiv zur Seite geduckt– was ihm bei einem besser gezielten Schuss auf diese

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