Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)
darunter und noch weniger Dämonenkrieger auf großen Reithunden. Die große Mehrheit waren Fußkrieger der Orks. Ihre wüsten Kampfschreie drangen bereits herüber, woraufhin die Zwerge noch heftiger auf ihre Schilde schlugen.
Und noch etwas fiel dem Hochadmiral auf: Die Angreifer verfügten über kein einziges Katapult. Aus Nachrichten, die ihn per Brieftauben aus Gaa erreicht hatten, wusste er, dass Ghools Streitkräfte ansonsten keinen Mangel daran hatten.
Doch auch bei den vorangegangenen Angriffen auf Carabor waren kaum Katapulte und andere Belagerungsmaschinen eingesetzt worden. Vielleicht war das der Tatsache geschuldet, dass dieses Orkheer sehr schnell das feuchte Tiefland von Transsydien überquert haben musste, um vor die Mauern Carabors zu gelangen. Aber es könnte durchaus auch für die These sprechen, dass dieser Horde die koordinierende Hand eines Feldherrn fehlt, ging es Dolgan Jharad durch den Kopf.
Die Masse der Angreifer, die sich über den Horizont ergoss, schien gar kein Ende nehmen zu wollen. Ehedem waren die Hügel von Caraboreanien grün gewesen. Doch die Tritte unzähliger Orks und ihrer Hornechsen hatten dafür gesorgt, dass vom Bewuchs so gut wie nichts übrig geblieben war. Wie eine schlammfarbene, zähflüssige Masse, die in einer unaufhaltsam erscheinenden Welle auf die Mauern der Stadt und ihrer Verteidiger zukam, wirkte dieser Ansturm. Die Signalhörner auf den Türmen der Mauern von Carabor bliesen Alarm. Aber man hörte sie in all dem Geschrei kaum.
» Es sind verflucht viele! « , stieß Benlon Rad’jar hervor. » Sie scheinen noch weitere Verstärkung bekommen zu haben. «
» Ja « , murmelte Dolgan Jharad besorgt.
Drei dieser Angriffswellen hatte das Heer der Zwerge, das seit einiger Zeit vor den Toren der Stadt lagerte, bereits abgewehrt. König Grabaldins Krieger waren den Angreifern zwar zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen gewesen, aber dennoch hatten sie der Flut jedes Mal standgehalten. Die Caraboreaner hatten sie lediglich durch den Gebrauch ihrer weitreichenden Katapulte unterstützt, die überall hinter den Wehrmauern und auf den Türmen postiert waren. Aber kein einziger Söldner der Stadtwache hätte sich vor die Tore gewagt– und im Fall einer Niederlage dachte auch niemand auch nur im Traum daran, den Zwergenkriegern die Tore zu öffnen und ihnen Zuflucht zu gewähren.
Allein der Gedanke an so viele Zwergenkrieger innerhalb der Stadtmauern ließ Dolgan Jharad innerlich schaudern. Die Söldnertruppe von Carabor wäre den Zwergen sowohl an Kampfkraft als auch an Zahl zweifellos unterlegen gewesen, und jemandem wie König Grabaldin war es durchaus zuzutrauen, dass er dies genutzt hätte, um kurzerhand in der Stadt die Macht zu übernehmen, wenn er seine Interessen anders nicht durchsetzen konnte. Ihr wart ein gutes, willkommenes Bollwerk gegen den Ansturm der Schattenkreaturen – aber gegen diese Übermacht wird es wohl euer letzter Kampf sein, den ihr nun bestreitet, dachte der Hochadmiral, denn die Schar der Orks, die schreiend über die Kämme der ersten Hügel drängte, wurde immer größer. Nicht zum ersten Mal drängten sich Belagerer vor den Toren Carabors– und der alte Hochadmiral hatte während seines langen Lebens einige davon erlebt. Aber keine Streitmacht, der er im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte von diesen Mauern aus entgegengeblickt hatte, war mit jener Masse an Kriegern zu vergleichen, die sich nun zum Angriff sammelte.
Dolgan Jharad wandte sich ab. Bedauerlich, aber weder Zwergenlist noch Zwergenmagie wird euch gegen diese Übermacht retten können! Carabor wird sich mittelfristig auf die Suche nach weiteren Verbündeten machen müssen …
Die Beine schmerzten ihn, und es war besser, wenn er sich jetzt zurückzog. Wer mochte schon wissen, welchen Verlauf die Schlacht nahm und an wie vielen, hastig einberufenen Zusammenkünften des Admiralsrates er noch stehend teilnehmen musste.
» Mein Hochadmiral! « , rief einer der Söldner der Stadtwache Dolgan Jharad zu, als dieser mit vorsichtigen, seinem Alter angemessenen bedächtigen Schritten die Steintreppe hinunterging, die von der Wehrmauer in den Innenhof zwischen der ersten und der zweiten Mauer führte. Dort wartete der zweispännige, geschlossene Wagen, der dem Hochadmiral zur Verfügung stand.
Der Söldner kam im Laufschritt angelaufen.
» Was gibt es? « , fragte Dolgan Jharad.
» Der Botschafter des Zwergenreichs fordert Einlass! «
Der Hochadmiral hob die Augenbrauen. »
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