Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)
an eine trügerische Hoffnung. Mehr nicht! « Er holte aus und warf den Stab von sich. Er landete irgendwo im hohen Gras der Lichtung.
» Es scheint, als wäre der einzige Optimist unter uns im Ost-Orkreich geblieben « , stellte Whuon fest.
» Du sprichst von Rhomroor? « , fragte Arvan.
» Niemand kann wissen, was die Zukunft bringt, Arvan. Die Götter verbergen das meiste davon vor uns. Ich will mich darüber nicht beklagen. Vielleicht ist es sogar ganz gut, dass wir nicht wissen, was kommt. Aber wenn es eines gibt, was ich gelernt habe, dann ist es, dass man niemals aufgeben sollte. Gleichgültig, wie aussichtslos die Lage scheint. «
Niemand hatte in der Zwischenzeit auf Neldo geachtet. Niemand hatte gesehen, wie sich sein Gesicht veränderte, wie es zur starren Maske wurde und wie ein besonderer, fanatischer Glanz in seinen Augen zu leuchten begann.
Er trat an Arvan vorbei, dorthin, wo der Hals des Drachen aus dem mächtigen Rumpf ragte. Das gewaltige Geschöpf hatte den Kopf in das hohe Gras gelegt, und sein Atem ging noch immer so rasselnd, dass man sich fragte, ob er sich überhaupt je wieder zu erholen vermochte.
Neldo griff nach dem Breitschwert, das Whuon ihm nach dem Kampf mit der Ork-Horde in der Hornechsenwüste gegeben hatte. Er fasste den Griff mit beiden Händen und rammte die Klinge dann zwischen zwei Schuppen in den Hals des Drachen hinein. Bis zum Heft trieb er die Klinge vorwärts. Dabei ging er auf die Knie und verstärkte den Druck durch sein Gewicht.
» Neldo! « , rief Arvan entsetzt. Der Drache brüllte auf. Ein Laut, der schon sehr schnell in ein röchelndes Ächzen überging. Der Kopf hob sich kurz aus dem Gras. Eine kleine Stichflamme versengte die Pflanzen in einer Entfernung von zwanzig Schritt zu Asche, ehe das Feuer verpuffte und Rauch aufstieg. Die Flügel hatten sich noch einmal gespannt und sanken dann schlaff herab. Blut quoll nun in Strömen aus der Wunde, die Neldo dem Tier beigebracht hatte.
Der Drache war tot.
» Sein Herz schlägt nicht mehr « , stellte Lirandil fest. » Wieso hast du das getan, Neldo? «
» Der Ruf … « , flüsterte er. Er kauerte neben dem Schwertgriff, den er immer noch mit beiden Händen umklammerte, so als müsste er die Waffe noch immer in den Körper des Drachen treiben und dürfte dabei nicht nachlassen.
» Du hast den Ruf Ghools gespürt « , stellte Lirandil fest.
» Ja « , murmelte Neldo tonlos. » Aber ich habe ihm widerstanden. Aber dieser Drache hätte ihm gehorcht. Da bin ich sicher. « Er schluckte und sah dann in Arvans Richtung. » Er hätte dir niemals wieder gehorcht, Arvan! Niemals! Da bin ich mir sicher! Und dass er uns nicht schon längst umgebracht hat, liegt nur an seiner Schwäche! «
Wenig später waren sie alle vom Rücken des Drachen herabgestiegen. Von Borro war zuerst keine Spur zu sehen, aber dann fand er sich unter einem der lederhäutigen Flügel wieder, die der Drache bei seinem Tod einfach ausgebreitet und fallen gelassen hatte.
Da er sich allein von der schweren Lederhaut des Drachenflügels nicht befreien konnte, mussten Whuon und Arvan ihn mit ihren Schwertern frei schneiden. Als Borro dann darunter zum Vorschein kam, war er über und über mit Drachenblut besudelt.
» Ich bin unversehrt « , versicherte er. » Aber mein Bogen ist zerbrochen. « Er hielt die beiden mit der Sehne verbundenen Bruchstücke in den Händen und ließ sie dann sinken. » Das war ein Geschenk meines Vaters. Und ich hätte damit gerne noch ein paar von Ghools Schergen erledigt. «
» Wenn wir nach Utor kommen, brauchst du als Erstes ein Bad « , stellte Brogandas fest. » Aber wahrscheinlich werden dich auf dem Weg dorthin bereits so viele Fliegen umschwirren, dass uns später gar keine Herberge mehr aufnehmen wird. «
Lirandil kannte die Gegend. » Es ist sicherlich schon ein gutes Menschenalter her, dass ich hier gewesen bin, und es kann daher sein, dass ich die eine oder andere Kleinigkeit nicht mehr exakt in Erinnerung habe « , gestand er zu.
Borro wandte sich an Zalea. » Damit will er uns wohl sagen, dass in der Zwischenzeit ein paar Kieselsteine auf dem Weg umgedreht worden sein könnten und er deshalb nicht mehr genau weiß, wohin es geht. Aber glücklicherweise ist es ja nur ein paar Meilen bis Utor, und man braucht vermutlich nicht einmal feine Elbenohren, um den Krach der Stadt zu hören. «
» Wir wollen nicht übertreiben « , sagte Lirandil. » Es ist die Residenz eines Provinzstatthalters, wobei es sich nun
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