Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
setzten sie für kurze Zeit sogar aus, und seine Hinterbeine streiften einmal sogar bereits kurz die Wasseroberfläche. Na komm schon, gib dir für das letzte Stück dieser Reise noch Mühe!, versuchte Arvan ihn zu beeinflussen. Er fragte sich, ob es vielleicht möglich war, dieses Geschöpf dauerhaft zu zähmen. Auch wenn sie nun alle ziemlich durchgefroren waren, weil der Drache teilweise in sehr großer Höhe geflogen war, so konnte man doch nicht von der Hand weisen, dass diese Geschöpfe offenbar hervorragend dazu geeignet waren, sehr weite Strecken schnell hinter sich zu bringen. Dann tauchten schließlich die Mauern von Utor auf. Sie bildeten ein Achteck. Außerdem gab es einen Hafen am See. Der Waldsee war über Flüsse mit dem Langen See verbunden, und von diesem aus konnte man wiederum über den Grenzfluss zwischen den Provinzen Gaanien und Neuvaldanien an dessen Mündung in den langen Fjord sogar ins offene Meer gelangen. Und so verkehrten regelmäßig Handelsschiffe, die von Utor aus über Gaa bis Asanilon und Carabor gelangten. Zumindest galt das für Friedenszeiten. Im Augenblick war dieser Handelsverkehr aufgrund des Krieges vermutlich zum Erliegen gekommen. Als Indiz dafür waren Dutzende von Schiffen an Land gezogen worden.
    In der Provinz am Waldsee unterschied sich die Vegetation deutlich von der in der Dichtwaldmark oder den Wäldern am Langen See. Die Bäume waren viel kleiner. Kaum ein Drittel der Größe eines gewöhnlichen Herden- oder Wohnbaums erreichten sie. Außerdem waren gerade die Wälder nördlich des Waldsees auch weitaus weniger dicht. Immer wieder gab es Lichtungen, die gen Norden immer größer wurden.
    Der Drache war inzwischen so schwach, dass er manchmal bereits die oberen Äste der Baumkronen steifte oder dicht darüber hinwegstrich. Die Gefahr, dass er einen Waldbrand verursachte, bestand wohl kaum noch, denn außer übel riechenden Dämpfen kam derzeit nichts mehr aus seinem Maul heraus.
    Arvan ließ ihn daher auf einer Lichtung niedergehen, die nur wenige Meilen von Utor entfernt war. Lirandil hatte aus der Luft nirgends Orks, Wolfskrieger oder irgendwelche anderen Schergen Ghools in unmittelbarer Nähe der Stadt entdecken können. Die Landung des Drachen war ziemlich unsanft. Er rutschte ein Stück durch das feuchte Gras, walzte mit seinem gewaltigen Körper Sträucher nieder, ächzte dabei wie ein Mensch, dem nach einem langen Lauf keine Luft mehr zum Atmen geblieben war. Hals und Rumpf des Drachen vibrierten dabei. » Absteigen! « , riet Lirandil. » Sofort! Er könnte unberechenbar werden. « Woraus der Elb das schloss, verriet er nicht. Den Schlag des Drachenherzens, den Fluss seines Blutes in den Adern und noch vieles mehr vermochte Lirandil zu hören, und daraus zog er offenbar seine Schlüsse.
    » Das lasse ich mir nicht zweimal sagen « , meinte Borro und hatte dann als Erster den Abstieg hinter sich gebracht. Zalea zögerte, weil Arvan sich nicht rührte und ziemlich benommen wirkte.
    » Was ist mit dir? « , fragte sie.
    » Sein Geist ist erschöpft « , erklärte Brogandas anstelle des Angesprochenen. Er lächelte breit. » Auch wenn es nur die Beherrschung eines einzigen Wesens war, wird es ihn ziemlich angestrengt haben. Aber falls er sich doch noch entschließen sollte, eines Tages Hochkönig zu werden, und der unwahrscheinliche Fall eintritt, dass man ihm dieses Amt noch einmal anbietet, dann war die Beherrschung eines Drachen ja vielleicht eine ganz gute Übung, um die Armeen eines Kontinents zu führen. «
    » Ich habe für Eure Ironie wenig Verständnis, Brogandas « , sagte Zalea. » Jemand, der selbst zu schwach ist, um einen Drachen zu beherrschen, sollte sich nicht über die Schwäche von jemandem lustig machen, der das immerhin geschafft hat. «
    » Gut gebrüllt, Waldlöwin « , erwiderte Brogandas. » Aber du solltest vielleicht bedenken, dass wir nie bis hierher gekommen wären, wenn uns dieser Blitz getroffen hätte, den ich abfing. «
    » Das spielt alles keine Rolle « , sagte Arvan jetzt. » Wir sind hier– und das ist alles, was zählt. Der Runenbaum ist zerstört, der alte Grebu und sein narbiger Freund sind vermutlich zu Asche verbrannt, und das Bündnis, das Lirandil geschmiedet hat, wird wahrscheinlich sehr bald auseinanderfallen, sofern das nicht schon längst während unserer Abwesenheit geschehen ist. Alles, was uns geblieben ist, ist das hier! « Arvan zog den Elbenstab aus dem Gürtel. » Ein wertloses Stück Holz! Eine Erinnerung

Weitere Kostenlose Bücher