Der Befreier der Halblinge: Roman (German Edition)
zusammenzustellen und hierherzubringen, wie man mich durch Brieftaubennachrichten hat wissen lassen. Hier bin ich– bereit, wie jeder meiner Ritter, auch gegen die schrecklichsten Gegner zu ziehen. «
Kalamtar lächelte milde. Wenn Ihr schon gegen diesen Gegner gekämpft hättet, so wie ich, dann würdet Ihr das nicht sagen, dachte er. Obwohl er diesen Gedanken nicht laut äußerte, war die Geringschätzung, die er für sein Gegenüber empfand, für einen kurzen Augenblick nicht zu übersehen. » Eure Ankunft ist jedenfalls für uns alle ein Zeichen der Hoffnung, werter Herzog von Caplanien « , erklärte der Truchsess nun.
Dieser runzelte die Stirn. Sein Blick schweifte durch den leeren Saal. Nicht einmal Wächter standen an den Türen.
» Um ehrlich zu sein, bin ich etwas irritiert darüber, von Euch empfangen zu werden, Kalamtar von Ambalor! «
Das Lächeln des Truchsess war sehr verhalten. Diese Anrede hätte eigentlich nur einem König von Ambalor geziemt, erkannte er sofort. Sollte an diesem Provinzherzog aus dem abgelegensten Teil des Beiderlandes etwa ein Diplomat verloren gegangen sein, der mir damit signalisieren will, dass er in den Plan, mich zum König von Ambalor zu machen, eingeweiht ist? Oder ist es einfach nur Ungeschick?
» Nun, es ist reine Höflichkeit, die mich Euch empfangen lässt « , beantwortete Kalamtar die Frage, die sein Gegenüber gestellt hatte. » Und abgesehen davon habe ich auch etwas mit Euch zu… «
» Wo ist der König? « , unterbrach Damvan den Truchsess. » Ihr mögt es mir verzeihen, dass ich mich nicht mit Höflichkeiten aufhalten will, aber ich will zuerst mit meinem König sprechen. «
» König Candric geht es schlecht « , berichtete Kalamtar. » Ich weiß nicht, ob man Euch bereits darüber informiert hat, dass er in der Schlacht um Gaa schwer verletzt wurde. «
» Diese Kunde ist auch zu mir gelangt « , erklärte Damvan mit einem Tonfall, der zunehmend seine Ungeduld verriet. Er fühlte sich hingehalten. Mochte der Truchsess von Ambalor ein noch so loyaler Verbündeter sein, so stand ihm dies ganz sicher nicht zu. » Führt mich zu ihm– oder ich suche mir selbst den Weg! «
» Einen Augenblick. Ich muss Euch erst etwas sagen. «
» So redet schnell! Ich werde mir nicht viel Zeit dafür neh men. «
» Von seinen Wunden hat sich König Candric wohl einigermaßen erholt. Zumindest besteht nach Aussage der Ärzte keine Lebensgefahr mehr. «
» Ich hoffe nicht, dass er einem elbischen Quacksalber vertraut! Deren Heilkunst schätzte er leider besonders hoch ein. Und jetzt… «
» …wollt Ihr zu ihm. Aber ich kann Euch nur warnen. Der Körper des Königs erholt sich zwar– aber seine Seele hat anscheinend irreparablen Schaden genommen. «
Herzog Damvan runzelte die Stirn und schluckte. » Bei den Göttern. «
» Stellt Euch darauf ein, das Heer allein kommandieren zu müssen, das Ihr hierher geführt habt! «
Kalamtar von Condenna führte Herzog Damvan zum Gemach des Königs. Schon in den Gängen hatte man den Widerhall irrer Schreie gehört.
Der König lag in einem von Fackeln erhellten, fensterlosen Raum. Man wollte nicht, dass sein Zustand früher bekannt wurde als nötig. Die Schreie des Königs hätten den Bewohnern von Ogla und vor allem den aus Gaa geflohenen Truppen die letzte Hoffnung genommen. Welchen Sinn sollte es noch haben, sich neu zu formieren und gegen Ghools Macht anzukämpfen, wenn der Hochkönig von Athranor offensichtlich nicht mehr bei Verstand war?
» Die Lanze! « , dröhnte Candric von Beiderland, während er mit fieberglänzender Stirn auf seinem Lager lag, umgeben von den besten Ärzten, die sich hatten auftreiben lassen. Aus der ganzen Umgebung hatte man sie zur Burg von Ogla gebracht. » Die Magische Lanze! Hat jemand, der aus Gaa kommt, sie gefunden? Fragt jeden, der von dort zurückkommt… «
» Es ist jeder gefragt worden, mein König « , sagte einer von ihnen. Er blickte in Kalamtars Richtung, nachdem der Truchsess eingetreten war, und zuckte mit den Schultern.
» Die Magische Lanze! Ich habe sie gesehen! Und sie leuchtete… «
» Das Zeichen des Hochkönigs blieb auf dem Schlachtfeld in Gaa und wurde dort ebenso verloren wie die Schlacht « , murmelte Kalamtar an Herzog Damvan gerichtet. » Sie steckt jetzt im Körper irgendeines Dämonenwesens. «
» Seid Ihr das, Kalamtar? « , erklang die Stimme des Königs, der nun versuchte, sich aufzurichten.
» Bleibt liegen, mein König « , versuchte Kalamtar ihn zu
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