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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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das schöne Vorrecht, als der Aeltere von uns Beiden berufen zu sein, dem kühnen Sinne des Vaters als Hand und Hilfe zu dienen.«
    »Und doch that ich es nur aus kindlichem Gehorsam und nicht aus freiem, fröhlichem Triebe meines Herzens. Ihr habt dies nicht geahnt, Cuno, denn ich schloß all’ meine Gedanken tief in mein Inneres hinein; aber ich gäbe viel, sehr viel darum, wenn mir das Schicksal erlaubte, der Sache des Zollern meine Dienste zu leihen!«
    »Was sagst Du!« rief Cuno erschrocken. »Willst Du ein Abtrünniger werden an uns und Allen, die treu zu uns gehalten haben, so lange die Zeit unseres Lebens währt?«
    »Da sei Gott vor! Aber ich habe in den schlaflosen Nächten der letzten, schweren Zeiten nachgesonnen über gar Vieles, worüber ich mir früher keine Gedanken machte, und es ist mir dabei oft gar Eigenthümliches in den Sinn gekommen. Ich habe viele dieser Gedanken noch nicht vollständig ausgedacht, trotzdem aber ist es mir gewesen, als müsse Vieles anders werden und als werde eine neue, bessere Zeit kommen mit anderen Gesetzen und anderen Menschen, denen der Friede und die Eintracht mehr werth sind, als die Fehde mit ihrem unersättlichen Hunger nach Menschenblut und nichtigen, vergänglichen Gütern. Die Zeit ist unüberwindlich, und wer sich gegen ihren Willen stemmt, den wirft sie in den Staub und vernichtet ihn!«
    »Nie hätte ich Dir solche Gesinnungen zugemuthet! Glaubst Du klüger und verständiger zu sein, als der Vater, der Ohm, der Putlitz und all’ die Herren, gegen welche Deine Worte gerichtet sind? Haben sie etwas Anderes gethan, als ihre heiligsten Rechte verfochten, welche ihnen der Zoller entreißen wollte? Du bist nicht blos tapfer, sondern auch klug, das weiß ich, aber diese Männer sind es noch mehr, als Du es jetzt schon sein kannst. War Vater nicht als Landeshauptmann der Oberste in den Marken, und Herr Caspar Gans von Putlitz ist dasselbe in der Altmark und der Priegnitz gewesen. Wen der Kaiser mit solch’ einem hohen Amte betraut, der darf sich wohl von uns Jünglingen nicht belehren lassen. Und wie ist es ihnen ergangen? Dietrich von Quitzow ist vogelfrei; die Seinen wissen von ihm weder Weg noch Weile, und der Gans von Putlitz sitzt auf Ziesar in einer Grube, die für den Schlimmsten noch zu gräßlich wäre. Mit welchem Rechte darf der Burggraf kommen und ihn aus seinen Zustehnissen drängen?«
    »Du sprichst, wie es Dein feuriges Gemüth Dir gebietet. Könntest Du die Urkunde lesen, welche der Kaiser dem Putlitz über seine Bestallung wohl ausgefertigt haben wird, so würdest Du vielleicht erkennen, daß der Zoller ein gutes Recht dazu hat. Herr Friedrich verfährt gar vorsichtiglich und unternimmt nichts ohne Grund und triftigen Beleg.«
    »Diese Urkunde kenne ich; ich habe sie mit meinen Gespielen Balthasar und Otto von Putlitz auf Wolfshagen so oft zur Uebung durchstudiret, daß ich sie Dir ganz und genau aufsagen kann.«
    »So thut es einmal!«
    Cuno kam der Bitte des Bruders nach und citirte aus dem Gedächtnisse:
     
    »Wir, Siegmund von Gottes Gnaden, römischer
    König etc. etc. etc.
     
    Bekennen und thun kund mit diesem Briefe allen denen, die ihn sehen oder lesen hören, daß wir den Edlen Caspar Gans von Putlitz, unsern lieben Getreuen, unseren Landen und Städten der Priegnitz, als einen Amtmann von Unsertwegen vorzustehen und zu verwesen befohlen haben, befehlen ihm dies mit Kraft dieses Unseres Briefes also, daß er das ehegenannte Unser Land getreulich versehen, beschützen und beschirmen soll gegen allermänniglich, niemanden ausgenommen. Dazu soll er haben alle Unsere Renten, Zinsen und Nutzen, die Wir in der Priegnitz haben; dazu sollen Wir ihm alle Jahre hundert Schock böhmische Groschen aus Unserer Kammer geben, und darüber soll er ehegenannte Unsere Lande versehen und verwesen, ohne allerlei Rechnung und Aufschläge.
    Wenn der ehegenannte Caspar Gans von Putlitz Unser Land, die Priegnitz, ein ganzes Jahr, nach Gebung dieses Briefes, vorgestanden und verwaltet hätte, und nicht länger ferner vorstehen wollte, das soll er Uns ausgehenden Jahres, darnach ein Vierteljahr zuvor verkündigen und zu wissen thun, daß Wir dann die ehegenannten Unsere Lande mit anders Jemanden bestellen mögen. Auch sollen Wir ihn des vorgenannten Unseres Landes Verwesung nicht entwältigen noch entsetzen, Wir haben ihm denn die vorgenannten hundert Schock böhmischer Groschen, oder was im Brauch da wäre, ganz und gar bezahlet, und wann Wir ihm die hundert

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