Der beiden Quitzows letzte Fahrten
genaue Beschreibung der beiden Persönlichkeiten, und Balthasar nickte bejahend mit dem Kopfe.
»Er ist es. Wie kamen sie mit dem Pfaffen zusammen?«
Diese Frage wurde so genau wie möglich beantwortet. Balthasar hörte aufmerksam zu und meinte dann, lebhafter werdend:
»Das ist nichts für Euch! Geht langsam weiter, wenn Ihr keinen Schaden leiden wollt; ich werde voranreiten. Wenn Ihr Euch nicht gar zu sehr beeilt, so wird Euch Herr Claus bald einholen, der hinter uns herkommt. Er kommt von Garlosen und hat mich vorausgesandt, um seine Ankunft zu melden.«
Ohne eine Einrede abzuwarten, gab er seinem Pferde die Sporen; das Thier machte einen ellenhohen Katzenbuckel, warf alle Viere in die Luft und schüttelte sich dann mit einer Eile davon, die Roß und Reiter bald aus den Augen der Nachblickenden verschwinden ließ.
Diese blickten einander an. Sie mußten nach dem Gehörten annehmen, daß die beiden Wenden auch im Dienste des Herrn Claus von Quitzow standen und dieser also mit in das Geheimniß verflochten sei. Daß dieses kein ungefährliches genannt werden konnte, ging aus der Aeußerung Balthasars, »wenn Ihr keinen Schaden leiden wollt«, von Neuem hervor. Nachdenklich und langsam schritten sie weiter; so kam es, daß sie die Vorangegangenen nicht einholten, dagegen aber nach einiger Zeit das Geräusch von Nahenden hinter sich vernahmen. Es waren die drei Ritter von dem Kruge und Herr Claus auf seinem dicken Schimmel. Die ihnen folgenden Reisigen und Knappen waren noch nicht zu bemerken, da sie, um sich einer ungezwungenen Unterhaltung hingeben zu können, eine größere Entfernung als gewöhnlich zwischen sich und ihre Herren gelegt hatten.
Die zwei jungen Leute warteten, bis die Ritter sie erreichten, und schickten sich dann zu einem ehrerbietigen Gruße an. Herr Claus erwiderte denselben leichthin und frug sodann:
»Hrrr! Hm! Ich sehe, daß Ihr auf uns wartet. Wer seid Ihr denn?«
»Wir sind zwei arme, heimathslose Gesellen aus den Landen an der Spree und Havel und wünschen, in Stavenow auf ein Stündchen Einkehr halten zu dürfen!« antwortete Dietz.
»Das könnt Ihr,« lautete die Genehmigung, während der Ritter sein Pferd wieder in Gang versetzte. »Von der Havel seid Ihr her? Seid Ihr bekannt in den dortigen Gegenden?«
»Wir sind es. Habt Ihr eine Erkundigung auszusprechen, so wollen wir dieselbe gern und willig beantworten.«
»Das soll Euch keinen Schaden bringen! Hrrr! Hm! Habt Ihr von dem Händel zwischen dem Markgrafen und den Quitzows vernommen?«
»Warum sollten wir nicht davon gehört haben? Ist doch das ganze Land voll von den Gerüchten und Erzählungen, welche darüber im Schwunge gehen. Es ist ein gar Trauriges um diese Sache, bei der mehr als Einer großen Schaden genommen hat, weil sie ein anderes Ende fand, als man zu Anfang derselben glaubte. Der Ritter Dietrich von Quitzow hat der Heimath den Rücken kehren müssen; sein Bruder Johann schmachtet in Gefangenschaft, ebenso Herr Gans von Putlitz nebst mehreren Anderen, und groß ist das Elend und die Verwüstung, welche die Fehde über Land und Leute gebracht hat.«
»Hrrr! Hm! Das ist der Segen, welchen Ihr von Eurem gnädigen Herrn Markgrafen zu erwarten habt. Jagt ihn zum Lande hinaus; dann wird es wieder besser!«
»Verzeiht, Herr Ritter; mit dem Hinausjagen wird es wohl für immer gute Weile haben. Herr Friedrich von Zollern ist nicht der Mann, der Etwas angreift, ohne es auch zu Ende zu führen, und ich glaube, daß die Zeiten der Vergangenheit wohl nimmer wiederkehren werden.«
»So? Glaubst Du das? Hrrr! Hm! Da bist Du wohl auch einer von den jungen Büblein, die den Krampf in die Hand bekommen, wenn sie ein Schwert anfassen sollen?«
»Nein, zu diesen gehöre ich nicht,« antwortete Dietz bescheiden; »aber ich habe es mit diesen meinen Augen mit angesehen, wie der Wille des Markgrafen die stärksten Mauern zerbrochen und die kühnsten Männer zu Boden geworfen hat. Und dabei ist er von einer Leutseligkeit und Milde, die ihm mit der Zeit selbst den ärgsten Feind gewonnen machen. Er wird die Marken behaupten und Alle vernichten, die sich seinem Rechte entgegenstellen.«
»Seinem Rechte? Hrrr! Hm! Nimm Dich in Acht, Knabe, daß Dir Deine Worte nicht etwa an den Kopf geworfen werden. Wer von einem Rechte des Markgrafen spricht, der ist ein Verräther und wird bei den Ohren genommen. Ueberhaupt kommt Ihr Beide mir etwas sonderlich vor, und ich muß Euch wohl noch etwas genauer vornehmen. Dort kommen unsere Knechte;
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