Der beiden Quitzows letzte Fahrten
Euch mit hoher Freude erfüllen, und Keiner soll sie versäumen. Ruft alle die Eurigen herbei und laßt Versöhnung einkehren unter Denen, die sich bisher entzweiten. Und habt Ihr einen guten Schluck zur Stelle, so wollen wir einen tüchtigen Willkommen trinken und wieder einmal fröhlich sein wie zu den Zeiten, da der Herr noch unter Euch erschien!«
Nichts hätte dem Sprecher die Herzen Aller so schnell gewinnen können als diese Worte. Man umringte ihn mit Jauchzen und frohen Rufen, und der ehrliche Liebenow, welchem bis zu diesem Augenblicke vor lauter Besorgniß für seine Herren das Herz im Leibe gezittert hatte, murmelte, sich den mit Pech gesteiften Bart streichend:
»Mordelement und Mohrenplitz, aper der Junker Dietz wird grad so ein fürchterlicher Deiwelskerl, wie sein Vater, der Ritter Dietrich von Quitzow! Jetzt hat er die Räuper alle im Sacke und ich kann nun sehen, wo ich Einen zum Todtschlagen für meinen Pruder Schwalpe herpekomme!«
»Auch die Gefangenen,« fuhr Dietz in seiner Anordnung fort, »sollen Trunk und Imbiß haben; diese beiden Herren aber sind frei und unsere Gäste. Verbindet den Junker von Uchtenhagen!«
Die Genannten dankten ihm mit freudigen Worten, und während die Bewohner des Kellers in emsiger Bewegung waren, seine Befehle auszuführen, nahm ihn Hans auf die Seite und frug:
»Wie mir der Mann dort sagte, welcher bei meinem Bruder kniet, seid Ihr der Junker Dietz von Quitzow?«
»Er hat Euch recht gesagt.«
»Wie kommt Ihr unter diese Mörderbande?«
»Durch einen Zufall, den ich benutzte, um als ein Abgesandter ihres Anführers zu gelten. Nur so konnte ich Euch retten.«
»Ihr kamt, um uns zu retten?« klang es überrascht.
»Ja, der Mann, welcher Euren Bruder befreien wollte, traf uns, die wir nach Spandau unterwegs waren. Er erzählte, daß Euch hier große Gefahr drohe, und so beschlossen wir, Euch Hilfe zu bringen.«
»Aber wißt Ihr von dem Prozesse, welcher gestern gegen Werner von Holzendorf in Spandau verhandelt worden ist?«
»Ich weiß von ihm.«
»Und daß ich da als Schöppe Eurem Vater feindlich gewesen bin?«
»Das geht mich hier nichts an. Ihr seid in Noth gewesen, und ich mußte Euch beistehen!«
Mit bewundernden Blicken maß Hans die schlanke Gestalt des edlen Jünglings.
»Ja, wir waren in Noth, und da wagtet Ihr Beide, die Ihr noch Knaben seid, Euch in die Höhle des Löwen, wo vielleicht gar mancher kraftvolle Held seinen Untergang gefunden hat, und macht durch eine Geistesgegenwart und Klugheit, wie sie nur selten ein Erwachsener besitzt, Euch eine ganze Schaar von Bösewichtern unterthan. Herr Dietz, ich bewundere Euch; hier habt Ihr meine Hand. Wir müssen Freunde werden, damit ich Euch Achtung und Dank erweisen kann!«
Quitzow schlug kräftig ein. Noch niemals war seine Brust von so hohen und glücklichen Empfindungen bewegt gewesen wie in diesem Augenblicke. Er fühlte, daß er mehr zu thun im Begriffe stehe, als eine bloße Heldenthat, und das gab ihm diejenige Sicherheit und Kraft, welche zur Ausführung seines Vorhabens erforderlich war. Auch Cuno wurde von Hans begrüßt und herzlich belobt, und dann traten die Drei zu dem verwundeten Karl von Uchtenhagen, welcher ebenso wie sein älterer Bruder mit herzlichen und bewundernden Worten um die Freundschaft der Jünglinge bat. Seine Wunden zeigten sich als nicht so gefährlich, wie man sie vermuthet hatte, vielmehr waren die von ihnen verursachten Schmerzen nicht so groß wie diejenigen, welche ihm die scharfen Fesseln hervorgebracht hatten, und er sprach die Hoffnung aus, bei einiger Pflege recht bald wieder zu gesunden.
»Noch bin ich dieser Männer nicht ganz sicher,« meinte Dietz leise zu dem Andern, »und darum gilt es, vorsichtig zu verfahren. Verseht Euch unter der Hand mit Waffen und haltet Euch immer in der Nähe Derjenigen, welche in dem Brunnen gefangen waren. Sie werden uns nicht verlassen. Jetzt aber muß ich für wenige Minuten von Euch gehen, denn ich habe eine wichtige Sache zu untersuchen.«
»Dürfen wir Euch nicht zu Eurem Schutze begleiten?« frug Hans.
»Nein. Auf meinem Gange wird mir Niemand ein Leides zufügen, und ich muß Euch hier zurücklassen, damit nichts Feindseliges gegen uns vorgenommen werde!«
»Auch ich soll zurückbleiben und nicht mit Dir gehen dürfen?« frug Cuno.
»Auch Du. Mir wird nichts Böses geschehen, Ihr aber befindet Euch mitten unter diesen wilden und unzuverlässigen Gesellen, und je mehr Eurer sind, desto besser ist es für
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