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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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möglich, ein Wort mit ihr zu sprechen. Die Leute dort im Keller wissen auch nicht mehr als ich!«
    »Das ist freilich sehr wenig. Doch wir wollen nun zurück!«
    Dietz war im Begriff, das Kästchen zu schließen, als ein geheimes, am Deckel desselben angebrachtes Fach sich öffnete und ein Ring heraus und zu Boden fiel.
    Trotz alles Suchens gelang es ihnen nicht, diesen Ring wieder zu finden.
    Sie schlossen deshalb, um sich nicht noch länger in dem Gewölbe aufzuhalten, die das Kästchen auf’s Neue bergende Truhe und Dietz hatte oben die Stange wieder an der bestimmten Stelle durch die Truhe und das an der Innenseite des Schlosses befindliche Loch geschoben, als sein Blick durch etwas Glänzendes vor seinen Füßen gefesselt wurde.
    Er bückte sich.
    »Hah, der Ring!« rief er und hob ihn auf.
    »Nun wird es wohl das Beste sein, Herr, Ihr nehmt ihn an Euch, bis Ihr wieder einmal die Truhe öffnet!« brummte Jobst und Dietrich stimmte dieser Ansicht ohne Einspruch bei.
    Beide schritten nach der entgegengesetzten Seite des Gewölbes.
    Ein schmaler Gang führte zwischen den aufgehäuften Waaren hindurch und Dietz blieb wiederholt stehen, um sich bei manchem der Berge von Waaren zu fragen, zu welchem Zwecke sein Vater wohl dieses großartige Waarenlager errichtet habe, das zu verwerthen oder zu verbrauchen wohl schwerlich angegangen sein würde.
    Durch diese Fragen wurden keineswegs sehr erfreuliche Betrachtungen in ihm wachgerufen.
    Bei seinem Eintritte in das Versammlungs-Lokal wurde durch das Verhalten der Räuber das Bewußtsein in ihm wachgerufen, sein Vater habe verstanden, diese unbändigen, wilden Gesellen in bedingungslosem Gehorsam zu erhalten und er war in Folge der gewonnenen Ueberzeugung der geistigen und körperlichen Ueberlegenheit seines Vaters über diese rohen Burschen dort gereizt, die Betheiligung desselben an dem Räuberleben weniger streng zu verurtheilen. Nachdem er aber die eingeheimsten, nutzlos aufgeschichteten und zum großen Theil dem Verderben ausgesetzten Beutegegenstände besichtigt hatte, schien er kaum mehr bereit zu sein, dieser milderen Beurtheilung des Geschehenen Raum zu geben.
    Kopfschüttelnd folgte er Jobst, welcher eben emsig an der Mauer des Gewölbes suchte.
    Endlich schien er gefunden zu haben, nach was er geforscht hatte.
    »Seht, Herr, hier der Knopf. Drückt heftig auf ihn!«
    Dietz kam dieser Aufforderung nach und in demselben Augenblicke ließ sich auch schon das knarrende Geräusch von Rädern hören. Die Wand, welche sich an dieser Stelle in nichts von der übrigen Wandfläche des Saales unterschied, theilte sich und sie standen vor einer großen, breiten in dichteste Finsterniß gehüllten Oeffnung.
    »Helft mir, Herr, diese Bretter, die hier an der Wand lehnen, in der Richtung des Ganges, den Ihr vor uns seht, zu legen.«
    »Weshalb? Wozu bedürfen wir der Bretter?«
    »Weil hier unmittelbar hinter der Thür eine offener, sehr tiefer und unten immer breiter werdender Keller liegt. Wer in diesen Keller fällt, der ist rettungslos verloren.«
    »So schlimm wird es wohl nicht sein!« bemerkte Dietz, über die im Tone der vollsten Ueberzeugung gegebene Versicherung lächelnd.
    »Einer von den Leuten des ›Schwarzen‹, und zwar einer der Wenigen, die volles Vertrauen des Herrn besaßen, war, während er Waaren in das Gewölbe schaffte, einer unverdeckten Stelle zu nahe gekommen und in die Tiefe hinabgestürzt.«
    »Man hat doch sofort Versuche zu seiner Rettung angestellt?«
    »Das wohl, aber vergebens. Der Mann hat ohne Zweifel da unten sofort den Tod gefunden, denn auf das Rufen seiner Kameraden ist keinerlei Antwort erfolgt und auch das Hinablassen von Seilen war erfolglos –«
    Dietz half jetzt die Bretter über die Oeffnung legen und Beide kamen auch ohne Unfall hinüber.
    Nunmehr zogen sie ihre provisorische Brücke zurück und Jobst leuchtete an der Wand umher, bis er einen kleinen Haken fand.
    »Diesen Haken zieht heraus, Herr!«
    Dietz that dies und die beiden Flügel der Thür des Gewölbes flogen zusammen.
    Jobst ging zur anderen Seite des Ganges, an welcher in derselben Höhe ein ähnlicher Haken angebracht war.
    »Wenn Ihr durch diesen Gang in das Gewölbe gelangen wollt, dann müßt Ihr an dem an der rechten Seite sich befindenden Haken ziehen. Die Bretter findet Ihr hier. Der Haken an der linken Seite schließt nur die Thüre.«
    Jobst schritt nun langsam voran.
    Sie hatten zwar noch mehrere Thüren zu öffnen, doch war der Weg nicht mehr derart

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