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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dieser sich zu Hinrich:
    »Wie heißt der Mann?«
    »Es ist der Kaufmann Matthisen aus Schwerin. Er ist bereits längere Zeit hier, denn das verlangte Lösegeld ist noch nicht eingegangen.«
    Dietz trat dem Kaufmann näher und berührte ihn an der Schulter.
    Jetzt endlich erhob dieser den Kopf und Dietz fühlte, als er in die gramdurchfurchten Züge des Mannes blickte, inniges Mitleid mit dem Opfer der Wegelagerer.
    »Steht auf, Mann, Ihr seid frei!«
    Matthisen schien die Worte entweder nicht verstanden zu haben oder unglaublich zu finden, denn er sah den vor ihm stehenden Dietz einen Augenblick groß an, ließ dann aber, statt sich zu erheben, den Kopf wieder sinken und verharrte in regungslosem Schweigen.
    »Habt Ihr mich nicht verstanden?« fragte Dietz mit lauterer Stimme als zuvor. »Ihr seid frei!«
    Langsam erhob sich nun der Mann.
    »Ich sei frei?« erwiderte er mit leiser Stimme. »Das Lösegeld ist also doch noch eingegangen?«
    »Ihr seid frei ohne Lösegeld! Wann und bei welcher Gelegenheit seid Ihr gefangen genommen worden?«

    »Ich hatte in Schwerin mein Hab und Gut verkauft und beabsichtigte, mit meiner Familie nach Potsdam zu ziehen. Frau und Kinder hatte ich bereits vorausgeschickt und ich selbst folgte ihnen mit einer Wagenladung von Hausgeräth und meinem baaren Vermögen unter, wie ich bald einsehen mußte, zu schwacher Bedeckung. Etwa zwei Tage nach meiner Abfahrt von Schwerin wurden wir überfallen, meine Begleiter entweder erschlagen oder gefangen genommen wie ich und mein mühsam erworbenes Vermögen fiel den Räubern in die Hände. Meine Familie hätte aus eigenen Mitteln mich schwerlich zu befreien vermocht, und ich war mir deshalb nur zu bald darüber klar geworden, daß ich lebend aus der Gewalt der Wegelagerer kaum mehr herauskommen werde. Treibt Ihr, Herr, keinen unwürdigen Scherz mit einem Unglücklichen? Soll ich wirklich das Tageslicht, ja vielleicht die Meinigen wiedersehen?«
    »Ja, Alter, Ihr werdet in wenig Augenblicken Euren Kerker verlassen. Tretet heraus und wartet. Ich will erst nach den übrigen Gefangenen sehen!«
    Bebend, in größter Aufregung wankte der Mann aus der engen Zelle heraus in das Gewölbe, und der Wachtmeister vermochte ihn glücklicherweise vor dem Zusammenbrechen zu schützen. Die Freude über seine Befreiung überwältigte ihn; er wurde ohnmächtig. – –
    Dietz war inzwischen einer anderen Zelle nähergetreten.
    Bevor Hinrich die Thür öffnete, gab er dem Junker die verlangten Aufklärungen über den Insassen der Zelle.
    »In diesem und dem nächstfolgenden Gelasse befinden sich zwei reiche Herren aus Hamburg, deren Verwandte gar wohl das bestimmte Lösegeld zu bezahlen vermögen, und es ist uns Allen unerklärlich, daß man die beiden Herren so lange in unserer Gewalt läßt. Doch das geht mich nichts weiter an.«
    Rasch öffnete er nun die Zellen und Dietz kündete den Gefangenen, die ihn erst mißtrauisch beobachteten, mit wenig Worten an, daß sie auch ohne Lösegeld nun ihres Weges ziehen dürften.
    Während er noch mit den durch ihre Befreiung auf das Höchste erfreuten Hamburgern sprach, wurde es plötzlich in einer der zunächst gelegenen Zellen lebendig.
    Eine derbe Faust hieb donnernd an die Thür und eine rauhe Stimme rief:
    »Ihr Himmelh… wollt mich wohl umkommen lassen? Euch drehe ich den Hals um, wenn ich noch einmal herauskomme aus diesem Loche!«
    »Ruhe!« gebot Dietz und befahl Hinrich, die Thür dieser Zelle zu öffnen.
    »Herr,« bemerkte Hinrich leise, »das ist ein Wütherich, den wir auf Befehl des ›Schwarzen‹ hierher gebracht haben.«
    »Wie heißt er?«
    »Es ist Herr Conrad von Hohenhof.«
    »Wie? Conrad von Hohenhof, der Nauener?«
    »Derselbe.«
    »Oeffne!«
    Ein Wink von Dietz rief den Wachtmeister heran, welcher, auf sein Schwert sich stützend, mit unverhohlener Neugierde den Blick fest auf die Thür gerichtet hielt.
    Die schweren Riegel wichen, die Thür flog auf und Conrad von Hohenhof stand Dietz und dem Wachtmeister gegenüber.
    Im ersten Moment schien er sich auf Dietz stürzen zu wollen; ein rascher Umblick im Gewölbe belehrte ihn indeß, daß dies ein sehr unkluges Unterfangen sein würde. Er trat deshalb und als er die riesige Gestalt des Wachtmeisters unmittelbar vor sich erblickte, einen Schritt zurück und fragte, wenn auch in finster grollendem, so doch seine Unterwerfung unter die Entschließung seiner mächtigeren Gegner bezeugendem Ton:
    »Was wollt Ihr denn jetzt mit mir beginnen? An eine

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