Der beiden Quitzows letzte Fahrten
Euch.«
Er trat zu Jobst.
»Du hast gesagt, daß hier der Ort sei, an welchem der ›Schwarze‹ seinen Raub zu verbergen pflege?«
»So ist es.«
»Und Du kennst die Stelle, wo die ungerechten Güter sich aufbewahrt befinden?«
»Ja; ich allein von Allen, welche hier sind. Nicht einmal der ›Reiter‹ hat Etwas davon gewußt.«
»Und worin bestehen die Schätze? Es sind wohl meist Kaufmannsgüter, welche Ihr den hier vorüberziehenden Handelsleuten abgenommen habt?«
»Meist sind es solche Waaren; aber es befindet sich noch manches Andere dabei, was Ihr bei uns nicht vermuthen würdet, denn der ›Schwarze‹ hat nicht blos seine Leute hier verborgen, sondern Alles, was er den Augen Unberufener entziehen wollte. Warum fragt Ihr mich?«
»Weil ich gern den Ort kennen lernen und die Schätze sehen möchte, die da zu finden sind.«
»Hat der ›Schwarze‹ Euch nichts von ihm gesagt?«
»Nein; es war keine Zeit vorhanden, über jedes Einzelne ausführlich zu sprechen.«
»Zu einer solchen Sache muß schon Zeit vorhanden sein. Wenn er geschwiegen hat, so geschah es, weil er Euch von dem Orte nichts wissen lassen wollte; also darf auch ich das Geheimniß Niemandem preisgeben.«
»Auch mir nicht?«
»Ja, darüber bin ich im Zweifel!« meinte Jobst.
»Diesen Zweifel werde ich sofort beseitigen: Ich befehle Dir, mich sofort an die verborgene Stelle zu führen, von welcher Du gesprochen hast! Wirst Du es wohl wagen, diesem Gebote zu widerstreben?«
»Nein, Herr!« antwortete der Mann, indem ein verständnißvolles Lächeln über seine Züge ging. »Der ›Schwarze‹ hat Euch zu uns gesandt, damit Ihr uns seine Befehle überbringen sollt, und so muß ich also Alles thun, was Ihr mir gebietet.«
»Gut; also laß uns gehen! Wird uns kein Unfall begegnen, bis wir wieder zurückkehren?«
»Nein, dessen bin ich gewiß und sicher. Kommt; ich werde Euch führen!«
Sie verließen den Keller durch seinen gewöhnlichen Aus-und Eingang und gelangten wieder hinauf in das Freie. Hier wandten sie sich zwischen mancherlei Gerölle und Trümmerhaufen hindurch, passirten dann die Einfassungsmauer und gingen eine nicht ganz unbedeutende Strecke in den Wald hinein. Vor einer uralten, mächtigen Eiche blieb Jobst stehen. Sie mußte wohl über tausend Jahre zählen und hatte einen Umfang, zu dessen Umspannung zwei oder drei Männer nicht hinreichten.
»Was ist es mit dieser Eiche?« frug Dietz.
»Sie ist der Ort, an den ich Euch führen sollte.«
»Das ist unmöglich.«
»Und doch ist es so, Herr! Wenn Ihr den Baum am Tage betrachtet, so bemerkt Ihr nicht die geringste Spur davon, daß er inwendig hohl ist, und noch viel weniger ist zu erkennen, daß eine Thür in sein Inneres führt. Seine starke Rinde ist von so unzähligen und nach allen Richtungen gehenden Rissen durchzogen, daß der Schnitt, welcher die Thür von dem eigentlichen Holze des Baumes trennt, nur durch Zufall entdeckt werden könnte. Hier sind zwei kleine Wurzeln, zwischen denen sich ein mit Moos verstopftes Loch befindet. Greift einmal hinein! Was fühlt Ihr?«
»Einen Draht.«
»So faßt ihn an und gebt ihm einen kräftigen Ruck nach unten!«
Dietz that es und sofort legte sich ein unregelmäßig gestalteter Theil des Baumumfanges nach innen, so daß eine Oeffnung entstand, welche groß genug war, um einem starken Manne den Eintritt zu ermöglichen.
»Kommt herein,« meinte Jobst, welcher sofort das Innere des geheimnißvollen Baumes betrat. »Wir müssen unverzüglich wieder schließen, um jeder Ueberraschung vorzubeugen.« Er drückte die Thür wieder zurück, und ein eigenthümliches, scharfes Schnappen ließ erkennen, daß der Eingang nun jedem unberufenen Auge entzogen sei.
»Hier müssen wir wieder abwärts steigen?« frug der Junker.
»Nicht steigen. Greift her; hier ist ein Seil befestigt, welches durch den Boden geht. Wir müssen uns an ihm hinablassen.«
Er bückte sich, hob einen Theil des Fußbodens auf die Seite und befand sich nach wenigen Augenblicken tief unter dem jungen Manne, der nun seinerseits auch das Seil ergriff, und bald neben ihm stand. Nur einige Schritte gingen sie vorwärts, dann machte Jobst schon wieder Halt. Dietz fühlte eine Mauer vor sich.
»Paßt jetzt auf, Herr! Dieser schmale Mauertheil, vor welchem wir stehen, läßt sich nach innen schieben; er geht auf Walzen; aber wehe dem Unbekannten, welcher dann durch die Lücke eindringen wollte, denn drinnen ist an der gegenüberliegenden Wand ein starker Bogen
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