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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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befestigt, welcher fest gespannt und mit einem scharfen, spitzen Pfeile versehen ist, der jeden fremden Eindringling auf der Stelle durchbohrt. Helft mit schieben! Es ist lange Zeit Niemand hier gewesen, und so wird die Last schwer zu bewegen sein. So! Tretet ja nicht näher, sondern greift nur hier rechts nach innen. Was fühlt Ihr?«
    »Einen dünnen, aber festen Faden, welcher von oben herabhängt.«
    »Zieht langsam und so lange an ihm, als er nachgiebt!«
    Dietz that es, und darauf ließ sich in dem dunklen, vor ihnen liegenden Raume ein lautes, zitterndes Schnurren vernehmen.
    »Was war das?«
    »Die Bogenschnur ist zurückgegangen, und wir können nun gefahrlos eintreten. Kommt! Ich werde sofort wieder schließen.«
    Nachdem dies geschehen war, zog er den jungen Mann seitwärts zu einer Nische, in welcher Letzterer ein hölzernes Kästchen fühlte.
    »Hier giebt es Stahl, Stein, Zunder und Schwefel, und hier in der Ecke liegt ein ganzer Vorrath von Kienspähnen. Kommt, laßt uns Feuer schlagen!«
    Bald war eine der Fackeln in Brand gesetzt, so daß der Raum nun deutlich überblickt werden konnte. Außer der angegebenen Schießvorrichtung, welche einer in der Mauer befestigten Armbrust ähnelte, ließ sich nicht das Geringste in demselben bemerken, weshalb der Junker sich nicht enthalten konnte, einen fragenden Blick auf Jobst zu richten.
    »Ihr glaubtet wohl, schon hier in der verborgenen Schatzkammer zu sein? O nein, wir müssen noch durch eine ganze Reihe solcher leerer Kammern, deren jede durch Pfeil und Bogen vertheidigt wird; und bei jedem Eingange giebt es eine andere Vorrichtung, die der Uneingeweihte gar nicht zu entdecken vermag. Die frommen Väter haben außerordentlich klug gebaut, und das hat der ›Schwarze‹ sehr wohl auszunutzen verstanden. Kommt, tragt die Fackel, Herr, und nehmt einen kleinen Vorrath von Spähnen mit; ich werde Euch Alles so genau zeigen und erklären, daß Ihr später alle diese Räume auch allein und ohne Gefahr betreten könnt!«
    Er erfüllte das Versprechen so sorgfältig und ausführlich, daß Dietz jeden Augenblick mehr einsah, daß er an ihm einen treuen und zuverlässigen Diener und Verbündeten besitze, und sich vornahm, ihn für immer bei sich und in Ehren zu halten. Endlich standen sie vor dem letzten Eingange, welcher doppelt verwahrt war, aber ihnen trotzdem auch den Zutritt gestatten mußte. Kaum hatte er sich hinter ihnen geschlossen, so stieß der Junker einen Ruf der Verwunderung aus, denn er befand sich in einem zwar nicht zu hohen, aber desto längeren und breiteren Saale, dessen Decke von massigen Pfeilern getragen wurde. Die gelbrothe, rußende Flamme der Fackel vermochte nur einen geringen Theil dieses mächtigen Raumes nothdürftig zu beleuchten, trotzdem aber waren ganze Reihen von starken Tafeln und Bänken zu erkennen, welche sich von einem Ende bis zum andern zogen und keineswegs leer standen, sondern alle die werthvollen Beutegegenstände trugen, welche hier aufgehäuft lagen.
    Sie gingen von Tafel zu Tafel, und mit immer wachsendem Erstaunen sah Dietz, daß hier ein Reichthum aufgestapelt sei, dessen Größe er in diesem Augenblicke nicht einmal zu taxiren verstehe.
    »Nicht wahr, das habt Ihr nicht erwartet?«
    »Nein, gewiß und wahrhaftig nicht. Ihr müßt viele Jahre geheimst haben, ehe Ihr das Alles zusammenbringen konntet.«
    »Meint Ihr? Das sind nur diejenigen Waaren, welche nicht zur Vertheilung gelangten; denkt nur, wie viele Dinge eine gute Wagen-oder Schiffsladung enthalten kann.«
    »Aber wie habt Ihr dies Alles hereingebracht? Durch die Eiche jedenfalls nicht!«
    »Durch diese sind blos die kleineren Gegenstände und zugleich solche Sachen gebracht worden, welche der ›Schwarze‹ Niemandem sehen lassen wollte. Es giebt noch einen anderen Eingang, den ich Euch auch zeigen werde. Jetzt aber kommt einmal her zu dieser Truhe! Könnt Ihr sie von der Stelle fortbewegen?«
    Dietz versuchte es.
    »Nein; es ist mir dies nicht möglich.«
    »Sie enthält das Werthvollste, nämlich goldene und silberne Gefäße, allerlei Schmuck und Geschmeide, geschlagene Münzen und ähnliche Kostbarkeiten.«
    »Wie gelangt man in ihr Inneres?« frug der junge Mann, der sich in eine nicht unbedeutende Aufregung versetzt sah.
    Jobst beobachtete Dietz, dessen Aufregung beim Anblicke der großen, angeblich mit Gold und Silber oder doch wenigstens mit dementsprechenden Werthgegenständen gefüllten Truhe auffallend stieg, mit Erstaunen.
    Auf die Truhe zeigend,

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