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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sagte er:
    »Seht Ihr hier nun den dritten Nagel?«
    »Ja, was ist mit ihm?«
    »Bemerkt Ihr nichts Auffälliges?«
    »Nein – doch er scheint nicht ganz so fest eingeschlagen zu sein, wie die übrigen.«
    »Richtig. Nun sucht an der andern Seite der Truhe einen in gleicher Weise nachlässig eingeschlagenen Nagel.«
    Dietz folgte dieser Weisung und rief nach kurzem Suchen:
    »Ich habe ihn gefunden. Es ist der vierte Nagel in der ersten Reihe von oben.«
    »Das stimmt.«
    Jobst griff nun in eine kleine, unscheinbare Höhlung unter der Truhe und zog zwei eiserne Klammern hervor.
    Eine derselben reichte er Dietz.
    »Mit Hülfe dieser Klammer sucht den Nagel so weit als möglich herauszuziehen, ich werde hier das Nämliche thun!«
    Längere Zeit mühte Dietz sich vergeblich. Der Nagel gab nicht nach. Durch eine zufällige Wendung der Hand, in welcher er die an dem Kopfe des Nagels befestigte Klammer hielt, machte er die Wahrnehmung, daß der Nagel jetzt zu weichen begann.
    Dietz drehte weiter und im nächsten Augenblicke hatte er statt des vermutheten Nagels eine dünne Eisenstange herausgezogen, welche eben so lang als die Truhe war.
    Jobst hatte das gleiche Experiment längst beendet, holte nun aus derselben Höhlung, in welcher die Klammern gelegen, einen Schlüssel hervor und öffnete mit Leichtigkeit und ohne irgend welche Anstrengung in der gewöhnlichen Weise die Truhe.
    Dietz prallte zurück, als er einen Blick auf die in derselben aufgehäuften Schätze geworfen.
    »Wahrhaftig! das ist mehr, als ich irgend hier suchen durfte.«
    »Das glaube ich,« bemerkte Jobst ernst, »der ›Schwarze‹ hat aber auch niemals eines der Gefäße oder einen Schmuckgegenstand, sobald er hier untergebracht war, wieder mit weggenommen. Er schien nur sammeln zu wollen, und ich habe mich manchmal selbst gewundert, weshalb er nur die werthvollen, kostbaren Sachen hier aufstapelt, wenn er sie nicht zu seinem Vortheil verwerthen will!«
    »Ich sehe da auch eine sehr bedeutende Summe an geschlagenen Münzen. Ist von dieser Art Beute auch kein Gebrauch gemacht worden?«
    »Das ist mir nicht bekannt!«
    Dietz blieb einige Augenblicke sinnend vor der offenen Truhe stehen.
    Plötzlich bückte er sich. Irgend einer der in der Truhe liegenden Gegenstände mußte seine Aufmerksamkeit erregt haben.
    »Was befindet sich dort in dem prachtvollen, mit Edelsteinen ausgelegten Kästchen?«
    »Schmuckgegenstände, die vor einer Reihe von Jahren irgend einem sehr reichen Herrn abgenommen worden sind.«
    »Woher wißt Ihr das? Waret Ihr an dem Streifzuge betheiligt?«
    »Nein, ich schließe aber aus dem Vorhandensein der Gegenstände an diesem Orte, daß sie auf keine andere Weise in den Besitz des ›Schwarzen‹ gekommen sind.«
    Dietz hatte während dessen das Kästchen aus der Truhe genommen und versucht, es zu öffnen, jedoch vergebens.
    Unwillig reichte er es Jobst.
    »Versteht Ihr das Ding zu öffnen?«
    Schweigend ergriff dieser das Kästchen, drückte auf einen kaum bemerkbaren, in keiner Weise auffallenden Stift an der Seite desselben, der Deckel sprang auf und Dietz vermochte einen Ausruf des Erstaunens nicht zu unterdrücken, als er den reichen Schmuck, die einen ungeheuren Werth besitzenden Edelsteine betrachtete, welche das Kästchen barg. Ein paar Armspangen erregten namentlich sein Interesse und er würde erst noch einige Zeit mit der Besichtigung dieser Schätze zugebracht haben, wenn Jobst ihn nicht darauf aufmerksam gemacht hätte, daß bei längerem Verweilen und noch weiterer Verzögerung der Rückkehr zu den die Räuber bewachenden Rittern, Letztere nicht nur besorgt, sondern auch die Ersteren aufsässig und die Ritter bei der Mehrzahl der Räuber und ihrer geringen Bekanntschaft mit der Einrichtung des unterirdischen Gelasses, in welchem sie sich befanden, in eine höchst bedrängte Lage gerathen könnten.
    Dietz besichtigte, während Jobst seine wirklichen oder vermeintlichen Bedenken äußerte, die Geschmeide näher und fand auf allen eine Krone und einen Namenszug, in dem er nur den Buchstaben »
W
« klar zu erkennen vermochte.
    »Ist Dir nie bekannt geworden,« wandte er sich zu Jobst, »wem diese Gegenstände abgenommen worden sind?«
    »Nein!«
    Dietz schwieg jetzt eine Weile, dann fragte er plötzlich:
    »Ist Dir nichts Näheres über die Gräfin bekannt?«
    »Nicht das Geringste weiß ich über diese Frau. Während sie noch bei Verstande war, bin ich nicht mit ihr zusammengekommen, später aber war es nicht mehr

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