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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wieder, welchen Herr von Bismarck im Walde in dem Augenblicke niedergeschlagen hatte, als er die unglückliche Frau, welche jetzt bei seiner Schwester weilte, zum Weitergehen zwingen wollte.
    »Donnerwetter, Kerl,« rief er verwundert, »Dein Schädel muß eine außerordentliche Stärke besitzen, daß Du nach einem so gewaltigen Schlage, wie der Ritter ihn an jenem Abende gegen Dich ausführte, noch umherlaufen kannst!«
    »Ja, es war ein deiwelmäßiger Hiep und ich hape lange Zeit pewußtlos im Schnee gelegen, mich dann aper, als ich wieder zu denken vermochte, aufgerichtet und pin hierher gegangen, um die Junker zu suchen. Den Hiep werde ich pei dem nächsten Strauß einigen Hallunken weitergepen, die mir gewiß in die Hände laufen werden!«
    Herr Hans von Uchtenhagen hatte diesem kurzen Zwiegespräch mit wachsendem Erstaunen zugehört und der Junker Dietz von Quitzow war rasch nähergetreten.
    »Ihr seid also,« fragte der Erstere, »der Begleiter des Herrn Henning von Bismarck an jenem Abend gewesen, an welchem der treue Knappe des Junkers Dietz beinahe ein Opfer seiner Vorsicht geworden wäre?«
    Noch ehe Detlev zu antworten vermochte, rief Junker Dietz hastig:
    »Theilt mir zu meiner Beruhigung doch mit, was mit der Frau geschehen ist, die Liebenow damals zu mir führen sollte?«
    »Jobst scheint also doch die Wahrheit berichtet zu haben!« murmelte Detlev und erzählte dann in gedrängter Kürze die bereits bekannten Vorgänge. »Nach den Mittheilungen, die ich durch Jobst erhalten,« schloß er, zu dem Junker gewandt, »kann ich Euch Eurer Unerschrockenheit wegen nur meine ungetheilte Bewunderung aussprechen. Es gehört in der That ein hoher Grad von Muth dazu, einem zahlreichen Haufen Räuber und Mörder gegenüberzutreten!«
    »Ich theile ganz Eure Meinung,« bemerkte hier der Ritter, »und bin dem Junker, der mir ja das Leben gerettet hat, zu hohem, zu lebenslänglichem Danke verpflichtet. Hat Jobst Euch von den, auch mich direct berührenden Vorgängen an jenem unvergeßlichen Abende eingehender gesprochen?«
    Auf Detlev’s Erwiderung, daß er außer dem bereits Erzählten nichts wisse, unterrichtete er ihn nun von seiner Gefangennahme und dem Aufenthalt in der Höhle der Räuber und von dem, was Junker Dietz für ihn und die übrigen Gefangenen der Bande gethan, sowie davon, daß er entschlossen gewesen, für die unglückliche Frau, deren Geist sich in Folge der erlittenen Qualen während ihrer Kerkerhaft umnachtet, zu sorgen, an der Bethätigung dieses Entschlusses aber durch das Ausbleiben des Knappen, welchem die Führung der Befreiten bis zu der ihm genau bezeichneten und auch bekannten Stelle übertragen, verhindert worden sei.
    »Wir vermochten uns,« meinte er hierbei, »diese Unpünktlichkeit des dem Junker mit Leib und Seele ergebenen Knappen nicht anders zu erklären, als, er sei das Opfer einer blutigen Begegnung geworden und waren froh überrascht, als wir ihn am folgenden Tage gegen Abend hier ankommen sahen!«
    Detlev schien inzwischen seine Gesinnung gegen die Junker Dietz und Cuno von Quitzow vollständig geändert zu haben, denn er reichte ihnen die Hand und sprach in warmem Tone:
    »Vergebt, daß ich einen Augenblick einen, wie ich jetzt wohl einsehe, falschen Verdacht gehegt habe. Verhältnisse, die Euch nicht bekannt sein werden, bewogen mich, als ich Euren Namen hörte, eher an alles Andere, als an eine so heldenmüthige That, an eine so hochherzige Beweisführung Eurer edlen Gesinnung zu denken, und ich glaubte, offen gestanden, daß der Unglücklichen erst in dem Augenblicke zur Freiheit verhelfen worden sei, als Euer Knappe niedergeschlagen worden. Heut’ denke ich freilich anders und wünsche näher mit Euch bekannt zu werden!«
    Das Auge Dietz’s verdunkelte sich anfangs; der ziemlich klare Hinweis Detlev’s auf eine durch einen Quitzow erlittene Unbill ließ ihn in keinem Zweifel darüber, daß ein naher Verwandter, ja vielleicht der Vater selbst in das Leben des Junkers hindernd eingegriffen haben müsse. Die Schlußworte des Letzteren gaben ihm indeß die beruhigende Gewißheit, daß Junker Detlev weder von blinder Rachgier beseelt werde, noch auch der Unversöhnlichkeit zuneige.
    Nur wenige Worte wechselten sie noch, Beide waren aber in dem Momente überzeugt, daß sie Freunde werden würden.
    Bald darauf trat er, unzufrieden mit dem Befehle seines Pflegevaters, während seiner Abwesenheit zum Schutze der Frauen und des Hauses in Tangermünde zu bleiben, den Rückweg

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