Der beiden Quitzows letzte Fahrten
geben.
Hocherregt sprang er vom Stuhle auf, und verließ das Zimmer.
Ganz unbemerkt war seine Erregung jedoch nicht geblieben, denn unmittelbar hinter ihm trat die Alte in sein Zimmer.
»Verzeiht, edler Herr, daß ich wage, Euch hier zu stören!«
»Es muß gewiß etwas Wichtiges sein, was Du mir erzählen willst!« rief der Ritter halb spöttisch, halb unwillig.
»Gewiß, edler Herr. Wenn ich mich nicht sehr getäuscht habe, ist Euch heute etwas aufgefallen, was mich schon längst in Gedanken beschäftigt hat!«
»Nun?«
»Es ist dies die große Aehnlichkeit zwischen Marie und der unglücklichen Frau!«
»Du hast scharfe Augen, Alte! Hast Du weiter nichts gesehen?«
»Nein, edler Herr, was denn?«
»Dann schaffe Dir noch schärfere Augen an. Mir aber muthe nicht zu, daß ich Deine Neugierde befriedigen soll. Entferne Dich!«
Die Alte kannte den Ritter zu genau, um nicht zu wissen, daß selbst der geringste Widerspruch Gefahren für sie herbeiziehen könnte; sie entfernte sich deshalb eiligst, nicht ohne jedoch den festen Vorsatz gefaßt zu haben, das hier obwaltende Geheimniß um jeden Preis zu ergründen.
Gelegenheit hierzu schien sich ihr recht bald zu bieten.
Der Ritter rüstete sich zu einem, den Vorbereitungen zufolge, sicher längere Zeit beanspruchenden Ausfluge, und auch Detlev ließ hie und da Andeutungen hören, er werde dem Ritter möglicherweise folgen.
Der Tag der Abreise des Ritters kam heran und Suteminn hatte nur noch eine längere Unterredung mit Detlev.
»Meine ursprüngliche, Dir bekannte Absicht, Herrn Hans von Uchtenhagen selbst noch einmal zu besuchen, habe ich nicht ausführen können, ich werde deshalb Dich zu ihm senden, und thue dies um so lieber, als Du Gelegenheit haben wirst, mit einem Ritter persönlich bekannt zu werden, dem ich volle Achtung zolle. Du wirst deshalb morgen Herrn Hans von Uchtenhagen aufsuchen und ihm dieses Schreiben hier übergeben!«
Detlev versprach pünktliche Erfüllung des erhaltenen Auftrags und der Ritter verließ nach einem warmen Abschiede das Haus und ritt in nördlicher Richtung fort.
»Ich muß also zu Haus bleiben?« murmelte Detlev unzufrieden vor sich hin, als er in den Hof zurücktrat. »Schlimm! Sehr traurig!«
Dietz und Kuno von Quitzow weilten beide noch auf dem festen Sitze derer von Uchtenhagen.
In Hinblick auf die längere Zeit dauernde Abwesenheit des Markgrafen von Potsdam und die Unmöglichkeit, den eigentlichen Zweck der beabsichtigten Reise nach der genannten Stadt unter diesen Umständen erreichen zu können, hatten sie die freundliche Einladung der beiden Brüder um so bereitwilliger angenommen, als sie weder von ihrem Vetter Claus von Quitzow, noch von den Herren von dem Kruge oder einem Verwandten oder anderen früheren Bekannten viel wissen oder bei ihrer Mittellosigkeit vielleicht gar abhängig sein wollten.
Hans von Uchtenhagen hatte ihnen bereits wiederholt von einem Unternehmen erzählt, das nicht nur mit vielen Gefahren verbunden sein, sondern auch viel Anerkennung zur Folge haben werde, und sie zur Theilnahme eingeladen.
Mit Freuden hatten Dietz wie Kuno sich dazu bereit erklärt.
Eines Tages saßen sie im Saale und besprachen wieder vereint dasselbe Thema, als der Thorwart das Herannahen eines Herrn meldete.
Herr Hans von Uchtenhagen trat an das Fenster und rief, als er den Ankommenden erblickte, überrascht:
»Welche Hünengestalt naht sich uns dort?«
Diese Frage wurde bald durch den rasch eintretenden Fremden selbst gelöst, welcher sich als Junker Detlev, der Abgesandte des Ritters Suteminn, der besten Aufnahme zu erfreuen hatte.
Wohl zog Detlev die Stirn einen Moment kraus, als er hörte, daß die beiden fremden Junker, die ihm ebenfalls in liebenswürdigster Weise entgegen kamen, zwei Quitzow’s seien; doch beherrschte er sich soweit, daß er ihnen seine Abneigung gegen alle Träger des Namens Quitzow nicht deutlicher zu erkennen gab.
Als er vor seinem Weggange mit Herrn Hans von Uchtenhagen und den Junkern über den Schloßhof schritt, erscholl plötzlich hinter ihm eine barsche Stimme:
»Mordelement, Gott straf mich, wenn ich fluche; ist denn der Herr dort nicht der Riese, welcher den Ritter Henning von Pismarck an dem Apende pegleitete, an dem der Ritter mir mit seinem Eisen derart üper den Schädel fuhr, daß mein alter Gehirnskasten noch acht Tage lang wie eine Pasgeige prummte und ich heut noch ein Loch im Kopfe hape?«
Erstaunt wandte Detlev sich um und erkannte auch sofort den Mann
Weitere Kostenlose Bücher