Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
erfahren?«
    »Dies ist mir nicht bekannt. Gestern Abend sollte der Angriff in jedem Falle ausgeführt werden und wir warteten nur noch die dafür festgesetzte Stunde ab, als ein Mann zum Bootsmann kam, der uns schon öfter gute Dienste geleistet hat. Derselbe war von Euch beauftragt, dem Capitän Eures Schiffes irgend eine – richtig, jetzt entsinne ich mich dessen, die Nachricht zu überbringen, daß Ihr die Nacht nicht auf das Schiff zurückkehren würdet!«
    »Hallunke!« rief der Graf knirschend. »Sprich weiter!« herrschte er dem Räuber zu.
    »Der Bote wurde an den Capitän abgeschickt und beauftragt, uns über die Verhältnisse auf der ›Schwalbe‹, ich meine darüber, ob die Matrosen alle auf derselben anwesend, ob und wie viele noch wach seien und so weiter, möglichst genauen Bericht zu erstatten!«
    »Dieser Aufforderung kam der Schuft natürlich nach?«
    »Ja. Wir erfuhren, daß eine Anzahl der Matrosen das Schiff verlassen, die übrigen aber, außer der Wache und dem Capitän, bereits schliefen.
    Es gelang uns, die Wache so zu täuschen, daß wir sie zu binden und zu knebeln vermochten, ehe sie auch nur einen Laut von sich gegeben hatte. Mit derselben Leichtigkeit konnten wir die anderen Matrosen binden, nur der Capitän allein war nur mit Aufbietung aller Gewalt zu überwältigen. Zufällig wurde er in der Kajüte überfallen, sodaß der einzige Schrei, den er auszustoßen vermochte, bei dem herrschenden Winde kaum weit zu hören gewesen sein kann.
    Wir waren eben im Begriff, abzufahren, als auch die noch fehlenden Mannschaften an Bord zurückkehrten. Die Neugierde, zu erfahren, weshalb die Schiffswache nicht auf ihrem Posten sei, veranlaßte sie, in die inneren Räume hinabzusteigen. Hier lagen wir auf der Lauer und wenige Minuten später befanden sich die schnell Ueberwältigten bei ihren Kameraden. Mit möglichster Vorsicht fuhren wir nun im Schutze der außerordentlich dunklen Nacht ab und waren schon zur Abfahrt von Neuwerk bereit, als Ihr ankamt. Das Weitere wißt Ihr ja selbst!«
    Als der Mann seine Erzählung beendet, schritt der Graf noch einige Zeit sinnend auf und ab.
    »Deine Erzählung scheint auf Wahrheit zu beruhen,« bemerkte er endlich, »und ich werde Dir behülflich sein, von hier so zeitig fortzukommen, daß Du nicht etwa das Loos der Elenden zu theilen hast, die im Kielraum liegen. Für jetzt verlange ich noch die offene Beantwortung der Frage, ob es Dir bekannt ist, durch wen Rolf Vendaskiold Kenntniß von meiner Reise und von der Ladung der ›Schwalbe‹ erhalten hat!«
    »Darüber vermag ich keine genaue Auskunft zu geben. Es wurde aber auf dem ›Wiking‹ angenommen, daß ein Pfaffe seine Hand im Spiele gehabt haben müsse.«
    »Ein Geistlicher?«
    »Ja, ein Geistlicher, der vor nicht langer Zeit aus den Marken zum Capitän gekommen ist.«
    »Näheres über diesen Geistlichen hast Du nicht erfahren?«
    »Hinrich, der Mann, welcher aus dem Häuschen auf Neuwerk abgeholt wurde, sagte, daß derselbe sich Pater Eusebius genannt habe!«
    Junker Dietz von Quitzow hatte den letzten Theil der Unterredung gehört und trat, als er den Namen des Paters hörte, näher heran.
    »Erlaubt, Herr Graf, eine Frage an den Mann!«
    »Du nanntest den Pater Eusebius?« wandte er sich an den Räuber.
    »Hast Du ihn selbst gesehen?«
    »Einen Augenblick vermochte ich ihn zu sehen, als er auf den Wiking gebracht wurde!«
    »Beschreibe mir die Gestalt des Geistlichen.«
    Der Mann kam dieser Aufforderung nach, soweit er dies noch im Stande war, und der Junker vermochte eine peinliche Ueberraschung nur schwer zu verbergen.
    »Kennt Ihr diesen Geistlichen?« fragte Herr von Bismarck, dem dies nicht entgangen war.
    »Einen Augenblick,« erwiderte der Junker, welcher sich inzwischen wieder gesammelt hatte, »glaubte ich in dem frommen Herrn Jemanden wiederzufinden, von dem ich früher einmal gehört habe, doch sehe ich bei reiflicher Ueberlegung ein, daß dies ein Irrthum sein muß!«
    Durch die Ankunft der »Schwalbe« im Hafen wurde die Unterhaltung unterbrochen, und Herr von Bismarck, welcher den Junker scharf beobachtet hatte, schien absichtlich vorläufig jede weitere Frage zu unterlassen.
    Während die Ritter jetzt ungesäumt an die Ausführung der erforderlichen Vorbereitungen zur Abreise gingen, übergab der Graf die gefesselten Räuber und Hinrich, welcher nicht nur jede nähere Auskunft über den mehrerwähnten Pater verweigerte, sondern überhaupt nicht sprechen wollte, der Hafenbehörde und

Weitere Kostenlose Bücher