Der beiden Quitzows letzte Fahrten
Herr von Bismarck hastig, »daß ich dieser Tage die Nachricht erhalten habe, Herr Claus von Quitzow sei auf Garlosen plötzlich gestorben!«
»Demnach wäre einer der berüchtigtsten Wegelagerer weniger,« warf Suteminn gleichmüthig ein.
»Hört nur weiter. Ihr habt die beiden Söhne Dietrichs von Quitzow, die Junker Dietz und Cuno, kennen gelernt. Beide verdienen nach dem, was ich durch Hans von Uchtenhagen von ihnen erfahren und soweit ich selbst Gelegenheit gehabt, sie zu beobachten, alle Achtung; sie sind ihrer Gesinnung nach ihrem berüchtigten Vater sehr wenig ähnlich, und Junker Dietz war es ja auch, durch den ich erfahren, daß der Pater, welcher dem Rolf Vendaskiold die Ankunft einer Goldsendung aus England verrathen, ohne Zweifel der Caplan von Garlosen sei.
Diese beiden Junker also werden nach dem Ableben ihres würdigen Vetters die Erben von Stavenow und wir können uns nur freuen, zwei solch’ ehrenwerthe Herren mehr für das Interesse der Ordnung gewonnen zu haben; der Vortheil, welchen sie durch Bethätigung ihrer Ueberzeugung zu bieten vermögen, ist um so höher anzuschlagen, als Stavenow in der Nähe Garlosen’s liegt, und die Inhaber dieses alten Raubnestes durch die Besitzer von Stavenow gar wohl von der Begehung manches ehrlosen Streiches abgehalten werden können!«
»Ihr seid ein warmer Vertheidiger der beiden Junker,« erwiderte Suteminn lächelnd, »und ich muß mich, so schwer es mir auch fällt, wohl auch zu Eurer Ansicht über die Söhne des berüchtigten Dietrich bekehren, um so mehr, als ich in meinem eigenen Hause Jemanden habe, der mit Euch die gleiche Gesinnung hegt.«
»Junker Detlev?« fragte Herr von Bismarck erstaunt.
»Derselbe. Er hat die Junker bei Herrn Hans von Uchtenhagen kennen gelernt und singt dasselbe Loblied. Da er in den nächsten Tagen Herrn von Uchtenhagen in meinem Auftrage aufsuchen und die beiden Junker dort wohl noch antreffen wird, so werde ich voraussichtlich bald Näheres über den Todesfall Claus von Quitzow’s erfahren. Ich habe übrigens jetzt bereits angefangen, Vorbereitungen für die Reise zu treffen und für alle Fälle Detlev zu instruiren über sein Verhalten bei etwaigen Vorkommnissen, die während meiner, längere Zeit dauernden, Abwesenheit leicht sich ereignen dürften.«
»Ihr hegt Besorgnisse? Was in aller Welt giebt Euch wohl Anlaß zu der Annahme, irgend Jemand könne während der Dauer der Reise eine feindselige Gesinnung gegen Euch bethätigen?«
»Nicht das befürchte ich. In diesem Falle würde Detlev sich auch ohne meinen besonderen Rath zu helfen wissen. Denkt aber an die zahlreichen Feinde des Markgrafen, denen sich die pommerschen Fürsten nachgerade immer offener zugesellen. Ihr werdet mir zugeben, daß diese nur auf die günstige Gelegenheit warten, ihrer wahren Gesinnung gegen Herrn Friedrich Ausdruck zu geben. Sobald diese Herren nun erfahren werden, was in Kostritz erstrebt wird, sobald ihnen bekannt geworden – und dies wird ja schwerlich lange mehr Geheimniß bleiben – welche Aussichten der Markgraf hat, das erstrebte, hohe Ziel auch wirklich zu erreichen, dann will es mir unzweifelhaft erscheinen, daß die Feinde alle ihnen zu Gebote stehende Macht aufbieten werden, um noch vor der Verwirklichung dieser gegründeten Erwartungen des Markgrafen einen Hauptschlag gegen ihn auszuführen. Sie werden nicht zögern, einen Entscheidungskampf zu beginnen, der die Frage zum Austrag bringen muß, wer fortan die alleinige Herrschaft besitzen soll. Es wird ein Kampf auf Tod und Leben, ein Kampf um die Existenz entbrennen und der Markgraf aller treu zu ihm haltenden Kräfte bedürfen, um der nicht zu unterschätzenden Gewalt der Gegner in erwünschter Weise gegenübertreten zu können.«
Herr von Bismarck hatte den Worten Suteminn’s mit wachsendem Erstaunen zugehört.
»Und dieser Entscheidungskampf wird Eurer Ansicht nach entbrennen, noch ehe wir wieder in der Heimath angelangt sind?«
»Ich glaube das fest, und darauf hin zielte meine Andeutung, Detlev habe Anweisung für sein Verhalten bei etwaigen Vorkommnissen erhalten!«
Beide Ritter schwiegen einige Zeit. Suteminn hob eine zu Boden gefallene Pergamentrolle auf und entfaltete sie scheinbar absichtslos. Henning von Bismarck blickte gedankenvoll vor sich hin.
Er hegte nicht den mindesten Zweifel an der Richtigkeit der Schlüsse seines verständnißreichen Freundes, und in seinen Zügen prägte sich im Augenblick nicht undeutlich der Aerger darüber aus, daß er
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