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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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das Wort nahm. Herr von Bismarck ließ den Blick gedankenvoll auf der Pergamentrolle ruhen; er schien ohne Zweifel begierig zu sein, den Inhalt derselben in soweit zu erfahren, als er die genannte unglückliche Familie betraf. Suteminn blieb jedoch, ohne sich nach seinem Gast umzuwenden, am Fenster stehen und schwieg.
    Seine stets ernsten Züge hatten sich merklich verfinstert und seine Stimmung war sichtlich erregt, die zusammengepreßten Lippen, das kurze Athmen und die unwillkürlich sich ballende Faust waren ja untrügliche Kennzeichen davon, daß die Erinnerung an irgend einen Vorfall sein Blut in Wallung gebracht. Was aber konnte diese Erinnerung anders betreffen, als die zuletzt besprochene Angelegenheit?
    Herr von Bismarck sah endlich, als Suteminn noch immer schwieg, erstaunt auf und nahm nun die Aufregung wahr, in welcher der Letztere sich befand. Da Suteminn zuvor ohne jede Spur von Erregung gesprochen, durchfuhr Herrn von Bismarck wie ein Blitz der Gedanke, daß nur allein die Erwähnung der Mecklenburgischen Familie Moltke die Ursache dieses plötzlichen Stimmungswechsels bilden könne, und er war schon im Begriff, dieser Annahme Ausdruck zu geben, als er sich noch im letzten Moment daran erinnerte, daß der Ritter auf der Reise von Hamburg nach Hause gelegentlich der Berührung der Grenze des Gebietes der Mecklenburger Fürsten und Herren sich auf eine absichtslose Frage geäußert hatte, er trage kein Verlangen, mit Mecklenburger Herren jemals anders als in feindlicher Weise zusammenzutreffen. Ohne Zweifel trug irgend eine unliebsame Begegnung mit einem dieser Herren, oder die Erinnerung an einen unerfreulichen Vorfall die Schuld an dieser, nicht gerade sonderlich freundschaftliche Gefühle für die Mecklenburger verrathenden Gesinnung.
    Er unterdrückte deshalb den Wunsch nach Befriedigung seiner Wißbegierde und schwieg.
    Suteminn mochte indeß ahnen, welche Gedanken seinen Gast bewegten, denn er wandte sich hastig zu ihm um und bemerkte, gleich als sei nicht bereits einige Zeit verstrichen, seit Herr von Bismarck den Namen Moltke genannt:
    »Man hat demnach niemals Kunde von einem der beiden heimathlos gewordenen Junker erhalten?«
    »Niemals!«
    Wieder gerieth das Gespräch in’s Stocken und Herr von Bismarck, welcher nachgerade wahrnehmen mußte, daß Suteminn mehr von der Familie wisse, als er merken lassen wolle, suchte das Gespräch auf einen andern Gegenstand zu leiten.
    Leider gelang ihm dies nur sehr ungenügend, denn Suteminn blieb wortkarg und bald darauf verließ er das Haus, um in der Richtung nach Stendal weiterzureiten.

    Suteminn blieb in der düstersten Stimmung in seinem Gemach zurück.
    »Man hat niemals Kunde von den Moltke’s erhalten!« murmelte er, hocherregt auf-und abschreitend. »Nun, mit meinem Willen soll dies auch noch nicht geschehen. Die beiden Junker sind verschollen und nur Wenige, Wenige erinnern sich noch Olaf Moltke’s und seiner beiden Söhne.
    Leben denn diese aber wirklich noch Beide? –
    Weshalb kommt mir nur immer wieder der Gedanke, Rolf Vendaskiold sei der Gesuchte? Wie kommt Herr von Bismarck zu dieser selben Annahme? Wer giebt mir hierüber Gewißheit?«
    Sinnend schritt er eine Zeit lang hin und her, dann blieb er plötzlich stehen und legte die Hand über die Augen.
    »Der Himmel oder auch der Zufall scheint ein eigenthümliches Spiel mit mir zu treiben.
    Als wenn die Frage nach meinem Bruder mich nicht schon mächtig genug beschäftigte, muß nun auch in Gestalt der Unglücklichen ein lebendes Räthsel mir in’s Haus und täglich vor Augen kommen.
    Wer ist diese Frau?
    Wie ist es nur möglich, daß sie Erinnerungen in mir zu erwecken vermag, die ich längst begraben wähnte? Wie in aller Welt kann diese, wie ich ja gern zugebe, in ihrer Jugend bildschön gewesene Frau mich an ein Mädchen erinnern, das ich vergessen wollte, vergessen mußte um meiner selbst willen.
    Ist meine Phantasie denn derart krankhaft erregt, daß sie den schönsten Sonnenschein sehen will da, wo Schatten und Dunkelheit vorhanden ist?
    Was endlich bedeuten die Vergleiche der Frau mit Marie? Beide haben, wie die Alte am Tage der Ankunft der Fremden bereits richtig wahrgenommen, so viel gleiche Züge, sind einander so ähnlich, daß ich oft bereits auf der Vermuthung mich ertappt habe, sie könnten wohl gar verwandt sein. Und wäre dies denn unmöglich? Die Mutter der Kinder wird durch den Schurken damals im Walde von diesen getrennt und entführt worden sein. Die lange, harte

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