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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wohl nicht weniger überrascht, den jungen Mann hier zu finden, wie Henning selbst es war, so plötzlich das Mädchen vor sich zu sehen, mit welchem er sich eben wieder in Gedanken beschäftigt hatte.
    Brunhilde faßte sich jedoch schneller und trat, wenngleich erröthend und den Blick zu Boden gesenkt, ihm näher.
    »Wie soll ich Euch danken für das, was Ihr für mich und meinen Vater gethan habt!«
    »Ich freue mich mit Euch, daß es mir so unerwartet schnell gelungen ist, Euren heißen Wunsch erfüllen zu können!«
    »Wie ist es Euch denn möglich geworden, meinen Vater so schnell aus der Gewalt seiner Feinde zu befreien?«
    Als er einen Augenblick mit der Antwort zögerte, fuhr sie fort:
    »Mein Vater hat mir mehrmals Andeutungen gemacht, die darauf hinweisen, daß Ihr bei seinen Gegnern hoch angesehen sein müßt. Und wie kann dies auch anders sein, da Herr Friedrich von Wedel ja selbst in meiner Gegenwart erklärt hat, Euch zu großem Dank verpflichtet zu sein. Daß sich freilich diese Dankbarkeit so weit erstrecken würde, wie ich dessen heut’ inne werde, konnte ich nicht ahnen!«
    Henning Friedländer ließ diese versteckte Frage vorläufig unbeantwortet, suchte vielmehr dem Gespräch eine andere Wendung zu geben und fragte nun seinerseits:
    »Erlaubt mir die Bitte um die mich in hohem Grade interessirende Auskunft darüber, ob meine Hoffnung, Frau Hedwig werde Euch gut aufnehmen, berechtigt war. Ich habe dies zwar als selbstverständlich angenommen, möchte die Bestätigung meiner Erwartung aber auch gern von Euch selbst hören!«
    »Frau Hedwig begegnet mir mit solcher Liebe und Aufmerksamkeit, daß ich mich ihr hoch verpflichtet fühle. Ich werde sehr, sehr ungern von ihr scheiden!«
    »Scheiden? Ihr denkt doch nicht etwa heut schon an Eure Abreise von Betow?«
    Friedländer hatte diese Frage so hastig, so erregt hervorgestoßen, daß Brunhilde wagte, einen Moment das Auge zu ihm aufzuschlagen.
    Der Blick, welchem sie begegnete, steigerte die in ihrem Gesichte aufsteigende verrätherische Gluth noch mehr und stotternd, mit unsicherer Stimme erwiderte sie:
    »Mein Vater hat mir erzählt, daß er, – daß wir nach Güntersberg zurückkehren werden. Durch Eure Vermittelung hat er nicht nur die Freiheit, sondern auch die angeblich nicht zerstörte Burg zurückerhalten!«
    »Es ist allerdings richtig, daß Euer Vater sich angelegen sein lassen wird, den gelegentlich der Einnahme der Burg an dieser entstandenen Schaden so bald und so gründlich als möglich auszubessern, doch glaube ich nicht, daß er Euch jetzt schon mit dahin nehmen wird. Der Anblick, welcher heut Eurer dort wartet, kann kein erfreulicher sein. Endlich aber bin ich überzeugt, daß Frau Hedwig Alles aufbieten wird, Euch zu längerem Bleiben zu bewegen!«
    »Seid Ihr davon wirklich so fest überzeugt?«
    »Ja, liebe Brunhilde,« ertönte die Stimme der unbemerkt von Beiden eingetretenen Burgfrau, »Henning darf dies wirklich sein. Doch laßt Euch in Eurer Unterhaltung nicht stören, ich muß noch einmal weggehen!«
    Bei diesen Worten richtete sie einen schelmisch-lächelnden Blick auf die sich ihr verlegen nähernde Brunhilde, nahm einen der am Schlüsselbrett hängenden Schlüssel und verließ zur Freude Friedländers wieder das Gemach.
    »Frau Hedwig,« begann Brunhilde nunmehr wieder, »meint es recht gut mit mir und ich werde die Zeit meines Aufenthalts auf Betow nie vergessen. Aber auch Euch ist sie sehr gewogen!«
    »Hat sie sich während meiner Abwesenheit an mich erinnert?«
    »Ja, wir – wir haben –«
    Erröthend hielt sie inne; Friedländer, welcher verstehen mochte, was sie sagen wollte, griff diese Andeutung jedoch auf und fragte freudig erregt:
    »Auch Ihr, Brunhilde, habt Euch meiner erinnert? Ihr habt mit meiner – mit Frau Hedwig von mir gesprochen?«
    »Ja, weshalb sollte ich das bestreiten? Ich habe oft an Euch gedacht. Wäret Ihr ja doch hinausgezogen, um meinem Vater die verlorne Freiheit wieder zu verschaffen, und setztet freiwillig Euer Leben in Gefahr, um ihm das seine zu erhalten und mich zu beruhigen. Doch,« fuhr sie, wiederholt ihm schärfer in’s Auge blickend, fort, »wollt Ihr mir nicht sagen, wen Ihr mit der nicht vollendeten Frage meintet? Ich soll mit Eurer – gesprochen haben? Mit wem denn? Außer Frau Hedwig wüßte ich keine andere Frau oder – oder – Jungfrau hier, mit welcher ich mich hätte unterhalten können!«
    Sichtlich verlegen kämpfte Friedländer mit einem Entschlusse. Er schien nicht

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