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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Gedanken, aller Wahrscheinlichkeit nach jetzt gezwungen zu werden, die Täuschung hinsichtlich seiner Person dem Vater der Geliebten und dieser selbst eingestehen zu müssen. »Wird sie Dir verzeihen?« fragte er sich bangend, als sein Blick die Fenster der Frauengemächer streifte.
    »Ja! Ja!« jubelte es in ihm auf, als er Frau Hedwig bemerkte, welche einen Moment erstaunt war, dann aber mit unverhohlener Freude seinen Gruß erwiderte.
    Beide hatten kaum die Pferde einem Stallknechte übergeben, als auch Ritter Hans von Betow bereits in der Thüre erschien und ihnen ein paar Schritte entgegen kam.
    »Willkommen, Ritter!« begrüßte er freundlich Herrn Simon, während er zum Erstaunen des Letzteren mit dem Falkenmeister einen freundschaftlichen Händedruck wechselte.
    Auf die Einladung des Herrn Hans folgten sie ihm in den Saal, wo Herr Simon ohne Umschweife begann:
    »Ihr, Herr Ritter, habt auf Fürsprache des jungen Mannes, den ich zwar nur als Falkenmeister kennen gelernt habe, welcher mir jedoch immer räthselhafter, immer unverständlicher wird, meiner Tochter ein Unterkommen gewährt, als sie während meiner Abwesenheit gezwungen wurde, zu ihrer eignen Rettung die väterliche Burg zu verlassen. Erlaubt mir, Euch hierfür zu danken!«
    »Es freut mich, daß ich dem lieben Kinde und damit auch Euch habe gefällig sein können. Doch sagt mir, wie seid Ihr frei geworden aus der mißlichen Lage, in die Ihr, wie ich gehört habe, gerathen waret!«
    »Ihr habt ohne Zweifel durch den Falkenmeister den ganzen Vorgang der Sache erfahren?«
    »Nach dem, was von verschiedenen Seiten mir über das Euch betroffene Mißgeschick mitgetheilt worden ist, vermag ich mir den Zusammenhang des Ganzen ohngefähr zu erklären!«
    »Dann bedarf es also nur noch einer Aufklärung darüber, wie ich ohne Lösegeld so bald schon frei zu werden vermochte. Wenige Worte reichen hin, diese Lücke nach meinem besten Wissen auszufüllen; dem Falkenmeister verdanke ich meine Rettung. Wie ihm dies möglich geworden, ist mir noch nicht bekannt!«
    »Dann denke ich, daß er uns mittheilen wird, wie es ihm möglich geworden, Eure Gegner zur Nachgiebigkeit zu bewegen!«
    »Zunächst werdet Ihr sicher danach verlangen, Eure Tochter zu sehen. Ich werde sie Euch sofort hierher senden!«
    Mit diesen Worten entfernte er sich und Friedländer schickte sich eben an, ihm zu folgen, als die Thüre aufging und Brunhilde eintrat.
    Ihr erster Blick traf den wenige Schritte von ihr entfernt stehenden jungen Mann, welchen sie leuchtenden Auges betrachtete.
    Helle Röthe flammte in ihrem lieblichen Gesichtchen auf, als sie seinen Gruß durch ein leichtes Neigen des Kopfes erwiderte, dann aber flog sie dem Vater, der diese Scene wohl bemerkt hatte, entgegen und hing mit Freudenthränen im Auge wortlos an seinem Halse, in seinen Armen.
    Diesen Moment des Wiedersehens zwischen Vater und Tochter wollte Friedländer benutzen, um sich, ohne bemerkt zu werden, zu entfernen, Brunhilde entging es jedoch nicht. Noch einmal begegneten sich die Blicke und wieder schien es dem Falkenmeister, als wenn sie ihm noch etwas anderes sagen wolle, als ein Wort des Dankes.
    »Sollte sie vielleicht schon erfahren haben, daß ich nicht derjenige bin, für welchen ich mich ausgegeben habe?« fragte er, während er zu den Gemächern Frau Hedwig’s empor stieg. »Nein, dies ist nicht möglich, sie kann es ihr nicht erzählt haben, und doch –!«
    Diese Fragen und Erwägungen beschäftigten ihn, während er langsam den Corridor entlang schritt, so ausschließlich, daß er wenig auf das merkte, was um ihn vorging. Er sah also auch nicht, daß Frau Hedwig in eine Thüre getreten war, an welcher er eben vorbeiging, und erst ihre Ansprache erweckte ihn aus seinen Träumereien.
    »Weshalb so tiefsinnig, lieber Henning?«
    Erschreckt sah er auf.
    »Ah, Tante, vergebt, daß ich so wenig aufmerksam gewesen bin. Ich wollte Euch eben aufsuchen!«
    »Dann geh’ nur inzwischen in mein Gemach; ich werde bald zurückkehren!«
    Lächelnd blickte Frau Hedwig dem jungen Mann nach.
    »Ich ahne, was dem guten Jungen das Herz schwer macht,« murmelte sie, »doch wird sein Kummer wohl bald behoben werden!«
    Längere Zeit bereits wartete er in dem Gemach seiner Tante, als sich leichte Tritte der Thüre näherten. »Endlich!« rief er in seiner Ungeduld lauter, als er beabsichtigt hatte, und erhob sich in dem Augenblicke vom Stuhle, als nicht die Tante, sondern Brunhilde eintrat.
    Diese war im ersten Moment

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