Der Benedict Clan 01 - Auf immer und ewig
sich um Pops kümmerte. Sie wurde nicht gebraucht. Wozu auch? Um das Schweigen, das plötzlich zwischen ihnen entstanden war, zu unterbrechen, fragte sie: „Wo ist Luke?"
„Er ist vorhin nach Hause gefahren, nachdem er sich vergewissert hatte, dass Kane okay ist."
„Ich sollte wohl auch gehen", sagte Regina. Und etwas verlegen fügte sie hinzu: „Sie wundern sich wahrscheinlich ohnehin, wie ich es wagen konnte, noch einmal hierher zu kommen."
„Wieso?"
Ihre Wangen brannten vor Scham. „Nach all dem, was ich getan habe..."
„Ich fürchte, dass ich darüber nur unzureichend informiert bin", sagte Mr. Lewis ernst. „Mein Enkelsohn und ich stehen uns zwar sehr nahe, aber das bedeutet nicht, dass er mich über sein Privatleben auf dem Laufenden hält - oder umgekehrt."
Regina sah ihn an. „Er hat Ihnen nichts über mich erzählt?"
„Nein, offensichtlich nicht."
Hätte sie die Sache bloß nicht erwähnt.
Jetzt war es zu spät. Jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, als Farbe zu bekennen. „Ich bin ... unter falschen Voraussetzungen hierher gekommen."
„Sie sind also keine Expertin für alten Schmuck?" Mr. Lewis hob die buschigen weißen Brauen. Dabei spielte der Anflug eines Lächelns um seine Mundwinkel.
„Doch, das bin ich schon."
„Aber Sie hatten nicht vor, den Schmuck meiner Frau zu taxieren oder einen Käufer für die Kollektion zu finden?"
„Doch, natürlich. Aber..."
„Wieso sprechen Sie dann von falschen Voraussetzungen?"
Hilflos schüttelte Regina den Kopf. „Weil alles andere falsch war. Ich schäme mich so sehr, dass ich mich hier eingeschlichen und Sie belogen habe."
Es vergingen einige Sekunden, ehe er ihr antwortete. Forschend betrachtete er ihr Gesicht. Schließlich sagte er: „Sie sind gestern Nacht, beziehungsweise heute früh mit den Männern hierher zurückgekommen, was eigentlich nicht notwendig gewesen wäre. Aus welchem Grund?"
„Ich wollte bei Kane bleiben." Sie runzelte die Stirn. „Ich fühlte mich verantwortlich, nachdem er meinetwegen angeschossen wurde. Er hatte so viel Blut verloren. Ich musste mich einfach vergewissern, dass es keine ernstere Sache war."
„Mit anderen Worten, Sie waren genauso um sein Wohlergehen besorgt wie wir alle."
„Ja", sagte sie, seinem Blick ausweichend, „das stimmt wohl. Ich finde es ganz furchtbar, dass er meinetwegen verletzt wurde. Und ich hätte es nicht ertragen, wenn diese Sache, auf die er sich nur eingelassen hatte, weil ich ihn dazu drängte, tödlich ausgegangen wäre." Sie lächelte gequält. „Aber meine Gefühle sind unwichtig. So, und jetzt sollte ich gehen. Wenn ich hier wirklich nichts mehr tun kann, ist es wohl das Beste, ich nehme meinen Sohn und verschwinde. Falls uns jemand zum Motel fahren kann?"
„Ich bin mir nicht so sicher, ob Kane es gutheißen wird, wenn er aufwacht und erfahren muss, dass Sie nicht mehr da sind", meinte der alte Herr, wobei ein verständnisvoller Ausdruck in seinen Augen lag.
„Ich könnte mir vorstellen, dass er froh ist, uns los zu sein. Ich habe mich ihm - und auch Ihnen - viel zu lange aufgedrängt."
„Ich habe keine Beschwerden von ihm gehört." Mr. Lewis lächelte ein wenig. „Und ich selbst habe auch keine."
„Sie sind ein liebenswerter Mann, Mr. Crompton", sagte Regina. „Aber ich muss wirklich gehen."
„Ich kann Sie nicht zurückhalten, wenn Sie uns unbedingt verlassen wollen. Nur eines möchte ich noch sagen: Es ist gut möglich, dass Kane jemanden wie Sie braucht. Wäre ich abergläubisch, würde ich sagen, das Schicksal hat Sie ihm zugeführt, damit Sie ihm seinen Starrsinn austreiben. Er glaubt nämlich immer alles so genau zu wissen. Mitunter kommt es schon mal vor, dass das Schicksal da eingreift."
Regina verstand nicht so recht, was er damit meinte, aber weil es sowieso egal war, dachte sie nicht weiter darüber nach. „Kane stellt hohe Anforderungen, und ich glaube kaum, dass ich ihnen gerecht werden könnte. Es ist besser für Stephan und mich, wenn wir jetzt gehen, ganz bestimmt. Außerdem habe ich noch einiges zu erledigen. Ich muss mir ein Auto mieten und Einkäufe machen. Stephan hat kaum etwas anzuziehen dabei. Nicht einmal eine Zahnbürste konnte ich für ihn mitnehmen, weil wir uns so beeilen mussten. Und auch ich habe alles zurückgelassen. Sie sehen also, es ist wirklich notwendig, dass ich ..."
Mr. Lewis nickte langsam. „Nun, wenigstens einen Teil Ihrer Probleme kann ich Ihnen abnehmen. Lassen Sie mich meine Autoschlüssel holen."
Es
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