Der Benedict Clan 01 - Auf immer und ewig
war nicht leicht, Mr. Lewis nach der Einkaufstour zu überreden, Stephan und sie beim Motel abzusetzen. Regina war richtig erschöpft, als sie wenig später alle ihre Einkäufe ausgepackt und weggeräumt hatte. Auch Stephan hatte keine Energie mehr. Sie aßen etwas von dem Proviant, den Regina eingekauft hatte, und legten sich dann aufs Bett, um einen Mittagsschlaf zu halten.
Es war Abend, als Regina wieder wach wurde. Ihren Sohn in den Armen haltend, blieb sie eine ganze Weile still liegen und starrte ins Leere. Sie wusste, es gab Dinge zu erledigen, aber sie konnte sich zu nichts aufraffen. Sie war so deprimiert, dass sie meinte, von einem bleiernen Gewicht niedergezogen zu werden. Jeder Handgriff war ihr zu viel.
Sie überlegte, ob Kane wohl inzwischen aufgewacht war und ob es ihm gut ging. Aber sie hatte nicht die Kraft dazu, den Telefonhörer abzuheben und in Hallowed Ground anzurufen, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen. Vielleicht war es auch besser so. Je weniger Kontakt sie zu ihm hatte, desto schneller würde sie über die Trennung von ihm hinwegkommen.
Es war gut möglich, dass sie Kane nie wieder sah, nie mehr seine Stimme hören, nie wieder seine Arme um sich spüren würde, nie wieder die Lust und die Leidenschaft erleben durfte, die nur er in ihr wecken konnte.
Sie wollte nicht daran denken. Sie konnte es nicht.
Irgendwann würde sie diese bedrückte Stimmung abschütteln, das wusste sie. Denn sie hatte ja Stephan. Ihr Sohn und sie waren eine kleine Familie, und von nun an würde sie für ihn sorgen. Das Wichtigste war im Moment, sich darüber klar zu werden, wie es jetzt weitergehen sollte und was sie mit dem Rest ihres Lebens anfangen wollte.
Und noch etwas beschäftigte sie. Sie wusste nicht wieso, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass es noch etwas für sie zu erledigen gab, ehe sie diese Episode hinter sich lassen und sich dem nächsten Kapitel ihres Lebens zuwenden konnte. Das Dumme war nur, dass sie nicht darauf kam, was es sein konnte.
Es fiel ihr später ein, nachdem sie sich mit Stephan eine Pizza zum Abendessen geteilt und anschließend einen Film und die Nachrichten im Fernsehen angesehen hatte. Nachdem Stephan sich die Zähne geputzt und sie ihm eine Gutenachtgeschichte vorgelesen hatte. Nachdem sie ihm einen Kuss gegeben und das Licht gelöscht hatte.
In den Nachrichten war im Rahmen einer Berichterstattung über den bevorstehenden Prozess ein kurzes Interview mit Kanes Partner Melville Brown gebracht worden. Der Reporter hatte dem Anwalt sein Mikrofon hingehalten und ihn aufgefordert, einen Kommentar zu den Gerüchten abzugeben, wonach der Fall als Rassenproblem dargestellt werden solle, nach dem Motto: konservatives Beerdigungsinstitut aus dem Süden gegen progressives Ostküsten-Unternehmen, das Schwarzen Vorzugsbedingungen gewährte.
Der schwarze Anwalt hatte sachlich erwidert, dass er und sein Klient Mr. Crompton kein Interesse daran hätten, Klischees zu bedienen, sondern den Prozess auf Grund von Fakten gewinnen wollten. Nicht um die Rassenfrage ginge es, sondern lediglich darum, den Verbraucher vor überhöhten Preisen und unseriösem Geschäftsgebaren zu schützen. Wenn man den Fall so präsentiere, würden die Geschworenen sicher alle Versuche des Beklagten, die Dinge zu verwirren, zurückweisen und ein gerechtes, auf gesundem Menschenverstand basierendes Urteil fällen. Der abschließende Kommentar des Reporters schien diese Meinung in Frage zu stellen. Der Bericht schloss mit dem Hinweis, das ganze Land würde auf Baton Rouge und den kleinen Ort Turn-Coupe schauen und mit Spannung die Entscheidung in diesem grundlegenden Fall erwarten. Dabei wurde im Hintergrund Lewis Cromptons Bestattungsinstitut eingeblendet.
Regina konnte nicht aufhören, über den Bericht nachzugrübeln. Sie wäre nie auf die Idee gekommen, der Fall könnte von nationaler Bedeutung sein. Diese Tatsache machte es für Kane und seinen Partner noch sehr viel wichtiger, den Prozess zu gewinnen.
Sie wagte sich gar nicht vorzustellen, Gervis könne über einen Mann wie Lewis Crompton triumphieren. Und noch unangenehmer war ihr der Gedanke, Gervis könnte nach Turn-Coupe kommen und eines seiner klotzigen Bestattungsunternehmen hochziehen, um dann den Farmern und all den anderen Leuten, die ehrlich ihr Geld verdienten, das Dreifache der üblichen Kosten zu berechnen, sollten sie einen ihrer Angehörigen begraben müssen.
Jemand musste ihm Einhalt gebieten. Jemand, der all die schmutzigen
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