Der Benedict Clan 01 - Auf immer und ewig
Beerdigungsinstituten zu etablieren. Ist ihnen das gelungen, und sie haben eine Monopolstellung erreicht, treiben sie die Preise in die Höhe. Am Ende kostet dann ein Begräbnis fünfzig Prozent mehr als früher, und niemand kann etwas dagegen unternehmen."
„Wie würden Sie diese Geschäftsmethoden bezeichnen?"
„Als Schikane und Preistreiberei. Deutlicher möchte ich mich mit Rücksicht auf die Gesellschaft, in der wir uns befinden, nicht ausdrücken."
Lachen wurde im Publikum laut. Melville wartete, bis es sich gelegt hatte, ehe er seine nächste Frage stellte. „Und was Sie uns da gerade geschildert haben findet nur in Louisiana statt?"
„Oh nein, keinesfalls." Mr. Lewis schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Es ist überall so. Und es geht gerade erst richtig los. Im Moment sind noch weniger als zwanzig Prozent der Familienbetriebe bedroht. Aber jeden Tag werden mehr und mehr von den großen Unternehmen geschluckt. Mit persönlichem Service, mit Diskretion und Anteilnahme ist es vorbei, wenn die großen Gesellschaften kommen. Dann zählen nur noch Profite. Einige dieser so genannten Begräbnis-Ketten werfen so viel ab, dass ihre Aktien an der New Yorker Börse gehandelt werden."
„Es geht Ihnen also darum, Ihre Kunden zu schützen?" Melville lächelte, während er sprach. In seinen braunen Augen lag Wärme.
Mr. Lewis schüttelte den Kopf. „Ich würde dieses Motiv ja gern für mich in Anspruch nehmen, und zumindest am Anfang ging es mir sicherlich darum. Aber ich muss gestehen, die Gründe sind inzwischen persönlicher. Man könnte fast sagen, dieser Prozess hat sich zu einem privaten Kampf zwischen Mr. Berry und mir entwickelt."
Diesmal war das Gelächter lauter, und der Richter musste um Ruhe bitten. Als es wieder still war, fragte Melville: „Wie kommt das, Mr. Crompton?"
„Die Methoden, derer Mr. Berry sich bei dieser Auseinandersetzung bedient, gefallen mir nicht." Während Mr. Lewis das sagte, warf er Gervis einen herausfordernden Blick zu.
„Sind Sie durch diese Methoden persönlich in Gefahr gebracht worden?" wollte Melville wissen.
„Jawohl, ich und die Lady, mit der ich zu dem fraglichen Zeitpunkt zusammen war. Und nicht nur ich wurde verletzt. Auch andere Personen wurden bedroht und kamen zu Schaden." Der alte Herr ließ den Blick einen Moment auf seinem Enkel ruhen und richtete ihn dann auf die letzte Reihe, wo Regina mit ihrem Sohn saß.
Die Verteidigung erhob Einspruch, dem der Richter stattgab. Es schien Melville nicht weiter zu stören, dass er von dem Thema ablassen musste. Er stellte Mr. Lewis noch ein paar Fragen und überließ ihn dann den Anwälten der Gegenpartei.
„Nun, Mr. Crompton", begann der Leiter von Berrys juristischer Entourage mit gönnerhaftem Lächeln, „ich habe gehört, Sie kümmern sich schon seit vielen Jahren um die Bestattungen in Ihrem Pfarrbezirk. Ist das richtig?"
„Ja, das ist richtig." Der Blick, mit dem Mr. Lewis den anderen Mann maß, war achtsam, aber voller Zuversicht.
„Und in Ihrer Eigenschaft als Bestatter wurden Sie zum Mitwisser etlicher Familiengeheimnisse. Trifft diese Behauptung zu?"
„So ungefähr."
„Ja oder nein, bitte." „ Ja."
„Und diese Geheimnisse sind bei Ihnen gut aufgehoben?"
„Ja, das will ich doch hoffen."
„Es heißt, Sie hätten bei der Ausübung Ihres Geschäfts von Zeit zu Zeit recht ungewöhnliche Wünsche erfüllt. Stimmt das?" Der New Yorker Anwalt wandte sich ab, während er sprach und entfernte sich ein paar Schritte.
Mr. Lewis runzelte die Stirn, bejahte jedoch die Frage.
„Einmal sollen Sie das Geburtsdatum einer Lady gefälscht haben, damit nicht bekannt wurde, dass sie jahrelang ihr Alter falsch angegeben hatte. Ist das richtig?"
Mr. Lewis erwiderte nichts. Die Lippen zusammengepresst, saß er da. Der Anwalt drehte sich wieder zu ihm um und wartete. Man spürte, dass ein Kräftemessen zwischen den beiden Männern stattfand, ein Test, wer als Erster das Schweigen brach. Bald wurde allen klar, dass es nicht der Mann im Zeugenstand sein würde.
„Ich muss auf einer Antwort bestehen!" sagte der Anwalt gereizt und hochrot im Gesicht, weil der Zeuge es gewagt hatte, ihn vom hohen Ross zu stürzen. „Haben Sie, oder haben Sie nicht Papiere gefälscht, um das wahre Alter der Frau vor ihren Freunden und ihren Nachbarn zu verheimlichen, ja, es selbst dem um einige Jahre jüngeren Ehemann vorzuenthalten?"
Mr. Lewis' Stimme klang gepresst, als er langsam und bedächtig sagte: „Ich habe die
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