Der Benedict Clan 01 - Auf immer und ewig
an.
„Nun, Mr. Crompton, wir warten. Wie war der Name der Frau?"
Der Ton des Anwalts war unangenehm arrogant. Man merkte, dass er den Sieg bereits in der Tasche zu haben glaubte. Er schien sich in der Sicherheit zu wiegen, dass der Zeuge den Namen der Frau entweder nicht nennen konnte oder aber sich weigern würde, ihn preiszugeben.
Doch dann seufzte Lewis Crompton plötzlich. Seine Lippen bewegten sich, aber die Worte, die er aussprach, waren kaum mehr als ein Flüstern.
„Lauter, bitte, damit das Gericht Sie verstehen kann. Wer war diese Frau?"
Daraufhin sah Kanes Großvater den Anwalt an, blickte ihm direkt in die Augen. Diesmal waren seine Worte klar und deutlich zu verstehen. Und auch der Schmerz war aus ihnen herauszuhören.
„Die Lady", sagte er, „war meine Frau."
Tumult brach aus im Gerichtssaal. Das Publikum nahm es nicht unbedingt mit Wohlwollen auf, dass die Verteidigung Mr. Lewis dazu gezwungen hatte, seine Familiengeheimnisse preiszugeben. Und nicht nur darüber brachten die Zuschauer ihre Missbilligung zum Ausdruck. Die Leute aus Turn-Coupe, die nach Baton Rouge gefahren waren, um die Gerichtsverhandlung zu verfolgen, ärgerten sich über die herablassende Art des New Yorker Anwalts und über die Gefühllosigkeit, mit der er ihre privaten Angelegenheiten an die Öffentlichkeit zerrte.
Regina litt darunter, dass man Mr. Lewis solche Schmach angetan hatte. Wenn sie bloß irgendwie hätte verhindern können, dass er diese Niederträchtigkeit erdulden musste. Sie hätte alles dafür getan. Gleichzeitig bewunderte sie jedoch, wie er es geschafft hatte, den Spieß umzudrehen und den Punkt, den die Verteidigung ihm zur Last legte, in einen Triumph für sich umzuwandeln. Denn bei dieser Geschichte handelte es sich ganz offensichtlich um die Story, die Vivian Benedict ihr erzählt, dieselbe, die Slater erfahren und weitergegeben hatte.
Gervis merkte sehr wohl, dass das schmutzige Taktieren seiner Verteidiger ihn in keinem guten Licht erscheinen ließ. Wütend zischelte er mit seinen teuren Anwälten. Dass sein listiger, hinterhältiger Trick fehlschlug und sich nun zu seinem Nachteil auswirkte, ließ Regina innerlich triumphieren. So also fühlte sich Gerechtigkeit an. Sie hätte nie gedacht, dass es ein so gutes Gefühl sein könnte.
Kurz darauf war die Ruhe im Gerichtssaal wieder hergestellt. Vorübergehend aus dem Konzept gebracht, oder vielleicht auch aus Angst vor weiteren Enthüllungen, erklärte die Verteidigung, keine weiteren Fragen an Mr. Lewis zu haben. Der erhob sich und verließ den Zeugenstand, um wieder seinen Platz am Tisch des Klägers einzunehmen.
Es folgte eine kurze Beratung zwischen Mr. Lewis, Kane und Melville. Dann stand Kane auf. Er blickte kurz zur letzten Reihe hinauf, wo Regina saß, und wandte sich gleich darauf der Richterbank zu. Er wartete, bis es mucksmäuschenstill im Saal geworden war. Dann sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete: „Und jetzt bittet der Kläger Miss Regina Dalton in den Zeugenstand."
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20. KAPITEL
Etwas Derartiges war nicht geplant gewesen. Regina hatte nicht eingewilligt, als Zeugin aufzutreten. Sie hatte Melville alles erzählt, was sie über Gervis' schmutzige Geschäfte wusste und, um ihren Bericht mit Beweismaterial zu untermauern, ihm die Diskette überlassen, die sie aus Gervis' Arbeitszimmer mitgehen ließ. Damit hatte sie ihren Beitrag als erledigt betrachtet.
Jetzt saß sie starr vor Schreck und Überraschung da und rührte sich nicht vom Fleck. Erst als Betsy sie anstieß und mit dem Kopf zum Zeugenstand deutete, zwang sie sich aufzustehen. Ihre Knie zitterten, als sie nach vorn ging. Dabei hatte sie solches Herzklopfen, dass sie meinte, man müsse es durch ihre Bluse sehen können. Als sie an dem Tisch vorbeikam, wo Gervis saß, begegnete sie seinem boshaften Blick. Merkwürdigerweise wurde sie daraufhin etwas ruhiger. Sein Hass gab ihr die bittere Gewissheit, dass es das Richtige war, was man von ihr verlangte.
Im Zeugenstand wurde sie vereidigt, ehe sie sich setzte und nervös darauf wartete, dass Melville ihr seine Fragen stellte.
Aber es war Kane, der um den Tisch des Klägers herumkam und auf sie zuging. Kane, der sich aufs Geländer des Zeugenstands stützte und sich zu ihr vorbeugte, um sie mit nüchternem, unpersönlichem Blick zu betrachten, als hätte er sie niemals geküsst, sie niemals in den Armen gehalten, als hätten ihre Körper nicht zusammengepasst wie Teile eines komplizierten
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