Der Benedict Clan 01 - Auf immer und ewig
lag scharfe Überlegung in seinem Blick. „Ihrer Aussage zufolge suchten Sie also Informationen, die es Gervis Berry ermöglichen sollten, die Klage abzuwehren, die gegen ihn angestrengt wurde. Doch dann gaben Sie dieses Vorhaben plötzlich auf und kehrten überstürzt nach New York zurück. Was war der Grund hierfür?"
„Gervis hatte mich nach Hause zurückbeordert." Mit Erleichterung stellte Regina fest, dass sich nach der kurzen Unterbrechung ihre Stimme wieder etwas gefestigt hatte.
„Mit welcher Begründung?"
„Er meinte, ich hätte mich nicht genügend angestrengt und deshalb zu wenig erreicht."
„Hatte er Recht damit?"
„Ich ... ja, ich glaube schon."
„Warum?"
Seinem Blick ausweichend, registrierte Regina abwesend seine arrogante Kopfhaltung, seine breiten Schultern, die Lässigkeit, mit der er seinen Anzug trug. Schließlich sagte sie: „Mich beunruhigten die Mittel, derer er sich bediente, insbesondere die Methoden, die er Dudley Slater anwenden ließ. Außerdem hatte ich eine aufrichtige Zuneigung zu ... zu Mr. Crompton gefasst. Nicht zuletzt deshalb schämte ich mich für das, was ich getan hatte."
Kane stieß sich vom Geländer ab. „Aber Sie blieben nicht in New York. Innerhalb von achtundvierzig Stunden kehrten Sie nach Turn-Coupe zurück. Aus welchem Grund?"
„Weil ich Hilfe brauchte. Ich dachte, ich könnte persönliche Dienste oder Informationen, die ich über die Berry Association besaß, als Gegenleistung dafür bieten, dass man mir hilft, meinen Sohn aus Gervis' Gewalt zu befreien."
„Kam dieser Austausch zu Stande?"
„Ja, sozusagen." Schon wieder wurde ihre Stimme brüchig. „Man half mir dabei, meinen Sohn Stephan von New York nach Louisiana zu bringen."
„Und anschließend verbrachten Sie trotz Ihrer eigenen Erschöpfung Stunden an der Seite des Mannes, der während der Rettungsaktion verletzt wurde. Was bewog Sie dazu?"
Regina machte eine hilflose Geste. „Dankbarkeit", sagte sie, seinem Blick ausweichend.
„Nur Dankbarkeit?" Er trat wieder vor sie hin. „Denken Sie daran, dass Sie unter Eid stehen."
Jetzt erkannte sie, was Kane mit seinen Fragen bezweckte.
Es war eigentlich ganz einfach. Er wollte ein totales Geständnis von ihr hören. Mit weniger würde er sich nicht zufrieden geben.
Okay. Der Prozess würde bald vorüber und sie von hier verschwunden sein. Und dann spielte sowieso alles keine Rolle mehr. Man hätte sogar sagen können, dass sie Kane dieses Geständnis schuldete. Er hatte sein Leben riskiert, um Stephan für sie zu retten. Durch ihn war Gervis' Drohung gegenstandslos geworden. Er hatte sie vor Slaters Angriff bewahrt und den kleinen Mann zum Teufel gejagt. Er war für sie dagewesen, als sie ihn brauchte, hatte ihr weitaus mehr gegeben, als er von ihr genommen hatte. Wenn er auf diese Art und Weise dafür entschädigt werden wollte - bitte, dann würde sie ihm den Gefallen tun.
„Nun?" fragte er, als er ihr Zögern bemerkte.
„Nein", sagte Regina, „es war nicht bloß Dankbarkeit."
„Es gab also noch andere Gründe?" Mit bohrendem Blick, die Lippen zu einer geraden Linie zusammengepresst, beobachtete er sie.
Regina straffte die Schultern. Trotzig schob sie das Kinn vor. Dann sagte sie klar und deutlich: „Ich hatte mich verliebt."
„In wen?" fragte er, während hinter ihm ein Raunen durch die Menge ging.
Sie verzog die Mundwinkel zu der Andeutung eines Lächelns. „In Lewis Cromptons Enkelsohn. Ich habe mich in dich verliebt, Kane Benedict, und ich werde mein Leben lang niemals mehr einen Mann so lieben wie dich."
Sekundenlang flackerte etwas in seinen Augen auf. Dann senkte er die Lider, und seine Züge wurden ausdruckslos. Den Tumult im Gerichtssaal ignorierend, wandte er sich an den Richter. Mit fester Stimme sagte er: „Ich habe keine weiteren Fragen an diese Zeugin." Dann drehte er sich auf dem Absatz um und marschierte an seinen Tisch zurück.
Eine Woche später wurde der Prozess zu Gunsten des Klägers Lewis Crompton entschieden. Regina war nicht im Gerichtssaal, als der Richter das Urteil verkündete. Sie erfuhr es aus den TV- Nachrichten in ihrem Motelzimmer, wo sie sich vor dem Getuschel und den neugierigen Blicken verkrochen hatte.
Jetzt stellte sie den Ton lauter und beobachtete gespannt, wie die Gesichter von Melville Brown und der anderen Anwälte über den Bildschirm flimmerten. Melville war in Hochform, bezeichnete die Entscheidung ebenso einen Triumph des Verbrauchers wie einen Sieg für seinen Klienten. Er
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