Der Benedict Clan 01 - Auf immer und ewig
verbergen, bis er wieder gegangen ist."
Regina zögerte. Sie warf einen Blick auf die vorderen Fenster. Durch die Gardinen konnte sie Kane draußen vorm Haus aus seinem Wagen steigen sehen. Abrupt nickte sie mit dem Kopf. „Ja, wenn es Ihnen nichts ausmacht, wäre das wohl die beste Lösung."
„Dann gehen Sie hier hinein." Mr. Lewis deutete zum Salon. An Dora gewandt, sagte er: „Nehmen Sie das Tablett wieder mit. Und sehen Sie zu, dass Stephan sich ruhig verhält. Oh, und lassen Sie uns eine Minute Zeit, ehe Sie die Haustür öffnen."
Regina wartete nicht auf die Antwort der Haushälterin, sondern eilte in den Nebenraum, wo sie sich hektisch nach einem Versteck umsah. Sie überlegte gerade, ob sie sich hinter den Vorhang stellen sollte, als Mr. Lewis ihr in den Salon folgte.
„Nein, nein", sagte er hastig, als er sah, was sie vorhatte. Er ging zu dem antiken Sarg, wo alles begonnen hatte, zog einen Schemel heran und bedeutete ihr, ihn als Trittbrett zu benutzen. „Hier hinein."
Es war das Letzte, was Regina wollte, aber es blieb ihr keine Zeit zum Argumentieren. Denn es klingelte bereits an der Tür. Regina kletterte in den Sarg und legte sich hin. Mr. Lewis klappte den Deckel zu. Mit leisem Klicken rastete das Schnappschloss ein.
Wie eine Welle überflutete sie die Panik. Sie war eingeschlossen. Erdrückende, stickige, staubige, pechschwarze Finsternis umgab sie, die ihr die Luft abschnürte. Und eine Grabesruhe. Wie hatte sie das Entsetzen vergessen können, das sie damals, beim ersten Mal, überfiel? Wie konnte sie sich erneut in diese Situation drängen lassen?
Es war verrückt. Es war außerdem dumm, feige und unwürdig. Sie sollte Kane gegenübertreten, anstatt sich vor ihm zu verbergen. Wenn es ihr gelänge, das Schnappschloss zu finden und es zu öffnen, so wie Kane es an jenem ersten Tag machte, würde sie ihr Versteck verlassen und sich der Situation stellen.
Sie tastete nach dem Metallverschluss, fand ihn und fingerte daran herum, um zu ergründen, wie er funktionierte. Der Mechanismus konnte doch nicht allzu kompliziert sein. Schließlich war er nicht dazu gedacht, Lebende eingesperrt zu halten. Nachdem sie die Freiheit vor Augen hatte, fiel ihr das Atmen etwas leichter.
Und dann hörte sie auf einmal Kanes tiefen Bariton und wagte sich nicht mehr zu rühren.
„Betsy sagte, Regina sei hier. Erzähl mir bloß nicht, dass sie schon abgefahren ist."
„Siehst du sie irgendwo?" fragte Mr. Lewis. Seine Stimme klang nicht so, als würde sie von weither kommen. Vermutlich hatte Kane ihn bei der Flügeltür abgefangen, und die beiden Männer befanden sich im Salon.
Der Laut, den Kane von sich gab, war verächtliches Schnauben und Seufzen zugleich. „Ich hätte es mir denken können. Ich habe noch nie eine Frau erlebt, die es so meisterhaft versteht, die Dinge zu komplizieren."
„Ich würde meinen, du bist auf diesem Gebiet auch ganz gut."
„Da könntest du Recht haben. Ich habe die Sache wohl ziemlich vermasselt."
„Die Situation ist nicht so verfahren, dass sie sich nicht regeln ließe", erwiderte sein Großvater. „Aber natürlich musst du den Mut dazu aufbringen."
So sehr Regina sich auch anstrengte, sie konnte zunächst einmal keine Antwort von Kane hören. Erneut begann sie an dem Schnappschloss des Sarges herumzufummeln.
„Ich glaube nicht, dass es etwas nützen würde", wandte Kane schließlich ein. „Ich habe Regina zu sehr bloßgestellt. Es fehlte nur noch, dass ich sie vor aller Öffentlichkeit eine Prostituierte genannt hätte."
Mr. Lewis stimmte ihm zu. „Eine Weile dachte ich, du seist total verrückt geworden. Bis ich merkte, was du vorhattest. Du wolltest die Dinge klarstellen, nicht wahr? Jeder sollte wissen, dass Regina zu dem, was sie tat, gezwungen wurde. Du hast dem Klatsch von vornherein jede Grundlage entzogen."
Regina zwinkerte überrascht und starrte dann mit weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit. Was Mr. Lewis da sagte, ließ das Verhör, das sie erdulden musste, in einem völlig neuen Licht erscheinen.
„Das Dumme daran ist", sagte Kane grimmig, „dass ich dabei gleichzeitig meine eigenen Chancen verspielt habe."
„Du bist etwas zu weit gegangen, das würde ich auch sagen."
„Ich weiß." Kane schien zum Fenster zu gehen, denn seine Stimme entfernte sich. „Aber da saß sie als Zeugin vor mir, stand unter Eid, die Wahrheit zu sagen, und war meiner Gnade ausgeliefert. Wie hätte ich der Versuchung widerstehen können?"
„Also hast du sie
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