Der Benedict Clan 01 - Auf immer und ewig
das nicht gesagt, hätte Regina vielleicht ihren Entschluss doch noch geändert. Aber die Vorstellung, Mr. Lewis könnte dasitzen und auf sie warten, während sie in die andere Richtung davonfuhr, war ihr zu unangenehm. Und so schlug sie den Weg nach Hallowed Grounds ein. Erst als sie in die Einfahrt einbog, überlegte sie sich, dass dieser Besuch sie erheblichen Zeitverlust kosten würde. Doch daran ließ sich jetzt nichts mehr ändern.
Mr. Lewis arbeitete im Garten hinter dem Haus. Er winkte Regina zum hinteren Parkplatz und führte sie dann durch die Küche ins Haus. Dabei begegneten sie Dora, die Stephan vorschlug, ihr Gesellschaft zu leisten, und ihm einen Lebkuchenmann in Aussicht stellte, den sie extra für ihn gebacken habe. Unterdessen ging Mr. Lewis mit Regina weiter zum Wohnzimmer neben dem Salon. Dora würde auch ihr gleich warme Lebkuchen und Tee bringen, versprach er ihr, während er sie aufforderte, sich doch zu setzen.
Nur zögernd kam Regina der Aufforderung nach. „Ich möchte wirklich nicht lange bleiben", protestierte sie.
„Das weiß ich, und ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich es bedaure, dass Sie uns verlassen wollen. Ich hatte gehofft, die Sache würde anders ausgehen. Aber zum Zeichen meiner Dankbarkeit wollte ich Ihnen ein kleines Erinnerungsgeschenk geben, ehe Sie abreisen."
Während er sprach, nahm er ein kleines abgegriffenes Samtkästchen von einem Beistelltisch und hielt es ihr hin. Regina machte keine Anstalten, es anzunehmen. „Sie haben keinerlei Grund, mir dankbar zu sein."
„Da muss ich Ihnen widersprechen. Hätten Sie nicht Ihr Wissen um Berrys Aktivitäten mit uns geteilt, wäre mein Prozess nicht so einfach zu gewinnen gewesen. Meine Frau hing sehr an diesem Schmuckstück, und ich bin sicher, es würde ihr gefallen, dass jemand es trägt, der seinen Wert zu schätzen weiß."
Er öffnete das Kästchen und drückte es ihr in die Hand. Regina verschlug es die Sprache, als sie auf das Schmuckstück herabsah. Auf dem Samt funkelte ein wunderbar gearbeitetes viktoria- nisches Granat-Collier aus Blumen und Medaillons mit einem ge- orgianischen Kreuz in der Mitte. Ihr violetter Schimmer wies die blutroten Steine als böhmische Eisenton-Granate aus.
„Es ist wunderschön, wirklich bezaubernd", sagte Regina leise, während sie andächtig die Steine berührte, „aber viel zu wertvoll, um es aus der Familie zu geben."
Mr. Lewis lächelte. „Nicht im Geringsten. Niemand könnte diesen Schmuck mehr verdienen als Sie. Denn Granat ist der Stein, der Treue, Beständigkeit und Glaube repräsentiert."
„Ich verstehe." Regina spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. „Sie meinen, ich könnte diese Eigenschaften gebrauchen."
„Keinesfalls", wies er ihre Vermutung ernsthaft zurück. „Ich meine, Sie besitzen sie bereits. Guter Gott, wissen Sie denn nicht, was Sie für diese Familie getan haben? Sie haben meinen Enkelsohn aufgerüttelt, ihn aus seiner zynischen Selbstversunkenheit herausgerissen und ihm und seinem alten Großvater gezeigt, dass man nicht ständig Angst davor haben darf, jemand könne einem wehtun. Durch Sie haben wir begriffen, dass die Wahrheit ein zweischneidiges Schwert ist, dass man mehr aus ihr lernen kann, als einem mitunter lieb ist. Sie haben mich davor bewahrt, von einem Moloch geschluckt zu werden. Sie haben mir mein Erbe und meinen Beruf zurückgegeben. Und das ist erst der Anfang."
„Ich hatte meine Gründe - selbstsüchtige Gründe", antwortete Regina. „Außerdem habe ich nichts davon allein getan."
„Wir alle haben unsere Gründe. Das sollten Sie bedenken, wenn Sie das nächste Mal jemandem begegnen, der eine zweite Chance braucht. Und wirklich allein handelt keiner von uns."
In diesem Moment erschien Dora mit einem Tablett in der Hand an der Tür. Ihr Gesicht war so ernst wie ihre Stimme, als sie sagte: „Mr. Kane kommt gerade die Einfahrt hinauf."
Mit einem leisen Schrei sprang Regina auf. „Ich muss gehen. Wo ist Stephan?"
„Bitte, bleiben Sie. Kane und Sie sollten miteinander reden."
„Auf gar keinen Fall. Wir haben uns nichts mehr zu sagen."
„Sie mögen vielleicht so denken, aber ich glaube nicht..."
„Nein!" Regina eilte zur Tür. Dabei überlegte sie fieberhaft, ob sie noch Zeit hatte, durch die Hintertür zu verschwinden, ehe Kane merkte, dass sie hier war.
„Ich glaube, es ist zu spät, meine Liebe. Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass Sie Kane begegnen. Es sei denn, Sie möchten sich irgendwo
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