Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
mit einem Finger über den glänzenden purpurroten Lack zu fahren, und sagte: „Wenn der Kasinodampfer erst hier ist, haben die Leute ja vielleicht etwas anderes zu tun, als sich herumzuzanken. Gibt es an dieser Front irgendwelche neuen Entwicklungen?"
„Demnächst kommen zwei Bonzen von dem Konsortium in die Stadt, um den Gang der Dinge etwas zu beschleunigen."
Endlich. „Dann sind Sie doch bestimmt auch dabei, wenn Kriegsrat gehalten wird, oder? Wann ist es denn?"
„ Ü bermorgen."
Das war nicht mehr lange hin, gar nicht lange. Sie musste sich schleunigst überlegen, wie sie am besten von hier wegkam. Als sie wieder auf das Auto vor sich schaute, nahm in ihrem Kopf ganz langsam eine vage Idee Gestalt an. Sie fuhr mit dem Finger über den Kotflügel und sagte mit sorgfältig berechneter Beiläufigkeit: „Und wo stellen Sie Ihr Prachtstück unter, dass es in so einem tadellosen Zustand ist?"
„In der Scheune", erwiderte Roan mit einem kühlen silbrigen Glitzern in den Augen. „Sicher verwahrt hinter Schloss und Riegel."
Sie hätte es wissen müssen.
In diesem Augenblick wurde ihre Aufmerksamkeit von dem Motorengeräusch eines Fahrzeugs abgelenkt, das draußen auf der Straße seine Fahrt verlangsamte. Als sie sich umdrehten, sahen sie, wie ein türkismetallicfarbener Koloss von einem Wohnmobil in die Auffahrt einbog. Es fuhr auf sie zu und hielt wenig später hinter dem Super Bird an. Gleich darauf glitt die Seitentür mit einem hydraulischen Zischen auf, dann stieg ein Mann aus und ging auf sie zu.
Er war hoch gewachsen und schlank, hatte volles dunkles Haar, durch das sich zahlreiche graue Strähnen zogen, und die breitschultrige, schmalhüftige Figur eines viel jüngeren Mannes. Die grauen Augen unter den buschigen Brauen wirkten sanft und doch scharf, und auf seinem sonnverbrannten Gesicht lag ein Lächeln.
„Sagen Sie jetzt nichts", sagte Tory. „Noch ein Benedict."
„Gib der Lady einen Preis", rief der Neuankömmling. „Und ich nehme inzwischen einen großen Becher Kaffee. Seit ich deinen Anruf bekommen habe, bin ich fast vierundzwanzig Stunden gefahren, Sohn."
„Alles, was du willst, Pop", sagte Roan, während er auf seinen Vater zuging und ihn umarmte. „Schön, dich endlich wieder mal zu Hause zu haben."
„Na ja, das musst du auch sagen, nachdem du mich von der hübschesten, reizendsten Lady weggelotst hast, die ich seit langem getroffen habe." Der ältere Mann räusperte sich und klopfte seinem Sohn noch einmal auf die Schulter, bevor er sich aus der Umarmung löste.
„Hätte mir gleich denken können, dass du was am Laufen hast."
„Das hättest du allerdings, weil wie ein Mönch zu leben nicht unbedingt der Lebensart der Benedicts entspricht. Na ja, für die meisten von uns jedenfalls. Aber mach dir keine Gedanken. Wenn das die Lady ist, wegen der du den Clan zusammentrommelst, könnte sich das Heimkommen ja vielleicht doch noch lohnen."
„Den Clan zusammentrommeln?" fragte Tory, wobei sie
Roan mit einer fragend hochgezogenen Augenbraue anschaute. Clay war noch einmal vorbeigekommen und gestern Nachmittag hatte Luke reingeschaut und sich eine Weile mit Jake unterhalten, während sie einen Mittagsschlaf gemacht hatte. Hatten alle diese Besuche einen bestimmten Grund?
Roans einzige Reaktion bestand darin, dass er eine schnelle Handbewegung in ihre Richtung machte. „Darf ich vorstellen, Donna, Pop Dad."
Roans Vater war allem Anschein nach ein Mann, der sein Leben damit verbracht hatte, andere Leute einzuschätzen; der Blick, mit dem er sie taxierte, glitt so schnell über sie hinweg, dass Tory es kaum mitbekam. Falls er das Ü berwachungsinstrument an ihrem Fußgelenk registrierte, so besaß er jedenfalls genug Taktgefühl, um den Blick nicht darauf verweilen zu lassen.
„Donna", wiederholte er, während er ihre Hand nahm und an die Lippen zog, wobei sich in seinen dunkelgrauen Augen, die denen seines Sohns so ähnlich waren, Wertschätzung spiegelte. „Es ist mir ein Vergnügen."
„Danke, Mr. Benedict", gab sie zurück und wurde rot, nachdem ihr klar wurde, was das für ein Unsinn war, denn wofür sollte sie ihm dankbar sein?
„Nennen Sie mich Pop, das machen alle."
Irgendetwas an seiner galanten Art und seinem warmen Lächeln bewirkte, dass sie sich wünschte, ebenso reagieren zu können. „Tut mir Leid, wenn Sie meinetwegen Unannehmlichkeiten haben."
„Überhaupt nicht."
„Es war nur eine Ausrede, um ihn herzulocken", sagte Roan schnell, bevor er seinen
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