Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
einen stärkeren Kolben, sogar die Zylinderköpfe hatten sie aufgebohrt, um die Leistung zu verbessern. Sie waren ein Paar gewesen, eine Einheit in ihrer Gruppe. Er war alles, was sich die Mädchen wünschten: sportlich, erfahren, mit langen, von der Sonne ausgebleichten blonden Haaren, die er sich zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, atemberaubenden türkisfarbenen Augen und einer Menge Freizeit. Und sie hatte ihn gehabt. Für ein paar kurze Wochen.
„Das war doch nicht etwa der Kerl, wegen dem Sie sich die Brust haben operieren lassen, oder?"
Tory schaute Roan scharf an, überrascht darüber, dass er aus dem wenigen, das sie ihm erzählt hatte, diesen Schluss gezogen hatte. Sie musste wirklich aufhören, diesen Mann zu unterschätzen. Und er hatte natürlich in gewisser Weise Recht. Die Brustvergrößerung hatte sie in den Weihnachtsferien desselben Jahres vornehmen lassen.
Sie begegnete einen langen Moment seinem Blick, ihr eigener offen und verletzlich. Auf seinem Gesicht spiegelte sich so viel Toleranz, so viel ruhige Akzeptanz menschlicher Schwächen. Trotz der hohen Maßstäbe, die er an sich selbst anlegte, verlangte er von anderen offensichtlich nicht, dass sie perfekt waren.
Plötzlich hasste sie die Barriere, die sie mit ihren Lügen zwischen ihnen errichtet hatte. Sie sehnte sich danach, sie niederzureißen, ihm alles erzählen zu können. Dass sie es nicht konnte, dass sie ihn verlassen musste, und zwar schon bald, tat so weh, dass sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen.
Er wartete auf eine Antwort. Alles, was sie in dem Moment konnte, war ein Schulterzucken, während sie verzweifelt nach einem anderen Gesprächsthema suchte und es aus ihrem dringenden Bedürfnis heraus zu erfahren, wann Harrell eintraf, auch gleich fand. „Dann haben Sie sich also wirklich ausnahmsweise mal einen Tag freigenommen", sagte sie, während sie sich wieder zur Motorhaube umdrehte. „Das bedeutet vermutlich, dass im Augenblick in Turn-Coupe nicht viel los ist, wo die Polizei gebraucht würde, oder?"
„Heute nicht."
Der Mann war wirklich unglaublich zugeknöpft. Sie würde noch einen zweiten Anlauf machen müssen. „Keinerlei Aufregungen irgendwelcher Art, hm?"
„Tja, lassen Sie mich überlegen. Also, Bobby Crofton hat Joe Myers' Sohn beim Ballspielen eins auf die Nase gegeben, woraufhin sich ihre Mütter mächtig in die Haare geraten sind.
Das rief die Gatten der beiden Damen auf den Plan und veranlasste sie, sich gegenseitig wüste Beleidigungen an den Kopf zu werfen und ein paar Boxhiebe in den Magen zu verpassen. Über dieses Spektakel war Bobbys Großmutter dermaßen empört, dass sie die ganze Bande mit dem Wasserschlauch abgespritzt hat, was wiederum dazu geführt hat, dass der Boxkampf zu einer großen Schlammschlacht ausgeartet ist. Libby Myers, die nicht nur mit ihrer weißen Hose in den Dreck gefallen ist, sondern auch noch ihre neue Dauerwelle ruiniert hat, hat die alte Dame wegen Körperverletzung und ..."
„Jetzt reicht's aber, das denken Sie sich doch alles nur aus", beschwerte sich Tory.
„Es ist passiert. Ehrenwort." Er suchte mit einem Lachen in den Augen ihren Blick. Sie standen so nah beieinander, dass sie seine Körperwärme spüren konnte, dass die Haare auf seinem Unterarm sie am Ellbogen kitzelten, als ihr Arm den seinen streifte. Der Duft des Kräutershampoos, das er benutzt hatte, hüllte sie ein, zusammen mit dem Geruch nach frischer Wäsche, warmem Mann und Motorenöl. In seinen Pupillen konnte sie ihr Spiegelbild sehen.
Sie nahm ihn mit einer Schärfe wahr, die ihr durch und durch ging, es war eine Angelegenheit von Instinkt und aufflackernden Gefühlen, die nichts damit zu tun hatten, was für sie beide das Beste war. Sie schaute ihn an, während ihre Gedanken gefährliche Pfade entlangschlidderten. Wie würde es sein, ihn zu lieben? War es möglich, dass sich diese nebulöse Zufriedenheit, die sie in seiner Anwesenheit verspürte, bis ins Schlafzimmer erstreckte? Konnte sie mit ihm lachen und scherzen, ihm vertrauen, während sich ihre Gefühle in fiebrige Leidenschaft verwandelten und in ihrem Blut eine erregende Spur elementarer Gefahr summte? Irgendwo in ihrem Hinterkopf, wo der Verstand aufhörte und die Intuition begann, glaubte sie, dass es möglich war.
Es war eine verlockende Vorstellung, so verlockend, dass sie fast hören konnte, wie die Alarmglocken in ihrem Kopf schrillten. Das wurde alles viel zu gefährlich.
Sie streckte die Hand aus, um
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