Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin

Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin

Titel: Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
an wehzutun", rief sie Jake zu, der auf der anderen Seite der vordersten Reihe in dem Sträuchergestrüpp herumkroch. „Ich glaube, ich leere ihn besser aus und bringe uns dann gleich etwas Kaltes zu trinken mit." Ja, gut."
    Es klang, als ob er in Gedanken mit anderen Dingen beschäftigt wäre. Tory hoffte, dass es so blieb.
    Betont langsam schlenderte sie zum Haus. In der Küche schüttete sie die Beeren in eine Schüssel, dann rannte sie die Treppe nach oben in Roans Schlafzimmer.
    Von dem Hemd und den Shorts, die er angehabt hatte, war nirgends etwas zu sehen; wahrscheinlich hatte er beides im Bad in den Schmutzwäschekorb geworfen. Dann waren die Schlüssel natürlich nicht mehr drin. Sie waren allerdings auch weder auf dem Schreibtisch noch auf der Kommode oder der Frisierkommode, und auch in den zahlreichen Schubladen, in denen sie nachschaute, waren sie nicht. Tory stand in der Mitte des Zimmers und schaute sich ratlos um, während sie spürte, wie sich Frust und Verzweiflung in ihr breit machten.
    Der Nachttisch. Natürlich.
    Wenige Minuten später saß sie mit der Hand am Zündschlüssel und der offenen Scheunentür im Rücken hinterm Steuer des Super Bird. Den Fuß hatte sie auf der Kupplung, ihre freie Hand auf dem Lenkrad. Jetzt musste sie nur noch den Zündschlüssel umdrehen, einen Gang einlegen und wegfahren.
    Sie schaffte es nicht.
    Roan hatte sie in sein Haus aufgenommen, obwohl er es nicht gemusst hätte und es für ihn ein beträchtliches Risiko barg. Er hatte sie umsorgt, beschützt und fast wie jemanden aus seiner Familie behandelt. Wenn sie jetzt floh, würde sie sein Vertrauen missbrauchen. Sie würde ihn damit der allgemeinen Kritik aussetzen, wenn nicht sogar seine Stellung als Sheriff gefährden. Er würde gezwungen sein, sie zu verfolgen. Und wenn er sie schnappte, was durchaus im Bereich des Möglichen lag, würde er gezwungen sein, sie wegen ihres Fluchtversuchs vor Gericht zu bringen.
    Und wohin sollte sie überhaupt gehen? Zurück zu ihrem Stiefvater? Dann würde sie wahrscheinlich dort statt hier mit Harrell konfrontiert werden. Sie würde sich immer noch gegen seine Lügen und Intrigen zur Wehr setzen müssen, nur dass sie es dann allein tun musste.
    Tory nahm die Hand vom Zündschlüssel, rutschte ein Stück nach unten und lehnte den Kopf gegen die niedrige Rückenlehne. Finster starrte sie auf ihr Spiegelbild in der Windschutzscheibe. Wovor sie diesmal davonlief, das sah sie ganz klar, waren ihre eigenen albernen Lügen, aus denen sich diese ganze Scharade entwickelt hatte. Wenn sie von Anfang an die Wahrheit gesagt hätte, müsste sie jetzt nicht weg. Kein Benedict würde sich je in so eine Lage bringen, weil Lügen und Vortäuschungen keine Mittel waren, derer sich die Benedicts bedienten. Wie viel einfacher war es doch auf lange Sicht, auf dem Pfad der Tugend zu bleiben.
    Sie sollte sich jetzt sofort ihren Eimer holen und zurückgehen, um die Brombeeren zu pflücken, und dann jede Minute der Zeit, die ihr auf Dog Trot noch verblieb, zählen. Zwei Tage, mehr würden es nicht sein. Dann würde ihre seltsame Idylle als Gefangene vorbeisein. Es musste sein, einen anderen Weg gab es nicht.
    In diesem Moment wurde die Tür neben ihr aufgerissen. Über ihr ragte Roan, die eine Hand auf dem Türgriff, die andere auf den Rahmen gestützt, auf. „Haben Sie vor wegzufahren?" fragte er schroff.
    „Offensichtlich nicht", gab sie zurück, während sie langsam den Kopf in den Nacken legte und seinem stählernen grauen Blick begegnete. „Sonst wäre ich schon weg."
    Sein Gesicht entspannte sich. Eine ganze Weile bewegten sie sich beide nicht und sprachen auch nicht. Schließlich sagte er ruhig: „Aber Sie haben daran gedacht."
    „Wenn Denken ein Verbrechen wäre, hätte die ganze Welt ein Vorstrafenregister. Aber Sie haben Recht", fuhr sie fort, während sich fast unmerklich der Wunsch, mit ihren Problemen nach Art der Benedicts umgehen, bei ihr einschlich. „Ich hatte vor wegzugehen. Ich habe in Ihrem Zimmer nach dem Schlüssel gesucht, aber es tut mir Leid, es tut mir wirklich Leid."
    „Was hat Sie aufgehalten?"
    Sie befeuchtete sich die Lippen, während sie versuchte, den Mut aufzubringen, ihm alles zu erzählen, doch dann entschied sie sich für die halbe Wahrheit. „Mir wurde klar, dass ich nirgendwo hingehen kann."
    Er schwieg einen Moment. „Und nun?"
    „Jetzt gehe ich wahrscheinlich zurück, um die Brombeeren zu pflücken, nehme ich an", sagte sie mit unsicherem Lächeln,

Weitere Kostenlose Bücher