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Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin

Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin

Titel: Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin Kostenlos Bücher Online Lesen
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schaute ihr ins Gesicht, sagte jedoch nichts mehr. Nachdem er ihre linke Hand losgelassen hatte, griff er wieder nach ihrer rechten, während er sie anwies: „So, und jetzt beide Daumen auf einmal."
    Das ließ sich, solange sie flach auf dem Rücken lag, nicht so einfach bewerkstelligen, zumindest nicht ohne Schmerzen. Als er ihr Problem erkannte, legte er ihr einen Arm um die Schultern und half ihr beim Aufsetzen, um ihr sodann beide Daumen auf das Stempelkissen zu pressen.
    Die halbe Umarmung war unpersönlich und doch unerträglich intim. Sein starker Arm stützte sie, umfing sie. Sein Atem streifte ihre Stirn. Seine Körperwärme war eine deutliche Erinnerung an die vergangene Nacht. Sie spürte, wie sie anfing zu zittern, und sie wusste, dass es nicht allein von ihrer körperlichen Schwäche kam. Um zu verhindern, dass er es merkte, fragte sie: „Leben Sie schon immer hier?"
    „Ja." Er verzog den Mund zu einem angedeuteten Lächeln. „Schon seit vielen Generationen."
    „Dann haben Sie Familie hier."
    „Könnte man so sagen", gab er gedehnt zurück.
    „Aber keine Frau?"
    Es dauerte einen Moment, bis er sagte: „Wie kommen Sie darauf?"
    Etwas in seinem Gesicht beunruhigte sie, aber sie ignorierte es und gab spöttisch zurück: „Kein Ehering. Davon abgesehen scheinen Sie mit Ihrem Job verheiratet zu sein."
    „Nicht ganz. Neben meinem Job habe ich auch noch ein Familienleben oder zumindest so etwas Ä hnliches."
    „Bleiben Sie deshalb hier, wegen Ihrer Familie?" Sie schaffte es nicht ganz, ihre Überraschung zu verbergen. Falls sie sich richtig erinnerte, hatte er nicht wie ein verheirateter Mann gewirkt, als er sie in seinen Armen gehalten hatte.
    Er ließ sie wieder in die Kissen gleiten, dann reinigte er ihre Daumen. „Einmal Kleinstädter, immer Kleinstädter. Es lebt sich angenehm in der Kleinstadt, so ganz ohne jede Hektik. Obwohl die Vergnügungen schlicht sind, sind sie doch reell ... ausgedehnte Spaziergänge unter Schatten spendenden Bäumen auf ruhigen Straßen, Sommerabende, an denen man nur das Zirpen der Grillen und das Gurren der Tauben hört, während man in seinem Schaukelstuhl auf der Veranda sitzt, ab und zu einen Schluck von seinem Drink nimmt und zuschaut, wie der Mond aufgeht."
    Das Leben, das er beschrieb, hatte erstaunlich viel Ähnlichkeit mit dem Leben, das sie aus den Sommern ihrer Kindheit kannte, in denen sie ihre Großeltern in ihrem kleinen italienischen Dorf besucht hatte. Sie erinnerte sich an lange friedliche Tage, an denen sie mit den ersten Sonnenstrahlen aufgestanden war und die brütend heißen Nachmittage verschlafen hatte, erinnerte sich, dass sie in dem Garten hinter dem Palazzo, von dem der Putz abblätterte, gespielt und dabei sonnenwarme Weintrauben genascht hatte, dass sie staubige Straßen hinuntergetrottet war, um Freunde zu besuchen, und den leisen Stimmen ihrer Großeltern in der Abenddämmerung gelauscht hatte. Es waren Erinnerungen, von denen sie während der langen kalten Wintermonate in Neuengland gezehrt hatte und die, selbst nachdem sie in die Wärme von Sanibel umgezogen waren, nie verblassten.
    Es waren Erinnerungen aus einem anderen Leben.
    Tory wäre damals am liebsten für immer in dem kleinen italienischen Städtchen geblieben, aber alle leidenschaftlichen Gebete vor dem Altar der alten Stadtkirche hatten nichts gefruchtet. Am Ende war ihre Mutter doch immer wiedergekommen, um sie mit nach Hause zu nehmen, wo sie der Fürsorge von Kindermädchen und Haushälterinnen überlassen wurde, während ihre Mutter mit Männern ausging, die Tory aus tiefstem Herzen verabscheute.
    Und als ihre Mutter dann den Mann erhörte, den Tory von ihren vier Ehemännern am allerwenigsten mochte, war es mit den Sommern in Italien aus und vorbei. Als sie jetzt daran dachte, verspürte sie eine Sehnsucht, die so stark war, dass sie fast schmerzte.
    Der Sheriff musterte sie einen Moment, dann ging er zur Tür und sagte irgendetwas. Einen Augenblick später erschien Doc Watson wieder auf der Bildfläche, um die Dosierung des
    Medikamententropfs neu zu justieren. Nachdem er Tory eingeschärft hatte, dass sie ihm Bescheid sagen solle, falls sie irgendetwas brauche, was Dr. Hargrove ihr nicht geben konnte, ließ er sie wieder mit Roan Benedict allein.
    Der Sheriff packte seine Ausrüstung ein und klemmte sich das Köfferchen unter den Arm, dann langte er nach seinem Stetson, der auf dem Nachttisch lag, und sagte: „Ich muss jetzt weg, aber ich schaue später nochmal rein.

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