Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
Bis dahin habe ich vor Ihrer Tür einen Mann postiert."
„Ich betrachte mich als gewarnt", gab sie kühl zurück.
Sein Gesicht blieb ausdruckslos. „Er ist zu Ihrem Schutz da und soll gleichzeitig dafür sorgen, dass Sie bleiben, wo Sie sind. Der Zutritt hier ist niemandem gestattet, außer den Leuten, die meine ausdrückliche Erlaubnis haben, und Ihrem Arzt sowie der Stationsschwester."
„Ich bin im Bilde." Obwohl die Vorstellung nicht angenehm war, weiterhin flach und mit Schläuchen ans Bett gefesselt auf dem Rücken dazuliegen.
Sein Blick hielt ihren ein paar Sekunden lang fest. Es sah aus, als ob Roan Benedict noch mehr sagen wollte, doch dann nickte er und sagte nur: „Gut. Bis später."
Sie schaute ihm nach. Schließlich starrte sie auf die Tür, die sich hinter ihm geschlossen hatte. Am liebsten hätte sie ihn zurückgerufen, um noch einmal von vorn anzufangen. Was sie eben getan hatte - eine Amnesie vorzutäuschen -, war so extrem und konnte sich in vielerlei Hinsicht als falsch herausstellen. Sie war nicht erfahren darin, sich der Obrigkeit zu widersetzen, genauso wenig wie sie es gewöhnt war, sich mit Männern wie dem Sheriff auseinander zu setzen.
Oh, natürlich kannte sie eine Menge Männer von Rang und Einfluss. Aber nur wenige waren sich dessen, was sie waren und wofür sie standen, so bewusst. Roan Benedict wirkte kompromisslos. Entweder lief alles so, wie er es sich vorstellte, oder er sorgte auf die harte Tour dafür, dass es so lief. Und das beunruhigte sie. Richtiger gesagt jagte es ihr sogar Angst ein.
Es war eine Ironie des Schicksals, dass er als Erstes ihre Fingerabdrücke gewollt hatte. Harrells Fälschung hatte sie nur entdeckt, weil ihre Bank sie routinemäßig informiert hatte, dass auf den Unterlagen, die er für seine geschäftliche Transaktion eingereicht hatte, ihr Fingerabdruck fehlte. Daraufhin hatte sie nachgefragt, und man hatte ihr genau erklärt, was für Investitionen sie getätigt hatte. Erst dann hatte sie Harrell zur Rede gestellt. Doch jetzt wurde ihr klar, dass sie besser daran getan hätte, sich umgehend an ihren Anwalt zu wenden. Dann wäre alles anders gekommen, dachte sie, die Augen schließend. Ganz anders.
Roan griff nach dem ersten Läuten des Telefons zum Hörer. Dabei warf er einen Blick auf das beleuchtete Display seines Weckers. Zwei Uhr morgens. Ein Anruf um diese Zeit bedeutete nie etwas Gutes.
„Cal hier, Sheriff."
„Was gibts?"
„Nächtlicher Zwischenfall im Krankenhaus", antwortete der Dienst tuende Beamte in der knappen, aber gestelzten Redeweise, die man ihm auf der Polizeischule beigebracht hatte und derer er sich immer noch befleißigte, als ob er ein Darsteller in einem Polizeifilm wäre. „Zwei Männer sind in das Gebäude eingedrungen. Mutmaßlich dieselben Täter, die Betsys Laden ausgeraubt haben."
Roan wurde die Brust zu eng zum Atmen. Er rollte sich umgehend aus dem Bett und schnappte sich seine Hose. „Wann?"
„Vor zwanzig Minuten, Sir. Sie haben die Gefangene geknebelt und versucht, sie aus dem Bett zu zerren. Die Frau hat es jedoch in letzter Sekunde geschafft, auf den Alarmknopf zu drücken."
„Irgendjemand verletzt?"
„Allen hat bei einem Handgemenge mit einem der Männer ein paar Kratzer abbekommen. Es wurden Schüsse abgeben, aber er wurde nicht getroffen."
Das war es nicht, was Roan wissen wollte. „Und die Verdächtige?" fragte er mit einem stählernen Unterton in der Stimme.
„In Gewahrsam."
„Verdammt, Cal, wurde sie wieder verletzt?"
„Negativ. Außer vielleicht noch einer weiteren Beule auf der Stirn."
Roan war so erleichtert, dass ihm für eine Sekunde fast schwindlig wurde. Wenn Donna oder irgendjemand anders verletzt worden wäre, wäre es seine Schuld gewesen. Er hätte mehr Leute im Krankenhaus postieren sollen.
„Wo wurden die Schüsse abgegeben?" fragte er schroff.
„Vor dem Krankenhaus. Die Verbrecher schössen wild um sich, während sie zu ihrem Fahrzeug rannten. Aber bis auf ein paar zerschossene Scheiben ist kein Schaden entstanden. Bei dem Fluchtfahrzeug handelt es sich um den Wagen, der auf einem hiesigen Parkplatz gestohlen wurde."
„Wurde die Verfolgung aufgenommen?"
„Allen hat seinen Wachposten nicht verlassen, falls Ihre Frage darauf abzielt. Ich habe die Fahndung eingeleitet, aber bis jetzt haben wir noch nichts gehört."
Roan runzelte die Stirn. Er hielt den Hörer zwischen Kinn und Schulter eingeklemmt, während er den Reißverschluss an seiner Hose hochzog und sich
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